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GCM 2-2015

  GCM 2 / 2015 GERMAN COUNCIL . Transparenz Transparency International (TI) ist eine weltweit agierende Nichtregierungsorgani- sation mit Sitz in Berlin, die sich in der nati- onalen und internationalen volks- und be- triebswirtschaftlichen Korruptionsbekämp- fung engagiert. Transparency International wurde 1993 in Berlin vom ehemaligen Di- rektor der Weltbank für Ostafrika, Peter Ei- gen, und Mitstreitern aus aller Welt gegrün- det. TI verfügt über mehr als 90 nationale Ableger, zu denen auch TI Deutschland ge- hört. Das German Council Magazin sprach mit Vorstandsmitglied Dr. Andreas Novak (geb. 1958), der seit über zehn Jahren im Verein aktiv ist, über Transparenz im Allge- meinen und seine konkrete Relevanz bei der Arbeit im Verein. Wie hat sich nach Ihrer Meinung die Bedeu- tung, der Stellenwert des Begriffs Transparenz in den letzten zwei Jahrzehnten in unserer Ge- sellschaft verändert?  Andreas Novak:  Transparency International tritt seit seiner Gründung im Jahre 1993 welt- weit gegen Korruption ein. Korrupti- on ist ein Delikt, das weitestgehend im Dunkeln geschieht – sowohl der Korrumpierende als auch der Besto- chene wissen eigentlich um die Un- rechtmäßigkeit ihres Tuns. Transpa- renz ist daher ein Mittel, um Korrupti- on zu verhindern. Bezogen auf diese Thematik haben sich die Bedeutung und der Stellenwert des Begriffes er- freulich positiv verändert. Welche Arten von Transparenz stehen im Vor- dergrund der Arbeit von Transparency Interna- tional, speziell in Deutschland?  Andreas Novak:  Es geht um Transparenz in Politik, Gesetzgebung, Verwaltung und Jus- tiz, aber ebenso im Bereich der Wirtschaft. Beispielsweise haben wir in der Wirtschaft und auch in Teilen des öffentlichen Dienstes bisher keinen angemessenen Schutz von Hinweisgebern, die auf Missstände in ihrem vestoren und die Frage der Nachhaltigkeit wichtig. Bei anderen, nicht gelisteten Unter- nehmen, die ebenfalls durchaus groß sein kön- nen, kennen wir ihre Bemühungen um Trans- parenz bezogen auf Korruptionsprävention nicht – der feste Wille der Leitung und die ent- sprechend wirksamen Maßnahmen sind je- doch unabdingbar. Korruption macht abhän- gig und erpressbar. Und damit stehen, ganz abgesehen von der strafrechtlichen Haftung, die Unabhängigkeit und der gute Ruf von Un- ternehmen und Managern auf dem Spiel. Die Leserschaft unseres Magazins vereint das Interesse an Handelsimmobilien, speziell an Shopping Centern, die zunehmend innerstäd- tisch gebaut werden. Kommunen und Bürger wollen beim Entstehungsprozess immer schneller und stärker eingebunden werden. Wie bewerten Sie diese Entwicklungen, und was sind aus Ihrer Sicht generelle Transparenz- Themen in dieser Branche?  Andreas Novak:  Insgesamt ist ein genereller Trend zu mehr Bürgerbeteiligung, gerade auf lokaler und regionaler Ebene festzu- stellen. Menschen wollen und sollen für ihr direktes Umfeld mehr Verant- wortung übernehmen – Stichwort in Berlin ist beispielsweise das Quar- tiersmanagement – aber dann wol- len und müssen sie natürlich auch bei bedeutenden Bauprojekten ein- bezogen werden. Im Immobiliensek- tor allgemein hat eine kürzlich er- schiene Studie erbracht, dass in London Im- mobilien von Firmen gekauft werden, die ih- ren Sitz in Steueroasen haben. Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich dabei um illegal erworbene Mittel handelt, vielleicht aus Korruptionsgeldern, die mit dem Immobilienhandel gewaschen werden. Transparency fordert deshalb z.B. eine Offen- legung der »beneficial ownership« von Trusts. Makler und Notare müssen wohl auch in Deutschland einen kritischeren Blick auf ihre Kunden werfen. Menschen zeigen für ihr direktes Umfeld mehr Verantwortung Interview mit Dr. Andreas Novak, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland ›Transparency International ist die Koalition gegen Korruption – Transparenz ist dazu ein Mittel, kein Selbstzweck.‹ Andreas Novak Arbeitsgebiet aufmerksam machen. Wäh- rend die Unternehmen selbst, die über ein funktionsfähiges Compliance Management System verfügen, intern ihre Hinweisgeber schützen, hinkt das Arbeitsrecht in dieser Frage außerordentlich hinterher. Ein weite- rer Punkt: Die Bevölkerung hinterfragt öf- fentliches Handeln vermehrt, weg vom ge- heimnisumwitterten Handeln der Bürokra- tie und der Beamten. Die entsprechenden Informationsfreiheitsgesetze sind noch nicht in allen Ländern in Deutschland verab- schiedet. Schließlich muss auch die in einer Demokratie normale Artikulation von Inter- essen durch Lobbyisten mit einem verbindli- chen Lobbyistenregister transparenter ge- staltet werden. Wie wirklich transparent sind heutzutage große deutsche Unternehmen hinsichtlich ihres Agie- rens? Was machen die meisten von ihnen in- zwischen gut und wo gibt es noch Defizite?  Andreas Novak:  Bei den börsengelisteten Un- ternehmen kann man wohl insgesamt sagen, dass ihre Compliance Management Systeme im Laufe der letzten Jahre besser geworden sind. Sie sollen präventiv Wirtschaftskriminali- tät verhindern, dazu gehört auch Verhinde- rung und Bekämpfung von Korruption. Defizi- te werden von uns allerdings nach wie vor in der finanziellen und der nicht-finanziellen Be- richterstattung festgestellt. Beispielsweise werden Gelder, die an Staaten fließen, nicht ausgewiesen, sodass die jeweiligen Zivilgesell- schaften ihre Regierungen nicht kontrollieren können. Dabei wäre das auch zusätzlich für In-

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