GCM 2 / 2015 german council . inhalt politische arbeit 39 Forum Einzelhandel erfolgreich gestartet insight 40 GCSC stellt sich vor foren 42 Zukunft Shopping Center: Viele Fakten, aber auch Wünsche nextgen 44 Im »Speed-Dating« reichlich interessanten Input erhalten on tour 46 Spannende Gespräche in der Allianz-Arena 48 Die ganze Center-Bandbreite vor ort 50 Vertriebsweg der Zukunft heißt »Click & Collect« center 54 Professionelle Parkhauswerbung in Shopping Centern 56 Mit dem Smartphone durchs Shopping Center news 58 Nachrichten 62 Termine 2015 marktplatz – advertorial 64 Trinavis GmbH & Co. KG 66 Agentur Randolph Hopp 67 First Christmas recht und gesetz 68 Transparenz von Behördenhandeln kaleidoskop 70 Center-Boom im ersten Quartal 72 Evolution in der Standortanalytik gcsc mitglieder 75 Mitgliederverzeichnis 78 Neue Mitglieder im GCSC 79 Aufnahmeantrag neu im markt – advertorial 82 Neue Dimension bei Service- und Erlebnisqualität 84 Maßgeschneiderte Shopping-Attraktion 85 Einkaufen mit Schlossblick in neuem glanz – advertorial 86 Aufwertung des ganzen Quartiers bald am start – advertorial 87 Premium-Shoppingerlebnis GCM 2 / 2015 GCM 2 / 2015 GERMAN COUNCIL . TRANspARENzGERMAN COUNCIL . TRANspARENz Mach es einfach, dann ist es auch nachhaltig! Interview mit prof. Dr. Hans sommer, Gründer von Drees & sommer Prof. dr. hans sommer (73) zählt zweifellos zu den bekanntesten Persönlichkeiten der immo- bilienwirtschaft, vielfach ausgezeichnet und als Pionier des nachhaltigen Bauens gerühmt. als gründer und langjähriger Vorstandsvor- sitzender der späteren drees & sommer ag machte er das unternehmen zu einem interna- tional erfolgreichen Player im Bereich der Be- ratung und steuerung von hochbau- und in- frastrukturprojekten aller arten und größen. diese werden für nahezu sämtliche Branchen von der ersten idee über die Realisierung bis zum Betrieb begleitet. das german council Magazin besuchte den heutigen aufsichtsrats- vorsitzenden in der unternehmenszentrale in stuttgart-Vaihingen. Als Sie 1971 ins Unternehmen einstiegen, hieß es noch »Drees & Kuhne«. Erzählen Sie uns, was damals Inhalt der Arbeit war. Prof. Dr. Hans Sommer: »Oh je – Rückblende 45 Jahre – das war damals eine völlig andere Welt, noch mit Handrechenmaschinen (grinst). Eine neue große Aufgabe kristallisierte sich schnell heraus: die Kosten- und Budgetpla- nung. Wir entwickelten ab Mitte der 70er-Jah- re ein eigenes programmsystem, das für die schätzung, Berechnung und Überwachung der Kosten geeignet war. Das war wegweisend in ganz Deutschland und machte uns binnen kür- zester zeit vom Terminplaner zum projektsteu- erer. Losgelöst von technischen Dingen, war es aber ganz entscheidend, dass wir Bauherren, Investoren und Architekten zusammenge- bracht und ihnen zugehört haben. Auf diese Weise konnten wir fast immer den durch indi- viduelle Blickweisen komplizierten Rahmenbe- dingungen ihren schrecken nehmen. Denn die Hälfte unserer Arbeit ist psychologie. Mit gu- tem Einfühlungsvermögen kommt man immer schneller ans ziel.