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GCM 3-2014

  GCM 3 / 2014 GERMAN COUNCIL . Power heißt die Lösung sogar, auf den Kunden verzichten, um die eigenen Leute zu schonen. Noventum ermuntert Mitarbeiter zur Selbstfürsor- ge. Frei nach dem Motto »Nur wer mit sich selbst in Kontakt ist, kann es mit anderen sein«, werden kostenlose Trainings in Selbstverbun- denheit angeboten und einmal im Jahr der »Hero of the Year« für vorbildliches soziales Engagement geehrt. Da der Bilderbuchchef überzeugt ist, dass Spaß bei der Arbeit gesund hält, baute man die Feierkultur mit Mottofeten und »Hobby Reports« aus. Wer mag, kann auch eine zeitlang in Auslandbüros in Südafrika oder Istanbul arbeiten. Dass das agile IT-Unternehmen eingefahrene Strukturen umkehrt, zeigt sich vielleicht am deutlichsten in der Bewerbungsmappe. Eine solche schickt das Unternehmen zu Kandidaten, die es anheuern möch- te. Per Post kommt der edle Folder samt Broschüre, in der Erfahrungs- berichte die Firmenphilosophie be- schreiben. »Ich kannte das Unter- nehmen bereits und habe das zuge- wandte Klima selbst schon gespürt. Die Mappe hat mir noch mal be- stätigt, dass es wirklich so ist«, erinnert sich Kerstin Linnemann. Seit gut einem Jahr ist sie an Bord. Eingeladen als Referentin zum Innova- tionstag nach Istanbul war die Betriebswirtin von der selbstverständ- lichen Offenheit angetan, mit der ihr die gesamte Führungscrew be- gegnete. Ihre Expertise, die Innovationsfähigkeit von Firmen auf Pro- zessebene zu verankern, stieß auf starkes Firmeninteresse. In diesen Bereich will sich die IT-Beratung hineindiversifizieren. Schnell wer- den sich alle Beteiligten einig: Wir wollen zusammenarbeiten! Dann wird gemeinsam überlegt: Wie sieht die optimale Stelle mit Blick auf die Qualifikation aus? Den Job als »Consultant Unternehmensent- wicklung« tritt die 29-Jährige noch vor Ende ihrer Promotion an. Dank der flexiblen Betriebsstruktur gelingt es der Akademikerin, die laufende Projektarbeit zu stemmen, ohne die Doktorarbeit zu ver- nachlässigen. Groß ist die Umstellung aufs eigenverantwortliche Ar- beiten nicht. Selbst zu bestimmen, wann, wo und wie vereinbarte Ziele erreicht werden, ist ihr aus der Universität vertraut. Und doch beeindruckt der Freiheitsgrad: »Das entgegengebrachte Vertrauen ist enorm. Gerade weil jeder die Freiheit hat, nutzt keiner sie aus, sondern will gerade deshalb gute Ergebnisse abliefern«, reflektiert sie. In Kürze wird ihr Arbeitsgeber ihr helfen, Muttersein und Job zu vereinbaren. Zwar möchte sie schnell wieder in den Beruf zurück, aber wie schnell genau das klappen kann, ist ungewiss. Gewiss ist nur, die stimmige Lösung wird gefunden! »Vorbehalte, weil ich erst kurz dabei bin, gab es keine – der Chef hat sich einfach gefreut«, er- innert sich die Schwangere an die Reaktion bei der Ankündigung des neuen Erdbürgers. Wenn wundert’s? Als glücklich verheirateter Vater von sieben Kindern ist Rotermund vielleicht das beste Beispiel gelun- gener Work-Life-Balance. Wohlgemerkt geht es dem Vorzeigechef nicht um Sozialromantik, sondern um eine erfolgreiche Leistungsgemeinschaft. Statt Druck wird Sog erzeugt – und der wirkt. Der Krankheitsstand ist niedrig, die Mitarbeiter sind engagiert bei der Sache und seine Kunden begeistert: »Eine technische Lösung integriert mir jeder Dienstleister, aber No- ventum integriert die menschliche Ebene gleich mit! Das sorgt für Ak- zeptanz in der Abteilung«, so beschreibt Lothar Hübner den gravieren- den Unterschied. Seit 13 Jahren leitet er die interne IT-Abteilung bei Fiducia, einem Rechenzentrum der Volks- und Raiffeisenbank, das viel mit Externen zusammenarbeitet. Vor vier Jahren fiel ihm der Firmenpros- pekt von Noventum in die Hände. Mit dem gemalten Logo und bunten Bildern kam dieser ungewohnt frisch für die seriöse Branche daher. Das weckte ebenso seine Neugier wie das unkonventionelle Weiterbildungsangebot. Während die großen internationalen Beratungsfirmen sich auf Fachliches versteifen, offe- rieren die Münsteraner auch »Business Unusal« – Softskill-Training, dessen Nutzen sich eben nicht unmittelbar erschließt. Inspiration, die der Bereichsleiter zu schätzen weiß. Voll Elan erinnert er sich an den Businesstheater-Workshop, an dem auch immer wieder hauseigene Mitarbeiter teilnehmen: Drei konkurrierende Gruppen mit je 9 Perso- nen, jede hat genau eine Stunde für Drehbuch, Kulisse und Rollenpro- bezeit. Unter hohem Druck wird improvisiert, um mit der Parallelität der Ereignisse umzugehen. Sich öffnen, für das, was ist, und mit Rol- len spielen zu lernen, ist sicherlich auch ein Schlüssel zu der auffälli- gen Kommunikationsstärke dieser Firma. »Andere Berater kommen mit Admiralsklappen. Auch sie erfragen bei meinen Mitarbeitern die Problemlage, aber in der Haltung eines Beauftragten«, reflektiert Hübner. »Die Qualität der Noventaner liegt im gekonnten menschli- chen Umgang. Sie sind empathisch und sprechen die gleiche Sprache wie meine Leute. Deshalb gelingt es ihnen auch, vorhandene Wider- stände ins Gegenteil zu verkehren.« Ein Beitrag von Rahel Willhardt, freie Journalistin ›Gerade weil jeder die Freiheit hat, nutzt keiner sie aus.‹ Kerstin Linnemann

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