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GCM 3-2014

  GCM 3 / 2014 GERMAN COUNCIL . Power zen, ohne zu reagieren. Es zeichnet Führungskräfte aus, dass sie nichts hinnehmen, auf alles eine Antwort wissen. Nur dazusitzen, zu spüren, es juckt mich und sich dann nicht zu kratzen – das ist eine ziemliche Provokation für Menschen, die es gewohnt sind zu bestim- men, was geschieht. Halten die Teilnehmer diese Spannung eine Weile aus, merken sie aber auch, wie entspannend es sein kann, sich einfach einmal einzulassen. Welche Kraft treibt Führungskräfte Ihrer Erfahrung nach an? Vordergründig ist es der Reiz, etwas gestalten zu können. Das ist das Bonbon – hat aber seinen Preis! Es ist kein Zufall, dass Führungskräfte oft überproportional gut bezahlt werden, denn mit ihrer exponierten Position sind natürlich auch viele Zwänge verbunden. Man ist für eine Vielzahl von Dingen verant- wortlich, die meist gar nicht in der eigenen Hand liegen, jedenfalls nicht ausschließlich. Warum also entscheiden sich Menschen dennoch für diesen Weg? Das hohe Ge- halt und der hohe Status mögen vordergründige und nicht zu unter- schätzende Anreize sein. Doch letztlich treibt viele auch eine unbewusste Angst. Sie denken, in der Position des Vorstandsvorsitzenden sind sie sicher, weil sie dann das Sagen haben. Aber im Business-Alltag ist meist das Ge- genteil der Fall – die Unwägbarkeiten und Abhängigkeiten zeigen sich nur auf einer anderen Ebene. Dann hat man vielleicht Angst vor dem Aufsichtsrat oder den Aktionären. Und davor, die durch die Position erlangten Privilegien – Prestige, Einfluss, Dienstwagen – wieder zu verlieren. In gewisser Weise ist das die Angst, vor dem Nichts zu stehen. Deshalb versuche ich in meinen Seminaren den Teilnehmern den Weg zu ebnen, dieses Nichts einmal wirklich zu erfahren. Das Nichts erfahren? Ja, genau! Wenn man einmal eine Weile meditiert und der eigene Geist zur Ruhe kommt, erkennt man: Da ist wirklich nichts! All unse- re Gedanken und Ideen sind immer auch eine Art Fessel. Frei von die- sen Begrenzungen zu sein, die sich im Alltag ja unterschwellig auch wie Ketten anfühlen können, beun- ruhigt zunächst sehr. Woran kann ich mich noch halten? Wo ist dann die Sicherheit? Das ist der Trug- schluss der Religionen: Egal, ob Himmel oder Hölle – ein Platz ist mir in jedem Fall sicher! Doch wie oft höre ich von Führungskräften nach Seminaren: »Ich schaue jetzt anders auf meine Lebensumstän- de und traue mich, mir auch mal vorzustellen, dass dies nicht alles ist.« Das ist der Beginn, sich mit dem Nichts zu befreunden. Ein Gespräch mit Paul Kohtes Das Interview führte Rahel Willhardt, freie Journalistin ›Nur dazusitzen, zu spüren, es juckt mich und sich dann nicht zu kratzen – das ist eine ziemliche Provokation für Menschen, die es gewohnt sind zu bestimmen, was geschieht.‹ Paul Kohtes

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