GCM 5/2017
GERMAN COUNCIL . Integration
auf. Später kommen noch MAN und Porsche
sowie aus Italien Lamborghini und Ducati und
Bentley aus Großbritannien hinzu. Die Idee:
Durch gemeinsamen Einkauf und Nutzung
gleicher Teile können Kosten gespart und der
Gewinn gesteigert werden. Audi A3, Seat
Leon, Skoda Octavia und VW Golf unterschei
den sich zwar im Äußeren – in der Technik,
von der Fahrwerksplattform über die Motoren
bis hin zu den Getrieben aber gleichen sie ein
ander wie eineiige Vierlinge.
Ganz anders ist es bei der »lateralen Integrati
on«. Hier kaufen Konzerne Unternehmen aus
gänzlich anderen Branchen auf. Die Überle
gung: Läuft es in einem Geschäftsfeld schlecht,
Endverkauf. Ein Beispiel dafür sind Textilunter
nehmen wie Zara und Primark. Sie haben engs
te Kontakte zu den für sie produzierenden Fab
riken und verkaufen ihre Waren auf selbst an
gemieteten und gemanagten Flächen in Laden
zeilen und Shopping Centern. Dadurch können
sie schnell auf neue Modetrends reagieren und
auf den Kundengeschmack zugeschnittene
passende Textilien liefern.
Ein Puzzle von Archimedes
Neu ist das allerdings nicht. Der US-Ökonom Al
fred D. Chandler, Mitbegründer der modernen
Unternehmensgeschichte, verortet den Beginn
der »vertikalen Integration« bereits in der Tex
tilindustrie des frühen 19. Jahrhunderts: »De
ren Fabriken waren die Pioniere der modernen
Produktion.« Sie spinnen Garn aus Baumwolle,
weben es zu Stoffen und schneidern daraus die
Kleidungsstücke. In der Ölindustrie ist die »ver
tikale Integration« von deren Anbeginn an bis
heute Standard: Ob BP, ExxonMobil oder Royal
Dutch Shell – sie alle fördern das schwarze
Gold, raffinieren es zu Benzin, Diesel und
Schmieröl und bieten die Endprodukte über
ihre Tankstellen feil.
Eine weitere große Herausforderung für die
Wirtschaft: die Informationsintegration. Es
geht um die Vernetzung der in unterschiedlich
programmierten Datenbanken gespeicherten
Informationen quer über Branchen und Länder
grenzen hinweg. Es ist die Kernfrage im begin
nenden Zeitalter der Digitalisierung, in dem
dereinst sämtliche Geräte – vom Auto bis zum
Kühlschrank – miteinander stetig kommunizie
ren sollen. So zumindest die Idealvorstellung.
Die Lösung sollen Data-Warehouse bringen.
Das sind Software-Programme, die Daten aus
diversen Quellen extrahieren und in einer ein
heitlichen Datenbank organisieren können.
Die Grundidee dazu beruht auf dem Ostoma
chion: einem mathematischen Puzzle, bei dem
14 Drei-, Vier- und Fünfecke in unterschiedli
cher Weise zu einem immer gleich großen
Quadrat zusammengefügt werden müssen.
Das ist vergleichbar mit den unterschiedlichen
Programmiersprachen der einheitlichen Da
tenbank. Übrigens: Das Puzzle selbst ist alles
andere als eine Erfindung der Neuzeit. Sie ah
nen es? Genau. Der Name des Puzzle-Erfinders
lautet: Archimedes.
Ein Beitrag von
Richard Haimann,
freier Journalist
stützen die Gewinne aus dem anderen Seg
ment das Gesamtgebilde. Die erhoffte Diversifi
kation klingt in der Theorie gut, scheitert in der
Praxis jedoch häufig. »Diworsefication« – Ver
schlimmerung – nennt US-Börsenstar Peter
Lynch solche Übernahmen. »Unternehmen, die
diversifizieren, verlieren häufig den Fokus auf
ihr Kerngeschäft, weil ihr Management zu viel
Zeit und Energie für die neuen Nebengeschäfte
aufwenden muss.«
Vermeintlich jüngstes Kind im Definitionsrei
gen der Wirtschaftswissenschaften ist die »ver
tikale Integration«: Die vollkommene Kontrolle
über sämtliche vor- und nachgelagerten Pro
duktionsstufen – von der Fertigung bis zum
© Sergio Azenha – archive.is
Armando Rodrigues de Sá (* 4. Januar 1926 in Vale de Madeiros, Portugal; † 5. Juni 1979 ebenda) wurde im September 1964
zummillionsten Gastarbeiter der Bundesrepublik Deutschland auserkoren. Er kam im Alter von 38 Jahren nach Deutschland.
Eine offizielle Delegation begrüßte ihn am Bahnhof Köln-Deutz und hieß ihn mit einem Strauß Nelken, einer Ehrenurkunde sowie
einem zweisitzigen Zündapp Sport Combinette-Mokick feierlich willkommen.