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GCM 3-2014

  GCM 3 / 2014 GERMAN COUNCIL . Power Kommenlassen statt hinterherrennen Managen ist machtvoll. Doch ohne übertriebenen Machtanspruch kommt man ressourcenschonender zum Erfolg. Das ist die Devise von Managementcoach Paul Kohtes. Die Wandlung des Gründers und langjährigen Geschäftsführers der Kommunikations- beratung Kohtes Klewes (heute Ketchum Pleon) begann, als der heute 69-Jährige vor mehr als 30 Jahren die Zen-Meditation entdeckte. Herr Kohtes, Sie plädieren für ein nachhaltiges Management, auch »Management 3.0« genannt. Was hat es damit auf sich? Traditionelles Management folgt gewöhnlich einem Top-Down-Prin- zip: Oben wird beschlossen, was gemacht wird, und »die unten« sol- len es dann richten. Das begünstigt die Neigung, Entscheidungen durchzudrücken. Hakt es bei der Umsetzung, wird der Druck einfach erhöht. Bis zu einem gewissen Grad und manchmal auch über länge- re Zeiträume kann das durchaus funktionieren, aber zu welchem Preis? Wir können zunehmend erkennen, dass die Kollateralschäden sehr hoch sind, weil dabei unglaublich viele Menschen, gerade Füh- rungskräfte, verbrennen. Glücklicherweise entwickelt sich im Management jedoch auch eine konstruktivere Mentalität. Immer mehr Führungskräfte gehen dazu über, die Dinge von unten nach oben in einem integrativen Prozess entstehen zu lassen. Dafür sind in meinen Augen das Internet und die Intelligenz der Crowd die besten Vorbilder. Auch wenn sich hier erst in Ansätzen eine neue Führungskultur zu etablieren beginnt, vollzieht sich allmählich ein Paradigmenwechsel. Es reicht nicht mehr, »oben« zu stehen und anzusagen, was »richtig« ist, sondern es kommt darauf an, sich formal und informal zu vernetzen. Es geht darum, wechselseitige Beziehungen aufzubauen. Haben Sie dieses kollektive Miteinander im Sinn, wenn Sie von »ohne Macht zum Erfolg« sprechen? Ich betrachte hier zuerst einmal die persönliche Perspektive, weni- ger die Organisationsebene. Das alte System ist beherrscht von dem inneren Gefühl: Ich muss das irgendwie durchsetzen. Wo ich Dinge gnadenlos erzwinge, wandle ich Kraft in Macht um. Wir sind aufge- rufen, einen spielerischen Umgang mit Macht und Ohnmacht, mit Chaos und Krise zu finden. Das forcierte Tun ist nicht die einzige Form, etwas zu erreichen. Es gibt auch die Perspektive des Kommen- lassens. Bei der Push-Strategie drücke ich etwas durch. Bei dem, was ich Pull-Strategie nenne, kann ich das Schicksalhafte um mich herum sehen, den unbeeinflussbaren Teil, der uns umgibt und der die Fä- higkeit erfordert zu erkennen, was auf mich zukommt. Allerdings ist es natürlich nicht damit getan, nur darauf zu warten, dass etwas »von selbst« geschieht. Es geht eher darum, eine Balance von Push und Pull zu finden. Im Chinesischen nennt man dieses Prin- zip »Wu Wei«, was übersetzt soviel wie müheloses Tun heißt. Das bedeutet: Wenn wir etwas wollen und die natürlichen Prozesse in dieses Wollen einbeziehen, kann eine bessere, ganzheitliche Lösung entstehen, als wenn wir die Dinge quasi gewaltsam durchsetzen. Ihr eigener Weg des »weniger wollen, mehr erreichen« führt über die Meditation. Wieso hilft das Sitzen vor der weißen Wand Managern, ihre Kraft besser auszunutzen? Der zentrale Schlüssel ist das Erleben einer größeren Selbstdistanz. Normalerweise bewegen wir uns gedanklich in einem kleinen Laby- rinth, ohne es zu bemerken. Dieses Labyrinth durch mehr Selbstdis- ©rudiuk–Fotolia.com ©Fyle–Fotolia.com

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