German Council Magazin 05.2017 - page 35

GCM 5/2017

GERMAN COUNCIL . Integration
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schen gibt, die hier leben. Aber vielleicht
braucht es zunächst gar keine gemeinsame
Vorstellung, die alle Mitgliedstaaten und de­
ren Bewohner teilen. Das Europa der unter­
schiedlichen Geschwindigkeiten ist schon lan­
ge ein Modell, das in Politik, Wissenschaft
und Gesellschaft diskutiert wird – auch schon
vor den tiefgreifenden Krisen der EU.
Wie ein solches Europa der zwei oder mehre­
ren Geschwindigkeiten aussehen könnte, zeig­
te sich bereits vor einigen Wochen. Mitte No­
vember hatten sich 23 EU-Staaten darauf ver­
ständigt, in der Verteidigungspolitik enger zu­
sammenzuarbeiten. »Heute ist ein großer Tag
für Europa«, sagte Verteidigungsministerin Ur­
sula von der Leyen (CDU) vor dem entscheiden­
den Treffen in Brüssel. Als »historisch« bezeich­
nete Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) die­
sen Schritt, der in Richtung einer europäischen
Armee weist. Es war zudem eine Premiere für
die sogenannte Ständige Strukturierte Zusam­
menarbeit (SSZ), die erlaubt, dass einzelne Mit­
gliedstaaten die Integration schneller voran­
treiben als andere EU-Länder.
Szenario: Mehr Volk, weniger Eliten
Das Europa der unterschiedlichen Geschwin­
digkeiten mag eine Alternative sein, aber es
lässt die Frage nach der Finalität unbeantwor­
tet. Will Europa auf der Bühne der Weltpolitik
eine starke Stimme sein, führt kaum ein Weg
Dass Projekte mit einer Koalition der Willigen
funktionieren können, zeigten schon die
Währungsunion (wenn auch mit späteren
Verwerfungen) oder das Schengener Abkom­
men, das die Abschaffung nationaler Grenz­
kontrollen regelt. Auch hier beteiligten sich
nicht alle Mitgliedsstaaten.
© ZUMA Press, Inc. / Alamy Stock Photo
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