« Gab es damals so etwas wie ein Schlüsseler- eignis oder einen Schlüssel-Auftrag? Prof. Dr. Hans Sommer: »Natürlich helfen im- mer große Aufträge, wie 1978 der Flughafen München, aber ich erinnere mich besonders an einen Vortrag, den ich 1982 in Düsseldorf gehalten habe. Es ging um unser sehr erfolg- reich abgeschlossenes projekt der seinerzeiti- gen Colonia Hauptverwaltung. Damals konn- te ich mit meiner präsentation, die sich stark um die Arbeitsplatzoptimierung und die Re- duzierung von Energiekosten in Bürogebäu- den drehte, auch jene Anwesenden für mich gewinnen, die bislang eher zurückhaltung für die Beauftragung unserer Leistungen zeigten. In den nächsten Tagen und Wochen konnten wir uns vor Terminanfragen namhafter deut- scher Hersteller und Versicherungen kaum retten.« Persönlicher Erfolg ist meist das Ergebnis be- sonderer Eigenschaften. Wie ist das bei Ihnen? Prof. Dr. Hans Sommer: »Ich habe zwei ziem- lich gleichstark ausgeprägte Gehirnhälften, bin einerseits sehr rational, kann aber andererseits auch ebenso sehr kreativ sein. Diese Balance hat mir in vielen situationen geholfen und sie Damals waren wir gerade mal fünf Leute. Jeder wickelte seine projekte als Einzelkämpfer ab, mehr oder weniger nach privatem Gusto und Temperament. professor Drees’ Idee war es, sein Wissen aus der Baubetriebslehre auf die Wirtschaft anzuwenden. Das zauberwort hieß für uns Netzplantechnik. Mit dieser – aus der Raumfahrt abgeleiteten – Methode wurde es möglich, auch komplexe und in sich verschach- telte Terminabläufe zu berechnen. Es war die Grundlage dafür, Bauabläufe professionell zu steuern. Die Herren Drees und Kuhne waren damals jedoch intensiv mit ihrer Lehr- und Ins- titutsarbeit ausgelastet, so dass ich bereits sehr früh zum internen Chef und dann auch partner wurde.« Was sind die Gründe für die sehr erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens? Prof. Dr. Hans Sommer: »In meiner Anfangs- zeit spielte beim Bau die pünktliche Fertigstel- lung eine sehr große Rolle. Termineinhaltung allein war aber nur die eine seite der Medaille. Prof. Dr. Hans Sommer Im Foyer der Unternehmenszentrale in Stuttgart vor dem von ihm in Auftrag gegebenen Kunstwerk, der sog. »Renditemaschine«. Man kann damit die Kosten, Termine, Zinsen, Mieteinnahmen und Verkaufserlöse variieren und sieht dann die Auswirkungen auf die Rendite. ©KatrinSpannblöchl/FotostudioKDBusch ©KatrinSpannblöchl/FotostudioKDBusch 30 Menschen zeigen für ihr direktes Umfeld mehr Verantwortung22 Mach es einfach, dann ist es auch nachhaltig! GCM 2 / 2015 GCM 2 / 2015 GERMAN COUNCIL . TRANspARENzGERMAN COUNCIL . TRANspARENz Transparency International (TI) ist eine weltweit agierende Nichtregierungsorgani- sation mit Sitz in Berlin, die sich in der nati- onalen und internationalen volks- und be- triebswirtschaftlichen Korruptionsbekämp- fung engagiert. Transparency International wurde 1993 in Berlin vom ehemaligen Di- rektor der Weltbank für Ostafrika, Peter Ei- gen, und Mitstreitern aus aller Welt gegrün- det. TI verfügt über mehr als 90 nationale Ableger, zu denen auch TI Deutschland ge- hört. Das German Council Magazin sprach mit Vorstandsmitglied Dr. Andreas Novak (geb. 1958), der seit über zehn Jahren im Verein aktiv ist, über Transparenz im Allge- meinen und seine konkrete Relevanz bei der Arbeit im Verein. Wie hat sich nach Ihrer Meinung die Bedeu- tung, der Stellenwert des Begriffs Transparenz in den letzten zwei Jahrzehnten in unserer Ge- sellschaft verändert? Andreas Novak: Transparency International tritt seit seiner Gründung im Jahre 1993 welt- weit gegen Korruption ein. Korrupti- on ist ein Delikt, das weitestgehend