German Council Magazin 05.2017 - page 42


GCM 5/2017
GERMAN COUNCIL . experteninterviews
»Mode ist durch Social Influencer
viel zugänglicher geworden«
Instagram, Facebook, Pinterest, Snapchat – soziale Online-Plattformen gibt es reichlich.
Auch der Textileinzelhandel nutzt sie, um seine Produkte zu präsentieren und auf diese Weise
mehr Kunden zu erreichen. Beim jungen Publikum klappt das noch besser über sogenannte
»Mode-Influenzer«. Das sind trendbewusste Blogger, die im Netz wie Stars gefeiert werden.
Ihnen folgen teils bis zu mehreren Millionen User. Nina Suess ist eine von ihnen
Du betreibst seit 2013 erfolgreich einen High
Fashion und Lifestyle Blog und verdienst Dei-
nen Lebensunterhalt als High End Fashion In-
fluencer. Du hast früh den Einfluss von Social
Media erkannt: Wie bist Du dahin gekommen,
wo Du heute stehst?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da
Social Media meiner Meinung nach nicht hun­
dertprozentig planbar ist. Entweder man ent­
spricht einem bestimmten Geschmack, der
Leute anspricht, oder eben nicht. Es gibt für
jeden Geschmack eine Nische. Eine davon
habe ich bedient und bin dadurch erfolgreich
geworden.
Viele wissen gar nicht, dass hinter Bloggen
richtig viel Arbeit steckt. Was sind Deine Aufga-
ben als Influencer? Wie lange brauchst Du für
einen Post oder ein Instagram-Bild?
Das kommt darauf an, worum es geht. Wenn
ich einen meiner eigenen Looks für Insta­
gram shoote, dann geht es relativ schnell. Ich
bin dabei sehr authentisch und versuche
wirklich das zu zeigen, was ich an dem Tag
auch anhabe. Ich mache mir nichts daraus,
Outfits zu zeigen, die nicht alltäglich tragbar
sind. Das bringt auch nichts, denn die Leute
folgen dir ja aus einem bestimmten Grund:
nämlich, weil sie wissen wollen, was sie mor­
gen selber anziehen können. Wenn ich an ei­
nem Blog-Post arbeite, eine Review mache
oder Leuten etwas näher erklären muss,
dann kann es schon einmal einen oder zwei
Tage dauern, bis alle Fotos gemacht sind und
der Text geschrieben ist.
Mit knapp einer Viertelmillionen Abonnenten
auf Instagram hast Du einen großen Einfluss in
den sozialen Medien. An wen richten sich Dei-
ne Posts, wer ist Deine Zielgruppe?
Meine Zielgruppe ist die Frau ab 22 bis ins
hohe Alter, die sich sehr für Mode und vor
allem für High Fashion interessiert. Leute,
Wie bewahrst Du als Influencer Deine Authenti-
zität? Wie siehst Du Deine Vorbildrolle als Blog-
gerin?
Für mich muss ein Outfit tragbar sein. Wenn es
im Alltag untauglich ist, oder jedes Outfit nur mit
High Heels kombinierbar ist, können das die we­
nigsten Leute tragen. Ich selber bin auch einfach
kein High Heel-Typ, außer zum Ausgehen. Das
Wichtigste ist einfach, immer auch an seine Follo­
wer zu denken und sich zu fragen: »Können dei­
ne Follower das auf der Straße anziehen? Auch
wenn sie nicht aus einer Großstadt stammen?«
Der Modehandel hat sich in den vergangenen
Jahren stark gewandelt und ist durch schneller
werdende Trends und Kollektionswechsel ge-
prägt. Wie groß ist Deiner Meinung nach der
Einfluss von Fashion-Bloggern auf die Modein-
dustrie?
Der Einfluss von Modebloggern ist sehr groß.
Früher hat man Styles und Outfitkombinatio­
nen nur in Zeitschriften vorgeschlagen be­
kommen – meiner Meinung nach meistens
völlig überkandidelt. Fashion-Blogger haben
die Mode, vor allem die High-End-Mode, sehr
viel greifbarer und nahbarer gemacht. Man
sieht, wie ein Kleidungsstück immer wieder in
verschiedenen Kombinationen getragen wer­
den kann. Und der Zugang zu Styles wird im­
mer einfacher und schneller. Man muss heute
nicht mehr auf die nächste Ausgabe der
Vogue warten, sondern kann sich die Trends
jederzeit via Instagram präsentieren lassen.
Inwiefern hat sich Deiner Meinung nach das
Konsumverhalten durch »Social Influencer«
verändert?
Ich glaube, das Konsumverhalten wird extrem
beeinflusst. Mode ist durch Social Influencer viel
zugänglicher geworden und auch die Fülle an
Inspirationen ist viel größer als früher. Die Leute
sehen heute einfach mehr Sachen, die sie cool
finden und kaufen somit auch mehr ein.
die nur auf Fast Fashion und nicht auf nach­
haltige Produkte setzen, gehören hier weni­
ger dazu. Wenn ich ein Teil bewerbe oder
trage, dann sind das meiner Meinung nach
Produkte, die eine Langlebigkeit besitzen. Es
geht letztendlich darum, dass ich Tipps für
Sachen gebe, die nicht von heute auf mor­
gen nicht mehr im Trend sind und dann von
keinem mehr getragen werden. Wenn ich ei­
nen Pullover kaufe, kann man den auch
noch die nächsten fünf oder zehn Jahre an­
ziehen. Und wenn man Glück hat, wird die­
ser in zwanzig Jahren zum angesagten Vinta­
ge-Teil.
Wie entscheidest Du, welchen Content Du pos-
test?
Ich poste das, was ich mag. Ich denke, dass mir
die Leute eben wegen meines Geschmacks fol­
gen und sehen wollen, was mir gefällt.
Wie bewertest Du Trends? Lässt Du Dich von ih-
nen beeinflussen?
Genau das ist nicht so mein Ding. Natürlich be­
komme ich Trends hautnah mit, auch weil ich
auf den Fashion Weeks bin und immer die neu­
esten Sachen sehe. Trotzdem ist für mich der
Nachhaltigkeitsaspekt bei Mode sehr wichtig.
Es macht für mich keinen Sinn, 1.000 oder
2.000 Euro für ein Produkt auszugeben, das
nach einer Saison wieder aus der Mode ist.
Du hast auch einen eigenen Store auf Deiner
Homepage: Welche Kooperationen mit Unter-
nehmen gehst Du ein? Wann lehnst Du eine Zu-
sammenarbeit ab?
Ich gehe eine Kooperation im besten Fall mit ei­
ner Marke ein, die ich schon kenne und liebe.
Sowas ist ein perfekter Match. Natürlich sind
auch oft Brands dabei, die ich davor nicht kann­
te. Wenn mir das Produkt jedoch gefällt und es
meinem Stil entspricht, kommt es online. Wenn
nicht, dann nicht.
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