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GCM 2-2015

GCM 2 / 2015   zug ist – auch wenn es bis zur herrschen- den Markttransparenz in den angelsächsi- schen Ländern immer noch weit ist. Je rei- fer ein Markt, umso niedriger sind die Ein- stiegshürden: Diese Erkenntnis setzt sich durch. Der transparenteste Immobilien- markt in Europa ist London; der liquideste Immobilienmarkt in Europa ist London; die Professionalität der Marktakteure in Lon- don ist unstreitig. Ein offener Zugang zu Informationen kann allerdings nur funktionieren, wenn eine unverzichtbare Voraussetzung gegeben ist: Die Adressaten brauchen das nötige Fachwissen, um daraus die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Ist das nicht der Fall, wird es mühsam – vor allem für diejenigen, die die Informationen zur Ver- fügung stellen. Nimmt mit der Detailtiefe die Nachfragefrequenz der Adressaten zu, verkommt der fachliche Austausch zur ver- kappten Fortbildungsveranstaltung. Ein solcher Effekt lähmt eher das Geschäft statt es zu beflügeln. Viele Anläufe zu mehr Offenheit sind genau an diesem Punkt gescheitert: Wenn mehr Informatio- nen dazu führen, dass durch einen damit verbundenen zusätzlichen Aufwand an Zeit und Ressourcen die Handlungsfähig- keit eingeschränkt wird, kehrt sich der ver- meintliche Vorteil ins Gegenteil – und dann wird wieder zurückgerudert. Transparenz kann nicht für sich selbst stehen, sie ist keine Tugend an sich. Sie muss eingebet- tet sein in die Professionalität und intellektuelle Leistungsfähigkeit der Akteure, die sich ihr be- dienen. Keine Transparenz ohne professionelle Marktakteure, ohne ausgeprägte Marktkennt- nisse, um Ursache und Wirkung richtig einzu- ordnen. Die gute Nachricht lautet, dass in die- ser Richtung in Deutschland in den vergange- nen Jahren viel geschehen ist. Die immobilien- wirtschaftliche Aus- und Weiterbildung, nicht zuletzt an den Hochschulen und Universitäten, hat seit Anfang der neunziger Jahre das fachli- che Niveau deutlich nach oben gefahren. Sie hat auch die Spielregeln vereinheitlicht, indem Definitionen wesentlicher Kennziffern im Im- mobiliengeschäft durchgesetzt wurden. Viel zu rasch wird heutzutage vergessen, dass dies nicht selbstverständlich ist. Erst die Standardi- sierung der wesentlichen Kennziffern im Trans- aktions- und Immobiliengeschäft hat die Akteu- re auf Augenhöhe gebracht und damit Markt- transparenz sinnvoll gemacht. Erst dadurch werden die zur Verfügung stehenden Informati- onen vergleichbar und bekommen ihre Aussa- gekraft. Ihre Grenzen findet Transparenz im Immobi- liengeschäft wie auch in der Wirtschaft ins- gesamt spätestens dort, wo es um Geschäft- sideen, kurz um geistiges Eigentum geht. Hier muss deutlich zwischen Allgemeinwis- sen und Spezialwissen getrennt werden. Sind auf Unternehmensebene mühsam auf- gebaute Erkenntnisse allgemein zugänglich, öffnet dies Plagiaten Tür und Tor. Es zieht letztlich eine allgemeine Lähmung der Ge- schäftsaktivitäten nach sich. Wo originelle Ideen und kreative Ansätze nicht belohnt werden, weil sich umgehend Nachahmer fin- den, bleiben diese irgendwann aus. Die Nachahmer kreisen irgendwann nur noch um sich selbst. Hier ist ein Schutz von Ge- schäftsmodellen dringend notwendig. Tota- le Transparenz nützt an diesem Punkt nie- mandem. Sie ist vielmehr das Ende aller stra- tegischen Überlegungen – und mündet schließlich in eine totale Kontrolle. Irgend- wann sitzt man dann vor einem leeren Gold- fischglas und wundert sich, wie es dazu kommen konnte. Mehr Transparenz in der deutschen Immo- bilienwirtschaft? Die Antwort auf diese Fra- ge lautet: Unbedingt – und zwar so viel wie nötig. Ein Kommentar von Steffen Uttich, Leiter Fonds­ management, BEOS AG Steffen Uttich schrieb rund elf Jahre lang für die F.A.Z., schwerpunktmäßig über Geldanlage- und Immobilien­themen. GERMAN COUNCIL . Transparenz ©rcfotostock-Fotolia.com

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