German Council Magazin 05.2017 - page 44

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GCM 5/2017
GERMAN COUNCIL . experteninterviews
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Fragen an …
Florian Lauerbach, geschäftsführender Gesellschafter der ILG-Gruppe. Seit mehr als 30 Jahren
entwickeln die Münchener Immobilienfonds für private und institutionelle Anleger. Investiert
wird ausschließlich in Einzelhandels- und Pflegeimmobilien. Dank jahrzehntelanger Präsenz
verfügen die Investoren über Kontakte zu Mietern, Projektentwicklern und Dienstleistern im
Einzelhandel – und über jede Menge Branchenwissen. Regelmäßig erforscht die ILG Meinungen
und Märkte. In ihrem jüngsten Report liegt der Fokus auf den Veränderungsprozessen im Handel.
Über erfolgreiche Konzepte der Gegenwart, Trends von morgen und die Mieter von übermorgen
Herr Lauerbach, in der jüngsten ILG-Studie der
Reihe »Handelsimmobilien neu denken« zitie-
ren Sie Amazon-Gründer Jeff Bezoz, der gesagt
hat: »Wer sich auf seine Wettbewerber konzen-
triert, muss warten bis einer davon etwas tut.
Wer sich auf seine Kunden konzentriert, kann
leichter innovativ sein.« Wie innovativ muss
der Einzelhandel angesichts starken Online-
Handels und immer neuen Konzepten denn
sein?
Der Einzelhandel war schon immer sehr inno­
vativ und muss es auch in Zukunft bleiben –
das hat sich meines Erachtens nach nicht so
sehr verändert. Was sich verändert hat, sind
der Wettbewerb und der Konsument. Der
Wettbewerb ist internationaler, transparenter
und schneller geworden. Der Konsument ist
davon der große Profiteur und wird zuneh­
mend anspruchsvoller. Eine aktuelle Studie
Kundenzielgruppe der attraktivste Einkaufsort
sind. Standort, Angebot, Funktionalität und
Centermarken müssen gemeinsam ein einheit­
liches und klar verständliches Kundenverspre­
chen ergeben, das im Wettbewerb bestehen
kann. Hier bieten viele Center in Deutschland
noch Potenzial.
Fachmarktzentren gelten als Gewinner der Ver-
gangenheit. Ob sie das auch künftig sein wer-
den, hängt davon ab, wie gut sie sich für die Zu-
kunft rüsten. Welche Standorte und Konzepte
haben die besten Perspektiven?
Fachmarktzentren sind erfolgreich, da sie dem
Kunden ein spezifisches Versprechen bieten: ei­
nen unkomplizierten Einkauf eines breiten An­
gebots zu attraktiven Preisen. Ob dieses Ver­
sprechen in allen Fällen differenziert genug ist,
muss sich zeigen. Schon heute sehen wir, dass
alleinstehende Discounter, Fachmarktangebote
in Innenstädten und auch der Online-Handel
einzelnen Centern und Sortimenten zusetzen.
Die gestiegenen Kundenanforderungen ma­
chen also auch vor dem Fachmarkt nicht halt,
auch wenn die Shopping Center sie aktuell si­
cherlich stärker zu spüren bekommen. Wir ent­
wickeln daher für große Fachmarktzentren und
des World Economic Forum zum Einzelhandel
spricht gar vom »golden age of the consumer«.
Der Kunde will verstanden werden, passge­
naue Produkte in einem attraktiven Umfeld an­
geboten bekommen, von sämtlichen technolo­
gischen Möglichkeiten profitieren und das alles
zum besten Preis. Der Online-Handel ist dafür
nicht alleine ursächlich, sondern vielmehr ei­
ner der Treiber dieser Entwicklung. Die Händler
selbst nutzen die technischen Möglichkeiten
für weit mehr als »nur« den Online-Handel. Am
Beispiel Trends oder Reaktionszeit kann man
das sehr schön sehen: Die Entwicklung findet
in Spanien statt, produziert wird in der Türkei
und verkauft wird das Produkt in Deutschland
und das alles innerhalb weniger Wochen.
Umso wichtiger ist es für die Händler in diesem
schnelllebigen Umfeld, eine klare Positionie­
rung zu haben und im Rahmen dieser Positio­
nierung der Beste und Schnellste zu sein.
Die gestiegenen Anforderungen machen jedoch
nicht beim Händler halt. Auch die Handels­
immobilie muss sich dem Kunden stellen. Ma­
nager müssen klarere Positionierungen auch
für die Immobilien entwickeln, so dass sie im
intensiven Wettbewerb für ihre spezifische
© Christoph Vohler
Florian Lauerbach
© HBB
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