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GCM 3-2014

  GCM 3 / 2014 GERMAN COUNCIL . Power Von der Seitenlinie Berlin liegt fast am Mittelmeer Im vergangenen Jahr lief ein Werbespot in den Berliner Kinos, der das Lebensgefühl in der deutschen Hauptstadt perfekt zum Ausdruck gebracht hat. Menschen beim Partyfeiern, Menschen beim Chillen, Men- schen in der Kleingartenkolonie, Menschen beim Musikmachen – nur Menschen bei der Arbeit sucht man in dem Spot für das örtliche Bier vergeblich. Dazu läuft die ein- gängige Liedzeile: »Berlin, Du bist so wun- derbar.« Die deutsche Hauptstadt ist eine Erfolgsgeschichte, es geht ihr wieder gut – das ist die Botschaft der wenigen Sekun- den. Betriebswirtschaftlich gesprochen ist Berlin der Turnaround gelungen. Nur: Be- triebswirtschaftlich sprechen nicht viele in der Stadt. Und das ist ein Problem. Vom hoffnungslosen Fall Ende der neunzi- ger Jahre, als die Euphorie des Mauerfalls verflogen war und die Stadt mit ihrem Im- mobilienmarkt auf Normalmaß zurechtge- stutzt wurde, hat sich Berlin längst wieder zum Hotspot emporgeschwungen. Diesmal ist nicht das föderalistische Deutschland der Maßstab, sondern mindestens Europa, wenn nicht gar die ganze Welt. Denn natürlich ist Berlin eine Weltstadt. Da ist die einmalige Kulturlandschaft mit allein drei Opernhäusern und fünf Theatern der Spitzenklasse, die sich über eine staatliche Förderung freuen dürfen. Da ist eine unglaublich vielfältige Gastrono- mie und Club-Landschaft, die das Ausgehen zum urbanen Abenteuer und Berlin zur Party- Hauptstadt Europas macht – voller neuer Ide- en und Konzepte. Da ist die Bundesregierung der Wirtschaftsmacht Deutschland – umringt von den Apparat, den sie selbst betreibt, und dem außerparlamentarischen Apparat, der sie zu beeinflussen versucht. Kultur, Party, Verwaltung – in diesem Drei- klang bewegt sich die Stadt. Die Stimmung ist prächtig. Alles ist möglich. Doch wo wird eigentlich das Geld verdient, dass dafür ausgegeben wird? Kein einziger Dax-Kon- zern ist in der Stadt ansässig, was natür- lich eine Folge der deutschen Teilung ist. Aber inzwischen ist fast ein Vierteljahr- hundert seit dem Mauerfall vergangen. Das verarbeitende Gewerbe, die wert- schöpfende Arbeit ist für eine Stadt dieser Größenordnung immer noch zu dünn ge- sät. Siemens hält zwar seine verlängerte Werkbank am Laufen und ist mit gut 13.000 Beschäftigten der größte industri- elle Arbeitgeber in Berlin. Aber zurückkeh- ren in die Stadt, zu den Wurzeln des Un- ternehmen, dazu können sich die Verant- wortlichen dann doch nicht durchringen und bleiben lieber in München. Immerhin gibt es Hoffnungswerte wie die jungen Kreativen, die sich von der Stadt magisch angezogen fühlen. Internet, Wer- Kommentar ©Thinkstock.com

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