German Council Magazin 05.2017 - page 16


GCM 5/2017
GERMAN COUNCIL . Integration
Viele Türken und Türkischstämmige haben
nach wie vor Familie in der Heimat – und unter-
stützen sie auch finanziell. Leisten sie damit so
etwas wie indirekte Entwicklungshilfe?
Ein sehr wichtiger Aspekt. Die Türkischstäm­
migen sind gemeinsam mit denen aus dem
Kosovo, aus Rumänien und Bulgarien diejeni­
gen, die am meisten in ihre Heimatländer
überweisen. Für die Familien zuhause sind
das teilweise lebensnotwendige Einnahme­
quellen. Und das Wichtigste ist: Diese Rück­
überweisungen in die Heimatländer laufen
auch stetig und stabil in Zeiten ökonomischer
Instabilität – anders als Entwicklungshilfe­
maßnahmen. Die Familien können sich darauf
verlassen, dass sie immer unterstützt werden.
Die Menschen mit Migrationshintergrund
hierzulande sparen sich das manchmal regel­
recht vom Mund ab, würden ihre Familien in
der Heimat aber niemals im Stich lassen.
Wenn viele Migranten große Teile ihrer Fa-
milie in ihren Heimatländern zurücklassen,
kann man jemals von »erfolgreicher Integra-
tion« sprechen?
Erfolgreich ist Integration immer dann, wenn
die Einwanderer in der zweiten, spätestens in
lensnation gemeinsam stark sind und deutsch-,
französisch- und italienischsprachige Katholi­
ken und Protestanten in friedlichem Miteinan­
der bestimmte Ziele erreichen können. Gesun­
der Menschenverstand ist immer besser als
konfliktreiches Gegeneinander.
Das Gespräch führte
Susanne Osadnik,
Chefredaktion German Council Magazin
Thomas Straubhaar
ist Ökonom und Migrati­
onsforscher. Er lehrt als Professor Volkswirt­
schaft und internationale Wirtschaftsbeziehun­
gen an der Universität Hamburg. Bis 2014 hat
der promovierte Volkswirt dem 2005 gegründe­
ten Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut als
Direktor vorgestanden. Von 2008 bis 2011 ge­
hörte der gebürtige Schweizer dem Sachver­
ständigenrat deutscher Stiftungen für Integra­
tion an.
der dritten Generation denselben Lebensstan­
dard erreichen wie die Einheimischen. Das be­
trifft nicht nur das monatliche Einkommen,
sondern auch Bildungsabschlüsse, politische
und rechtliche Teilhabe.
Sie sind gebürtiger Schweizer. Haben Sie einen
zweiten Pass?
Ich habe seit 2013 einen deutschen Pass. Inzwi­
schen weiß ich, dass ich für immer in Deutsch­
land leben werde. Es gibt kaum ein vergleich­
bares Land, in dem es mehr Lebensqualität,
mehr persönliche Freiheit und mehr bürgerli­
chen und rechtsstaatlichen Schutz gibt. Als ich
die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt
habe, war der ausschlaggebende Punkt, dass
ich 2013 unbedingt an der Bundestagswahl
teilnehmen wollte. Das Privileg besitze ich
jetzt.
Gut ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat
eine fremde Nationalität. Das scheint dort nie-
manden wirklich zu interessieren. Was können
wir von Ihren Landsleuten lernen?
Die staatliche Grundlage der Schweiz ist Prag­
matismus und nicht Ideologie. Die Eidgenos­
sen haben früh erkannt, dass sie nur als Wil­
Die Schweizer Beratungsfirma
Henley & Partners ermittelt je-
des Jahr die kostbarsten Staats-
bürgerschaften der Welt und
untersucht dafür 150 Nationa-
litäten. Das fünfte Jahr in Folge
führt die deutsche Staatsbürger-
schaft das Ranking an. Was den
deutschen Pass aus Sicht der
Analysten so wertvoll macht, ist
die Kombination aus hoher Le-
bensqualität und internationa-
ler Mobilität, die für Bundes-
bürger damit einhergeht. Man
kann damit in nahezu jedes
Land der Welt reisen – ohne
dafür ein Visum beantragen zu
müssen.
* Der Datenreport, den die Bundeszentrale für politische Bildung zusammen mit dem Statistischen Bundesamt (De­
statis), dem Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Insti­
tuts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) 2016 in der 15. Auflage herausgibt, gehört mittlerweile zu den Standard­
werken für all jene, die sich schnell und verlässlich über statistische Daten und sozialwissenschaftliche Analysen zu
den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland informieren wollen.
Rank1
Rank2
Rank3
Rank4
Rank5
Rank100 Rank101 Rank102 Rank103 Rank104
176
countries
Germany
175
countries
Sweden
174
countries
Denmark,Finland, Italy,Spain,US
173
countries
Austria,Belgium,France,Luxembourg,Netherlands,Norway,Singapore,UK
172
countries
Ireland,Japan,NewZealand
24
countries
Afghanistan
27
countries
Iraq
28
countries
Pakistan
30
countries
Somalia
29
countries
Syria
Movers and Shakers
Global Mobility and Visa-Free Access
Top 5
Bottom 5
Top Investment Migration Programs
Peru
Highestclimber,gaining15 ranks
118Countries
Rank:41
112&116Countries
Rank:46&42
Rank:51
106Countries
Rank:77
59Countries
Rank:87
Rank:4
49Countries
173Countries
Marshall Islands & Solomon Islands
Climbed14 ranks
Micronesia
Climbed12 ranks
Ghana
Dropped4 ranks
India
Dropped3 ranks
France
Dropped1 rank
Countries lostground,
droppingbetweenone
and three ranks
Totalnumberof
countries in the
Index
48
218
The importance of
Investment Migration
Thegrowing importanceof
investmentmigrationcanbe
seen in thesteadygrowthof
thosecountriesoffering residence
andcitizenship-by-investment
programs.Thesecountries
continue toperformstronglyand
allnow feature in the top40of the
HVRI.
About the Henley & Partners
Visa Restrictions Index
Since2006 the Indexhasbeenproduced
incollaborationwith the International
AirTransportAssociation (IATA),which
maintains theworld’s largestdatabaseof
travel information. Incompiling the index,
theuniqueglobal rankingmethodology
byHenley&Partners isapplied todata
providedby IATA´sproprietarypassport
and visadatabase.
The benefits of enhanced visa-free access
As theworldbecomesevermoreglobalized, individuals
are increasingly livingandconductingbusinessonan
internationalscale,withasecondor third residenceor
citizenshipbecomingan increasinglyattractiveoption.For
individuals fromcountrieswith fewvisawaiveragreements,
asecondpassportcanopenup travel tocountriespreviously
restrictedby time-consumingvisaapplication requirements
andprocesses.Thissecondpassportgivesabusiness
personaccess to theglobalmarket,which in turncreates
opportunities forgrowth.
Henley & Partners Visa Restrictions Index 2017
Austria
173countries
Malta
167countries
Cyprus
158countries
Antiguaand
Barbuda&
St.Kittsand
Nevis
136countries
St.Lucia
127countries
Grenada
124countries
20
40
120
100
80
60
140
160
180
© BRD, Bundesministerium des Innern / Wikimedia Commons
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...92
Powered by FlippingBook