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GCM 5-2016

  GCM 5 / 2016 GERMAN COUNCIL . Vertrauen Herr Siberski, als Dirigent bringen Sie dutzen- de Profimusiker in Wohlklang. Was schafft das Vertrauen, Ihrer Interpretation zu folgen?  Leo Siberski:  Am Ende der Erfolg. Jubelt das Publikum, begeistern sich Kulturkritiker und bekommt das Orchester Tourneeeinladungen, eilt einem der Ruf beim nächsten Engagement als Vertrauensvorschuss voraus. In der direkten Arbeit mit den Musikern zählt fachliche Kom- petenz und Überzeugungskraft. Also hand- werklich tadellos dirigieren, hören, wo es nicht klappt und dann Lösungen liefern. Und überzeugen heißt?  Leo Siberski: Ich muss wissen, was ich will und dafür brennen. Nur so kann ich die Musiker einladen mitzukommen! Bevor ich also vor das Orchester trete, habe ich meine Hauptarbeit, die musikalische Auseinandersetzung, längst abgeschlossen. In der Zusammenarbeit erwächst Überzeu- gungskraft aus Commitment, also inhaltlichem, emotionalem und zeitlichem Engagement. Zeit ist bei vielen bekannten Dirigenten kein gerin- verantwortete ich drei Projekte im Jahr selbst- ständig. Doch ein Orchester bis zur eigenen Note auszuformen, ist die Aufgabe des Chefdiri- genten – und der Ruf hat mich noch nicht ereilt. Ihre Karriere begann als Trompeter an der Berli- ner Staatsoper. Aber als Orchestermusiker fehl- te Ihnen der Selbstausdruck und Sie zogen die Konsequenzen ...  Leo Siberski: Die entscheidende Frage war: Will ich mitgestalten oder nur mitmachen? Obwohl mein Job zu den bestbezahlten der Deutschen Orchestermusiker zählte, begann ich 1997 Diri- gieren zu studieren. Zunächst ergebnisoffen. Aber die tiefe Auseinandersetzung mit Werken und Interpretation zog mich wie in ein Bermuda- dreieck hinein. Trotz Ungewissheit, ob ich je wie- der in der gleichen Liga wie im Orchester spielen würde, beschloss ich Dirigent zu werden. Gastdirigent zu sein heißt, wechselnde Orches- ter und Vertrauen immer wieder neu und in kurzer Zeit aufzubauen. Wie funktioniert das?  Leo Siberski: Zum Glück werde ich sehr oft wie- der eingeladen. Beim fünften Engagement mit BRILLIEREN STATT NIVELLIEREN Kann der Einzelhandel von der Klassischen Musik lernen, wieder die Massen anzusprechen? Es braucht Vertrauen, Commitment und lebendige Vermittlung, sagt Dirigent Leo Siberski. Ein Interview. ges Problem. Oftmals verlangen die Verträge von Chefdirigenten nur noch ein Vierteljahr Anwe- senheitspflicht. Viele reisen nur zu den Proben an und feilen sonst mit anderweitigen Engagements an ihren Karrieren. Wo aber bleibt da das Einlas- sen? Vor 50 Jahren saßen Musikdirektoren jeden Abend in »ihrem« Theater, durchdrangen den ge- samten Betrieb und verschrieben sich dem Haus, dessen Musik sie verantworteten. Das ist heute selten. Sir Simon Rattle fällt mir dazu ein. Acht- zehn Jahre lang leitete er das City of Birmingham Symphony Orchestra, was er aus der Mittelklasse zur Weltspitze führte. Dafür schlug er attraktivere Angebote aus. Nur so gelang es, das Orchester zu einem Klangkörper internationalen Ranges zu formen. Seit 2002 nun konzentriert er sich auf die Berliner Philharmoniker. Wie handhaben Sie den Faktor Zeit in Ihren En- gagements?  Leo Siberski:  In der Orchesterbranche qualifi- ziert man sich über Gastdirigate. Da sind die Zeitlimits gesetzt: Bei Symphonien hat man we- nige Tage, bei Opern vielleicht eine Woche. Als Stellvertretender Chefdirigent am Theater Kiel © Thomas Koy

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