Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

GCM 3-2014

GCM 3 / 2014   german council . Power tanz praktisch aus der Vogelperspektive zu betrachten, ist eine schö- ne Erfahrung. Ein Effekt der Selbstdistanz ist das gesteigerte Wahrnehmen, das Spü- ren, was jetzt richtig ist, damit ich nicht unnötig Energie verschwende und gegen etwas anrenne, das vielleicht unumgänglich ist. Das beinhal- tet auch einen ökonomischen Aspekt – mein Leben verläuft nicht nur rei- bungsloser, sondern es ist auch weniger Ressourceneinsatz nötig. Physikalisch heißt weniger Reibung bessere Kraftausnutzung – wie zeigt sich das im Berufsleben? Viele der üblichen Leiden von Führungskräften wie Termindruck, Er- folgsdruck, Stress mit Kollegen und Mitarbeitern treten in den Hinter- grund. Und die existenzielle Frage, die immer mitschwingt – Führt das zum Erfolg? – verliert ihre absolute Dringlichkeit. Gewöhnlich belasten wir uns mit solchen Fragen, auch wenn wir versuchen sie zu verdrän- gen. Ich selbst habe beispielsweise oft erst im Nachhinein erkannt, dass viele dieser Phänomene zwar inter- essant sind und zum Leben dazuge- hören – aber sie sind nicht so wich- tig, wie wir sie oft machen. Und wie war das damals bei Ihnen im Agenturgeschäft? Wie hat sich Ihre Meditationspraxis bemerkbar gemacht? Ich habe vieles nicht mehr so verbissen gesehen. Das kann andere Men- schen leicht irritieren. Auf Kollegen und Kunden hat meine Gelassenheit bis- weilen so gewirkt, als würde ich ihre Anliegen nicht mehr ernst nehmen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Je entspannter ich bin, umso mehr Kraft steht mir für das, was gerade getan werden muss, zur Verfügung. Zu viel Anstrengung schafft eher einen inneren Engpass und hemmt uns. Dann sind wir nicht mehr wirklich offen für das, was um uns herum geschieht. Haben Sie Meditation im Betrieb eingeführt, oder wie hat sich Ihre Füh- rung verändert? Als ich vor 30 Jahren mit dem Meditieren begonnen habe, waren die Zeichen der Zeit noch gänzlich anders. Meditation wurde eher als eso- terische Extravaganz betrachtet. Heute hingegen hat sich, nicht zuletzt durch die vielen neurowissenschaftlichen Belege über die Wirksamkeit von Meditation, fast schon ein Hype entwickelt. Es ist wie in der Medi- zin: Wer heilt, hat Recht. Bei uns im Unternehmen hat sich meine Meditationserfahrung eher subtil gezeigt – und auf eine Weise ausgedrückt, die an die bestehen- de Unternehmenskultur angedockt hat. Wir haben damals beispiels- weise unter uns Partnern die Spielregel eingeführt: Du musst dich überflüssig machen. Das klingt erst einmal schräg, denn die meisten Menschen wollen im Job genau das Gegenteil, nämlich unverzichtbar werden. Aber genau das führt zu Stress, weil ich dann immer eine Art Omnipräsenz zeigen muss. Das geht an die eigene Substanz, aber auch an die des Unternehmens, denn unver- zichtbare Menschen sind ein Risiko für jede Firma. Wenn hingegen klar ist, dass der Laden auch wunderbar ohne mich läuft, kommt eine spielerische Leichtigkeit in den Arbeits- prozess – und aus dieser Freiheit kann sich eine sehr konstruktive Ei- gendynamik entwickeln. Mit Blick auf mehr als 30 Jahre Praxis als Managementtrainer – was fällt Führungskräften beim Meditieren besonders schwer? Zu schweigen, ist die größte Herausforderung. Aber nur in den ers- ten zwei Tagen. Dann entwickeln die meisten Menschen eine Wahr- nehmung dafür, wie schön es doch ist, mal nicht sprechen zu müs- sen. Auch das Nichtstun ist für viele beunruhigend. Einfach nur dasit- ›Es geht eher darum, eine Balance von Push und Pull zu finden.‹ Paul Kohtes ©mediaphotos/iStock/thinkstockphotos.de

Übersicht