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GCM 3-2012

GCM 3 / 2012   GERMAN COUNCIL . Verführung für Fortgeschrittene Dr. David Bosshart Sie sagen, Verführung werde wichtiger. Warum? Ganz einfach: Das Netz krempelt online sämtliche Beziehungen um. Handel ist Beziehung, und die verliert er gerade in den virtuellen Raum. Verführung war eine sinnliche Kunst, heute übernimmt das Netz immer weiter Preiswahrnehmung, Erlebnisse und Conveniencevorstel- lungen. Die Erwartungen werden gerade neu codiert und definiert. Der stationäre Handel muss sich warm anziehen. Verführung ist ein ambivalenter Begriff, wird auch mit Übertölpeln assoziiert. Warum soll ich das als Konsument gut finden? Nein. Je bewusster Konsumenten einkaufen, desto mehr lassen sie sich freiwillig und gerne verführen. Vergessen Sie nicht: Shopping ist eine elementare Quelle der Lust. Sie hat Rituale, Verhaltensmuster, die wir verinnerlicht haben und gerne über uns ergehen lassen. Wenn Sie nur »Geiz ist geil wollen«, genügt das Internet vollständig. Denken Sie an die Vorfreude auf Weihnachtsgeschenke, an die Kunst der liebevollen Verpackung oder an die Düfte, die in unseren Erinnerungen schlum- mern. All das wird neu aufgestellt mit der rasend schnell voranschrei- tenden Virtualisierung. Was bedeutet das für Händler, was müssen sie jetzt anders machen (oder neu lernen)? Sich Gedanken zu machen, was man eigentlich will. Je wichtiger die Technologie, desto noch wichtiger das, was die Technologie nicht kann. Ich verrate nur so viel: Talent, Kreativität, Sinnlichkeit. Bislang kann die beste Simulationstechnologie ein menschliches Lächeln nicht imitieren. Wenn immer alles jederzeit überall verfügbar ist, was hat dann Potenzial? Wenn Pornografie überall der Background Sound ist, was machen Sie dann? Wenn Freunde käuflich sind, heißt das was? Positionen Interview zum Thema Verführung mit Dr. David Bosshart 4. Bedeutet das jetzt eine Moralisierung des Verkaufens? Wie kommen Sie darauf? Es geht um Lust. Zugegeben, Ethik und Ästhe- tik sind immer miteinander verbunden. Unser Interesse besteht darin, eine interessante Shoppingkultur zu entwickeln, die sich langfristig als nachhaltig und erfolgreich ausweisen kann. 5. Wer verführt besonders gut, wodurch lassen Sie sich verführen? Es gibt Hotels, die es zurzeit besser machen als die Händler. Und Gast- ronomen. Das hängt damit zusammen, dass Verführung und Hospitali- ty, also Gastfreundschaft, eine große Zukunft haben werden. Davon können die Händler lernen. Ein Interview mit Dr. David Bosshart, CEO, GDI Institute

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