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GCM 2-2015

  GCM 2 / 2015 GERMAN COUNCIL . Transparenz Der Begriff »Transparenz« tauchte bereits 1915 das erste Mal im Deutschen Duden auf. Dieser definierte ihn mit Durchschei- nen, Durchsichtigkeit, Durchlässigkeit, aber auch Durchschaubarkeit und Nach- vollziehbarkeit. Die Bedeutungen des Wortes sind vielfältig: Die verschiedenen Begriffserklärungen verteilen sich über physikalische Eigenschaften, Computer- programme, politische Transparenz und Markteigenschaften. Auf lateinisch stehen die Wortteile »trans« für »(hin)durch« und »(ap)parere« für »sich zeigen, scheinen«. Rein physikalisch betrach- tet bedeutet »Transparenz« also für die Fä- higkeit von Materien, elektromagnetische Wellen hindurchzulassen. Im Alltag ist ein Gegenstand laut Definition hauptsächlich transparent, wenn wir die Strahlen von Licht sehen, die sich auf der anderen Seite des Ge- genstandes befinden – und dies ohne Streu- ung durch eine raue Oberfläche. Einfach aus- wusst, dass es in neuen Techniken einige Dinge gibt, die sie nicht sehen können und die Daten abfischen, ohne sich bemerkbar zu machen. Transparenz lässt sich bei weitem nicht nur auf physisch greifbare Begriffe anwenden, son- dern ist zudem auf wirtschaftliche oder politi- sche Ebenen übertragbar. So wird die Verfüg- barkeit von Informationen über einen Markt in der Volkswirtschaftslehre als Markttransparenz bezeichnet. Je mehr Einzelheiten erkennbar sind, desto transparenter ist der Markt. Transparenz der Mrkte In theoretischen Modellen gibt es die vollkom- mene beziehungsweise perfekte Markttrans- parenz: Jeder Teilnehmer hat vollständige In- formationen über alle gehandelten Güter, den Preis, die Qualität und sonstige Informationen. Dieses Prinzip wird in Deutschland beispiels- weise von der Markttransparenzstelle für Kraft- stoffe beim Bundeskartellamt angewendet, um Preise an Tankstellen vergleichen zu können oder Preisstrategien der Mineralölkonzerne zu identifizieren. Das Prinzip, beziehungsweise die Beschäfti- gung mit der Markttransparenz ist nicht neu. Bereits 1935 hat Oskar Morgenstern, öster- reichisch-amerikanischer Wirtschaftswissen- schaftler und gemeinsam mit John von Neu- mann der Begründer der Spieltheorie, einen Aufsatz mit dem Titel »Vollkommene Voraus- sicht und wirtschaftliches Gleichgewicht« ge- schrieben. In der Arbeit, die in der Zeitschrift für Nationalökonomie erschienen ist, weist Morgenstern nach, dass bei vollkommener Kenntnis aller Marktparameter kein Markt funktionieren kann. Morgenstern vergleicht den Markt mit einer vollkommen glatten Fläche, die keine Fortbe- wegung erlaubt, sondern Widerstand leisten muss. Genauso ist die unvollkommene Kenntnis der Teilnehmer Voraussetzung für das Funktio- Transparenz – was heiSSt das eigentlich? Definitionen und Veränderungen im Laufe der Zeit gedrückt: Fensterglas ist transparent, eine Hauswand nicht. Milchglas lässt zwar das Licht durch, sodass wir dunkle und helle Teile sehen können, aber keine scharfe Abbildung der Gegenstände. Im Zusammenhang mit Computersystemen be- deutet transparent Ähnliches. Ein bestimmter Teil des Systems ist zwar vorhanden und in Be- trieb, wird von den Benutzern aber so nicht wahrgenommen, ist also quasi »unsichtbar«. So ist beispielsweise der Transport von Telefonge- sprächen für den Endkunden meist transparent. In den Daten- und Telefonnetzen kann dieser in der Regel nicht feststellen, wie der Transport ge- routet wird: über Satelliten, Unterseekabel, Richtfunk oder herkömmliche Telefonkabel. Während sich »normale« Nutzer früher oft nicht dafür interessiert haben, ob und wie transparen- te Server und Programme miteinander arbeiten, sind sich die Menschen nach NSA- und Snow- den-Skandal sowie verschiedenen Hacker-An- griffen auf Facebook, Sony und Co. durchaus be- ©SergeyNivens-Fotolia.com

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