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GCM 5-2016

GCM 5 / 2016   GERMAN COUNCIL . Vertrauen © Die Hoffotografen GmbH, Berlin vermarktung im Netz deutlich an Bedeutung gewinnen werden. Welche Auswirkungen für den Deutschen Ein- zelhandel sehen Sie durch das internationale politische Geschehen? Flüchtlinge, BREXIT, die Lage in Syrien und der Türkei oder das neu be- setzte Präsidentenamt in den USA seien hier als Beispiele genannt.  Stefan Genth: Die internationalen Rahmenbe- dingungen werden unsicherer und unbere- chenbarer. Insofern wächst die Rolle eines sta- bilen Konsums und einer gut laufenden Bin- nenkonjunktur für die Volkswirtschaft. Das muss sich jetzt auch noch stärker in der prakti- schen Politik niederschlagen. Die Händler brauchen mehr unternehmerische Freiheit, weniger Bürokratie und eine moderne Infra- struktur. Wir müssen alle gemeinsam dafür sorgen, dass der Handel Stabilitätsanker für die Volkswirtschaft bleiben kann. Was passiert in der Beziehung zwischen Stadt und Handel? Lange Genehmigungsverfahren und offenbar nicht nachlassende Restriktionen bei Flächen und Sortimenten stehen im Gegen- satz zum Wunsch, die Innenstädte durch neue Einzelhandelsansiedlungen zu stärken. Oder se- hen Sie das anders?   Stefan Genth:  Der geltende Regelungsansatz ist grundsätzlich gut. Das hat vor Kurzem auch eine Studie im Auftrag des Bundestages ge- zeigt. Demnach fördert die Baunutzungsver- ordnung die Bemühungen der Städte zur Er- haltung und Entwicklung der zentralen Ver- sorgungsbereiche im Sinne der Innenentwick- lung. Allerdings funktioniert die Anwendung vor Ort nicht so, wie wir uns das wünschen. Es wird viel zu selten auf das Instrumentarium zurückgegriffen. Ein ganz klarer Irrweg ist dagegen die Aufwei- chung der Sortimentsliste. Denn die aktuellen Umsatzverschiebungen zugunsten des Online- Handels treffen besonders die Innenstädte. Wenn jetzt gleichzeitig die Entwicklungsmög- lichkeiten auf der Grünen Wiese verbessert werden, gerät der Standort Innenstadt zusätz- lich unter Druck. Das ist nicht im Sinne einer Politik, die vitale und attraktive Stadtzentren er- halten möchte. Wie lautet Ihre Prognose hinsichtlich der EZH- Entwicklung im kommenden Jahr und darüber hinaus?  Stefan Genth:  Für konkrete, bezifferbare Er- wartungen ist es sicher noch zu früh. Ich gehe aber von einer weiter wachsenden Rolle des Multichannel-Handels aus. Für stationäre Händler, die bisher im Internet nicht auffind- bar sind, wird es immer enger werden. Wer im Netz nicht stattfindet, existiert für viele Kun- den nicht mehr. Hier müssen insbesondere noch viele kleinere und mittelständische Un- ternehmen nachziehen. Es muss ja nicht im- mer gleich der eigene Online-Shop sein. Für viele macht auch der Verkauf über Online- Plattformen Sinn. Das Minimum jedoch muss die Auffindbarkeit jedes Geschäfts im Internet sein. Welche digitalen Trends werden aus Ihrer Sicht den Einzelhandel in nächster Zeit am stärksten beeinflussen?  Stefan Genth:  Große Wirkung traue ich der Digitalisierung der Innenstädte zu. Neben dem Handel werden sich Gastronomie, Dienst- leister aber auch Nahverkehrsunternehmen und die Verwaltung im Allgemeinen digitali- sieren und den Kunden online Angebote ma- chen. Dafür brauchen wir aber eine flächende- ckende Breitbandversorgung. Gerade in den ländlichen Regionen gibt es hier noch Nach- holbedarf. Und auch die Möglichkeiten, die Kunden über ihre Smartphones anzusprechen, sind riesig. Wir werden da noch viele Innovati- onen im Handel erleben. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Politik endlich die nach wie vor existierenden rechtlichen Risiken für Händler beseitigt, die ihren Kunden WLAN an- bieten möchten. Ohne WLAN kann der statio- näre Handel das Potenzial der Digitalisierung für sich nicht ausschöpfen. Dabei geht es bei- spielsweise um das Bezahlen per Handy, Bea- cons, elektronische Rabattgutscheine oder In- door-Navigation. Interview: Thorsten Müller Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer Handelsverband Deutschland (HDE)

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