im Dunkeln geschieht – sowohl der Korrumpierende als auch der Besto- chene wissen eigentlich um die Un- rechtmäßigkeit ihres Tuns. Transpa- renz ist daher ein Mittel, um Korrupti- on zu verhindern. Bezogen auf diese Thematik haben sich die Bedeutung und der stellenwert des Begriffes er- freulich positiv verändert. Welche Arten von Transparenz stehen im Vor- dergrund der Arbeit von Transparency Interna- tional, speziell in Deutschland? Andreas Novak: Es geht um Transparenz in politik, Gesetzgebung, Verwaltung und Jus- tiz, aber ebenso im Bereich der Wirtschaft. Beispielsweise haben wir In der Wirtschaft und auch in Teilen des öffentlichen Dienstes bisher keinen angemessenen schutz von Hinweisgebern, die auf Missstände in ihrem vestoren und die Frage der Nachhaltigkeit wichtig. Bei anderen, nicht gelisteten Unter- nehmen, die ebenfalls durchaus groß sein kön- nen, kennen wir ihre Bemühungen um Trans- parenz bezogen auf Korruptionsprävention nicht – der feste Wille der Leitung und die ent- sprechend wirksamen Maßnahmen sind je- doch unabdingbar. Korruption macht abhän- gig und erpressbar. Und damit stehen, ganz abgesehen von der strafrechtlichen Haftung, die Unabhängigkeit und der gute Ruf von Un- ternehmen und Managern auf dem spiel. Die Leserschaft unseres Magazins vereint das Interesse an Handelsimmobilien, speziell an Shopping Centern, die zunehmend innerstäd- tisch gebaut werden. Kommunen und Bürger wollen beim Entstehungsprozess immer schneller und stärker eingebunden werden. Wie bewerten Sie diese Entwicklungen und was sind aus Ihrer Sicht generelle Transparenz- Themen in dieser Branche? Andreas Novak: Insgesamt ist ein genereller Trend zu mehr Bürgerbeteiligung, gerade auf lokaler und regionaler Ebene festzu- stellen. Menschen wollen und sollen für ihr direktes Umfeld mehr Verant- wortung übernehmen – stichwort in Berlin ist beispielsweise das Quar- tiersmanagement – aber dann wol- len und müssen sie natürlich auch bei bedeutenden Bauprojekten ein- bezogen werden. Im Immobiliensek- tor allgemein hat eine kürzlich er- schiene studie erbracht, dass in London Im- mobilien von Firmen gekauft werden, die ih- ren sitz in steueroasen haben. Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich dabei um illegal erworbene Mittel handelt, vielleicht aus Korruptionsgeldern, die mit dem Immobilienhandel gewaschen werden. Transparency fordert deshalb z.B. eine Offen- legung der »beneficial ownership« von Trusts. Makler und Notare müssen wohl auch in Deutschland einen kritischeren Blick auf ihre Kunden werfen. MENSChEN zEIGEN füR IhR DIREKTES UMfElD MEhR VERANTWORTUNG Interview mit Dr. Andreas Novak, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland Der Roman »The Circle« von Dave Eggers hat viel mit Transparenz in Wirtschaft und Politik zu tun. Sind Sie ein Fan dieses Buches? Andreas Novak: Ich habe den Roman im Ur- laub im Original gelesen – dadurch sind mir die holzschnittartigen personenschilderungen nicht so aufgefallen. Wahrscheinlich hätte ich ihn in deutscher Übersetzung früher zur seite gelegt. An machen stellen habe ich mich amü- siert, an manchen auch gegruselt, eben wegen der grenzenlosen Einforderung von Transpa- renz in allen Lebensbereichen. In dem Roman geht es sowohl um den Verzicht von geschäftlichen, politischen als auch priva- ten Geheimnissen. Halten Sie