GCM 5/2017
GERMAN COUNCIL . Handel
Mehr Rücksicht, weniger Barrieren
Die Kassiererin duzt unverfroren einen Kunden mit Down-Syndrom, im Café liegt das stille
Örtchen unüberwindlich für den Rollstuhl im Keller, und der Sehbehinderte ist verzweifelt, weil
der Supermarkt mal wieder umdekoriert hat. Vielerorts alltäglicher Einkaufs-Horror für Menschen
mit Handicaps. Doch es geht auch anders. Der Handel wird sensibler und versucht, sich auf die
Bedürfnisse seiner sensiblen Kundschaft einzustellen
Im Vorjahr legte Offerista, ein Spezialist für lo
kales Einkaufen, eine Studie zur Barrierefrei
heit im Einzelhandel vor und deckte damit
auf, was Kunden mit Handicap ärgert. Darun
ter das Umstellen von Produkten – schlecht
für Sehbehinderte. Gestresstes Verkaufsperso
nal, das keine Zeit hat, persönlich zu helfen,
zu kleine Einkaufskörbe oder fehlende Ein
kaufswagen für Rollstuhlfahrer stehen auf der
»Nervliste« ebenfalls weit oben. Menschen
mit Handicaps wünschen sich größere Umklei
dekabinen, in die auch eine Begleitperson
passt, geduldige Einkaufshilfen und Online-
Angebote stationärer Geschäfte, um sich vor
ab zu orientieren. Sehbehinderte würden sich
eingeschränkter Mobilität ein unbeschwertes
Einkaufserlebnis in unseren Centern haben
können.« Dabei mache die ECE mehr, als der
Gesetzgeber verlange, so Schmitz. Sämtliche
Center seien weitgehend barrierefrei gestaltet
und eingerichtet – von Zugängen ins Gebäude
und in die Geschäfte bis hin zu breiten Ein
gangstüren, teils mit automatischer Türöff
nung. Insbesondere bei der Entwicklung neuer
Projekte beziehen die Entwickler Barrierefrei
heit in die Planung ein. Alle Ebenen seien
durch Aufzüge erreichbar; für Seh- und Körper
behinderte gebe es optimierte Bedientastatu
ren und für Rollstuhlfahrer großflächige Spie
gel als Aufstiegshilfe. Extra breite Aufzüge eig
gern nach Ladenschluss einmal frei im Markt
oder Center bewegen, um die Räumlichkeiten
für spätere Einkäufe auszuloten.
Extra breite Aufzge,
langsame Rolltreppen
Vieles davon hat die ECE Projektmanagement
GmbH & Co. KG bereits realisiert. Ulrich
Schmitz, Senior Director Center Management
ECE: »Unsere Shopping-Center sind lebendige
Treffpunkte für alle Menschen, ob jung oder
alt, mit Behinderung oder ohne. Deshalb ist
unser Anspruch, jedes Center möglichst barrie
refrei zu gestalten, sodass auch Menschen mit
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