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GCM 5-2016

GCM 5 / 2016   GERMAN COUNCIL . Vertrauen Einzelhandel in der Gesellschaft hat, nicht zu- letzt hinsichlich der Arbeitsplätze. Obwohl of- fenbar ein Angestellter in der Automobilbran- che eine größere Beachtung genießt als eine Verkäuferin in einem Supermarkt. Fakt ist aber, dass die Lobbyarbeit des Einzel- handels offensiver sein könnte. Aktuell sehen wir, wie schnell mit Bürgerentscheiden – also durch direkte Demokratie – für den Handel Punkte wie Ladenöffnung am Sonntag eine ungewollte Wendung nehmen können. Das Leitthema dieses Magazins lautet VER- TRAUEN. Welches Vertrauen hat man den Fach- medien Ihres Verlages über die Jahre hinweg geschenkt? Wie haben Sie dies empfunden?  Jörg Hintz: Man muss sich ja Vertrauen immer wieder neu verdienen. Der Verlag hat es ver- standen, seine Qualität und Aktualität konti- nuierlich weiterzuentwickeln. Wir haben im- mer wieder neue Kanäle aufgemacht und dar- in mit Sachkompetenz überzeugt. Die TW ist keine Tageszeitung. Aber wir produzieren on- line mehrfach täglich neue News. Wir spüren das Vertrauen über die hervorragende Nut- zung. Hinzu kommt die Online-Präsentation der bildhaften Angebote. Interessant auch, dass der Verlag bei aller digitalen Kommunika- tion ein wachsendes Veranstaltungs- und Kon- gressgeschäft aufziehen konnte. Trotz digita- ler Kommunikation will man sich ja auch »face to face« begegnen. Fachmedien stehen in einem sehr engen Kon- takt mit ihren Kunden. Sie spüren das Feed- back sehr direkt. Guter Fachjournalismus muss die Sachkenntnis mit einer bewussten Distanz verbinden, um die Unabhängigkeit zu bewah- ren. Wir sind ja kein Parteigänger. Das war und ist die DNA des Verlages. Ich darf das sa- gen, auch wenn ich nicht mehr aktiv dabei bin. Aber im Internet gibt es neue Konkurrenz, oder?  Jörg Hintz:  Die sozialen Netzwerke sind ein öffentlicher Stammtisch. Jeder kann heutzuta- ge mit einem Click veröffentlichen. Als Redak- teur habe ich eine journalistische Ausbildung und Praxis, ich unterliege dem Presserecht – das alles findet im Internet nicht statt. Es schafft eine Gesellschaft von Followern. Über Algorithmen erfolgt eine permanente Selbst- bestätigung. Für Kreatives werden wir wohl auch in Zukunft persönlich gebraucht. Und das Internet stellt natürlich auch viele Wei- chen für das Marketing neu. Denken Sie an die Blogger oder das sogenannte Influencer-Mar- keting. Das alles ist, wie die aktuellen Debatten zei- gen, ein gesellschaftliches Thema. Und rele- vant für die Medien wie gerade auch für die Mode. Wer weiß, wie die Rollen in fünf Jahren verteilt sind. In Puncto Vertrauen möchten wir auch noch Ihre Ansicht zu Meinungsumfragen wissen.  Jörg Hintz: Da sollte man vorsichtig sein. Mei- nungsumfragen, bei denen es zum Beispiel um den Preis geht, stimmen meist nicht, weil sich die Kunden dazu nicht ehrlich äußern. Ich bin davon überzeugt, dass für die Menschen der Preis in Wirklichkeit viel wichtiger ist, als sie es darstellen. Wir haben ja aktuell Ähnli- ches in der Politik erlebt. Man hat sich in Um- fragen in Großbritannien oder den USA an- ders geäußert als in der Wahlkabine. Womit beschäftigen Sie sich eigentlich seit Ih- rer Pensionierung ?  Jörg Hintz:  Ich habe 2006 mit 65 Jahren alle operativen Aufgaben abgegeben – auch keine Einzelprojekte übernommen. Ich wollte nun Dinge tun, die beruflich bedingt immer zu kurz gekommen waren. Musik zum Beispiel. Als Kind habe ich Klavier gelernt. Auch später war ich ein eifriger Kon- zertgänger. Mit meiner Pensionierung habe ich mir einen Klavierlehrer genommen. Es ist toll, wieder Schüler zu sein, immer wieder Neues anzufangen. Ich lese mit hoher Be- geisterung Bücher über Musik, Geschichte, Astrophysik. Ich versuche nach wie vor, Ein- steins allgemeine Relativitätstheorie zu ver- stehen. © Thomas Fedra (Frankfurt)

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