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GCM 2-2015

GCM 2 / 2015   GERMAN COUNCIL . Transparenz kein Vertrauen. Wir haben nicht mehr die Kul- tur des Vertrauens, sondern die des Misstrau- ens und des Verdächtigens. Das erklärt auch die heutige Konjunktur des Begriffs. Die Kultur des Misstrauens und des Verdächtigens zieht aber die Kultur der Entblößung und des Enthüllens nach sich. Die andere Seite der Kultur der Transparenz ist also die Pornogra- fisierung. Welche Rolle spielen die Medien?  Byung-Chul Han:  Denken Sie an Jörg Kachelmann, dieser von allen Seiten gnadenlos ausgeleuchtete, überbelichtete, transparent ge- wordene Mann, der seines Schattens, seiner Haut beraubt wurde. Er ist ein Symbol, ja ein Opfer un- serer Zeit. Die Transparenz hat hier fast die For- mel einer Folter. An solchen Phänomenen kann man den Geist unserer Zeit beobachten, dessen sich selbst die unmittelbar Beteiligten nicht be- wusst sind. Es geht ab einem bestimmten Mo- ment nicht mehr um Wahrheit oder Gerechtig- keit. Die Öffentlichkeit fällt fatalerweise mit dem Terror der Intimität, der Enthüllung und der Ent- blößung zusammen. Die Kombination von Ge- zerstört vielmehr die Politik. Die Geheimhal- tung bestimmter Informationen ist ebenso konstitutiv für das politische Handeln wie für das Schachspiel. Das politische Han- deln ist ein strategisches Handeln auf eine Zukunft hin. Die Offenlegung der Intentionen und der Pläne zer- stört diese Zukunft. Das Geheimnis generiert eine andere Zeitlichkeit als die Transparenz. Transparent wäre eine Zeit, die total berechenbar wäre. Zeit ist aber Geheimnis. Abseits politischer Sphären: Wie verändert das Dogma der Durchsichtigkeit unseren Alltag?  Byung-Chul Han:  Das heutige Bildmedium etwa ist ein Transparenzmedium. Es lässt kei- nen Tiefsinn mehr zu. Augustinus schrieb einmal: Je mehr die Sprache durch die figürli- che Ausdrucksweise verdeckt werde, umso süßer munde sie, wenn der figürliche Mantel einmal geöffnet und das dahinterliegende Geheimnis erblickt werde. Sie sehen auch hier: Das Geheimnis kann die Welt auch sü- ßer machen oder den Genuss intensivieren. Allein vom Geheimnis geht eine Verführung Für alle, die Wirtschaft nicht nur begleiten, sondern beherzt gestalten wollen. 21. Mai 2015 in Hamburg Sie erhofften sich vom Internet Offenheit, fühlen sich dort aber zunehmend beengt? Sie wollen sich und Ihre Organisation verändern, wissen aber nicht wie? Sie suchen nach Ideen für die Zukunft, stecken aber im Alltag fest? Wir wollen mit Vordenkern aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft das Thema Offenheit diskutieren: im Denken, im Unternehmen, in Forschung und Entwicklung. Und dabei herausfinden, wie sich Menschen und Organisationen weiterentwickeln können – wie also Versuchen, Scheitern, Weitermachen und Bessermachen funktionieren. Treffen Sie den den E-Commerce-Experten Tarek Müller, den Biologen und Curevac-Gründer Ingmar Hoerr, die Unternehmerin Amel Karboul, Albert Schmitt von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die Youtuberin Marie Meimberg, den Juristen und Big-Data-Experten Viktor Mayer-Schönberger, die Internetbotschafterin der Bundesregierung Gesche Joost und viele andere inspirierende Gesprächspartner. Wann? Am Donnerstag, den 21. Mai 2015 Wie lange? Von 10 bis 18 Uhr Wo? Im Prototyp Museum, Hamburg Wer kommt? Rund 300 Entscheider, Denker, Bessermacher Was kostet es? 700 Euro (+ 19 % MwSt.), 50 % Studentenrabatt Sie wollen dabei sein? Buchen Sie jetzt! www.brandeins.de/konferenz Wir danken unseren Unterstützern:Wir danken unseren Partnern: richt und Medien ist inhuman. Vielleicht wäre mehr Gerechtigkeit, mehr Wahrheit möglich, wo weniger Zwang zur Transparenz herrschte. Eine kommunikative Gesellschaft, die sich selbst trans- parent ist, ist ein Ideal der Aufklärung. Sie mani- festiert sich aber heute als eine Gesellschaft tota- ler Kontrolle, des Verdächtigens, des Misstrauens und der Entblößung. Die totale Transparenz ist Gewalt. Die wohl prominenteste Transparenz-Bewe- gung ist die Online-Plattform Wikileaks. Wie bewerten Sie diese?  Byung-Chul Han:  Eine wahllose Veröffentli- chung von Daten und Dokumenten à la Wikile- aks macht die Welt nicht durchschaubar. Sie ›Es ist nicht so, dass die Welt immer transparenter wird und die vergangene Welt, etwa die des Mittelalters, ins Dunkle und Geheimnis gehüllt war.‹ Byung-Chul Han

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