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GCM 5-2016

  GCM 5 / 2016 GERMAN COUNCIL . Vertrauen Es passiert nicht allzu oft, dass ein Journalist von einem Journalisten interviewt wird. Jörg Hintz war ein halbes Leben als solcher mit großer Leidenschaft tätig. Gestartet bei der Lebensmittel Zeitung, wo er schnell in die Chefredaktion an der Seite des »legendären« Theo Werdin beordert wurde, wechselte er 1978 als alleiniger Redaktionschef zur Textil- Wirtschaft (TW), die ebenfalls zum Deut- schen Fachverlag gehört, und dessen Ge- schäftsführer er zehn Jahre vor dem Ende sei- ner beruflichen Laufbahn wurde. Im Inter- view mit GCM-Chefredakteur Thorsten Mül- ler erzählt Hintz, wie er die Entwicklungen in der Branche erlebt hat, aber auch womit er sich heute in seinem seit zehn Jahren wäh- renden (Un-)Ruhestand beschäftigt. Wie haben Sie als Fachjournalist die Entwick- lung des Einzelhandels erlebt? Es gab ja tief- greifende Veränderungen.  Jörg Hintz:  Als ich im Dezember 1967 bei der Lebensmittel Zeitung begann, steckte der Ein- zelhandel in einem Umbruch. Besser gesagt in einem Aufbruch. Es gab immer mehr Autos, Wer gehörte denn damals sonst noch zu den Gewinnern?  Jörg Hintz:  Eine große Zukunft wurde auch den Großfilialisten wie P&C, Sinn, Leffers oder Wöhrl, vorhergesagt, aber ein Siegeszug wie bei den Vertikalen fand hier nicht statt. Heute wissen wir, dass für die Großfläche vor allem eine lokale Ausrichtung für den Erfolg bedeut- sam ist. Wie L & T in Osnabrück, Garhammer in Waldkirchen und viele andere. Und dann kamen die Einkaufszentren?  Jörg Hintz:  Ja, aber so richtig erst in den 90er Jahren. Sie profitierten besonders von der Mul- tiplikation der Spezialkonzepte, weil sie ja letzt- lich eine organisierte Versammlung von Spezia- listen sind. In dieser Zeit entstand auch eine enge Kooperation der TW mit dem German Council of Shopping Centers. Zu Peter Fuhr- mann, Elisabeth Lange und Helmut Koprian ent- wickelte ich schnell ein gutes Verhältnis. Fuhr- mann sagte bei einem German Council Con- gress: »Das ist der Herr Hintz, der hat bei der TW das Thema Handelsimmobilien eingeführt.« Es war natürlich etwas übertrieben, aber Stand- ortentwicklung und Standortwahl spielten eine immer wichtigere Rolle und wurden so auch zu einem Dauerthema der TW. Center-Unternehmen wie ECE und mfi besetz- ten interessante Standorte, und sie mussten ja auch Mieterpolitik machen, Strukturen schaf- fen und immer im Gespräch mit dem Einzel- handel sein. So erhielten sie nachrichtlich und inhaltlich mehr Platz bei uns, denn auch ihre Arbeitsweise – das Centermanagement – war ja für unsere Leser interessant. Wie hat die Branche darauf reagiert?  Jörg Hintz: Die Center waren natürlich starke Wettbewerber. Als mit der ECE erstmals ein Shopping-Center-Unternehmen mit dem Fo- rum-Preis der TW ausgezeichnet wurde, ru- morte es im Publikum. Wie auch vorher bei der Auszeichnung von H&M. Aber die Ent- scheidungen der Jury erfolgten zu Recht. Sie VERTRAUEN MUSS MAN SICH IMMER WIEDER NEU VERDIENEN Interview mit Jörg Hintz, dem langjährigen Chefredakteur der TextilWirtschaft, der die Entwicklungen im Einzelhandel und der Medienlandschaft über mehrere Jahrzehnte hinweg hautnah und intensiv miterlebte Millionen zogen in die Vorstädte, SB-Großflä- chen entstanden, der Discount wurde bedeu- tender, die Preisbindung fiel. Massa, Wert- kauf, Mehrwert hießen die SB-Pioniere, Karstadt versuchte sie zu imitieren, aber das gelang den Etablierten aufgrund ihrer Kosten- strukturen nicht. Die Textil-Produktion verlagerte sich in dieser Zeit bereits zunehmend ins Ausland. Unterneh- men wie Seidensticker machten damals den An- fang. Dann gab es in den 80ern die ersten Wir- kungen der Globalisierung und neuer Kommu- nikation. Die Vertikalisierung, mit Unterneh- men wie H&M, Benetton oder Zara, begann. Es war der Aufstieg von vertikal organisierten Tex- tilspezialisten. Eng ausgerichtet – damit auch schneller in der Warenbeschaffung – agierten sie international, was eine Reihe von Vorteilen bot. Das stellte natürlich für die eher breit aus- gerichteten Warenhäuser eine beachtliche Be- drohung dar. Sie hatten zu der Zeit bereits klei- nere Standorte belegt. Aber sie waren dort nur optisch die Größten. Viele Spezialisten zeigten sich in ihrem Warenbereich leistungsfähiger. So zumindest sahen es die Kunden. © Thomas Fedra (Frankfurt)

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