als Transparenz- Freund die Bewahrung einiger oder gar aller zukünftig für verzichtbar? mir die Naivität doch manchmal grenzenlos zu sein, leider aber auch nicht nur dort. Transparency International ist die Koalition gegen Korruption – Transparenz ist dazu ein Mittel, kein selbstzweck. Was waren für »Transparency Deutschland« die bislang größten Erfolge? Andreas Novak: Die mittlerweile bald 17 Jahre zurückliegende Unterzeichnung der OECD- Konvention, die unter anderem die steuerliche Abzugsfähigkeit von sogenannten nützlichen Aufwendungen bei Auslandsgeschäften ver- bat. Wir Deutschen machten uns über die so- genannten Bananenrepubliken auf der Welt lustig, förderten aber bis 1998 durch unsere steuergesetzgebung noch die Bestechung im Ausland. Dann ist aus sicht der Korruptions- ›Transparency International ist die Koalition gegen Korruption – Transparenz ist dazu ein Mittel, kein Selbstzweck.‹ Andreas Novak Arbeitsgebiet aufmerksam machen. Wäh- rend die Unternehmen selbst, die über ein funktionsfähiges Compliance Management system verfügen, intern ihre Hinweisgeber schützen, hinkt das Arbeitsrecht in dieser Frage außerordentlich hinterher. Ein weite- rer punkt: Die Bevölkerung hinterfragt öf- fentliches Handeln vermehrt, weg vom ge- heimnisumwitterten Handeln der Bürokra- tie und der Beamten. Die entsprechenden Informationsfreiheitsgesetze sind noch nicht in allen Ländern in Deutschland verab- schiedet. schließlich muss auch die in einer Demokratie normale Artikulation von Inter- essen durch Lobbyisten mit einem verbindli- chen Lobbyistenregister transparenter ge- staltet werden. Wie wirklich transparent sind heutzutage gro- ße deutsche Unternehmen hinsichtlich ihres Agierens? Was machen die meisten von ihnen inzwischen gut und wo gibt es noch Defizite? Andreas Novak: Bei den börsengelisteten Un- ternehmen kann man wohl insgesamt sagen, dass ihre Compliance Management systeme im Laufe der letzten Jahre besser geworden sind. sie sollen präventiv Wirtschaftskriminali- tät verhindern, dazu gehört auch Verhinde- rung und Bekämpfung von Korruption. Defizi- te werden von uns allerdings nach wie vor in der finanziellen und der nicht-finanziellen Be- richterstattung festgestellt. Beispielsweise werden Gelder, die an staaten fließen, nicht ausgewiesen, so dass die jeweiligen zivilgesell- schaften ihre Regierungen nicht kontrollieren können. Dabei wäre das auch zusätzlich für In- Andreas Novak: Für mich versucht »The Circ- le« drei Themen zu platzieren: Eric schmidt, der CEO von Google, das als Unternehmen ja pate gestanden haben soll, wird der satz zu- geschrieben »Wenn es etwas gibt, von dem sie nicht wollen, dass es irgendjemand er- fährt, sollten sie es vielleicht ohnehin nicht tun«. Wenn das heißen soll »Verzicht auf jede privatsphäre« dann halte ich das für un- verschämt. Und das ist mir, als zweites The- ma, nur verständlich durch das Geschäftsmo- dell der Us-amerikanischen IT-Industrie, die versucht, über jeden Nutzer so viel wie mög- lich zu erfahren. Und drittens der Appell an die eigenen Leser in den UsA, endlich aus ih- rem schlaf zu erwachen, was mit der Daten- sammelwut und dem möglichen Missbrauch geschehen kann. Über dem Atlantik scheint ›Was ist ein Mensch ohne Geheimnisse? Ohne Gedanken und Wünsche, die nur er, er ganz allein, kennt?‹ Paul Mercier, »Nachtzug nach Lissabon«