German Council Magazin 05.2017 - page 7

GCM 5/2017
GERMAN COUNCIL . Integration
und riesiger Stahlwerke ist nur möglich, weil
Menschen diverser Kulturkreise bereit sind, ge­
meinsam tief unter Tage oder in der feurigen
Hitze der Schmelzöfen zu arbeiten. Die Stahlin­
dustrie in Lothringen wächst mit den zuwan­
dernden Arbeitern aus dem Süden Frankreichs.
Im Ruhrgebiet locken Konzerngründer wie Alf­
red Krupp und August Thyssen hunderttausende
Polen und Schlesier in ihre Zechen und Hütten.
Keine hundert Jahre nach ihren Anfängen ste­
hen die deutsche und französische Stahlindus­
trie im Mittelpunkt der ersten großen wirt­
schaftlichen Integration der Geschichte. Nach
dem Zweiten Weltkrieg führen Politiker beider
Länder die damaligen Schlüsselindustrien zu
einem gemeinsamen Stahlmarkt zusammen.
Die Idee: Kooperieren die einstigen Erzfeinde
Deutschland und Frankreich wirtschaftlich eng
miteinander, können sie nicht mehr gegenein­
ander zu Felde ziehen. »Wenn unsere beiden
Völker nicht zusammenarbeiten in enger Ge­
meinschaft, in vollem Vertrauen zueinander, in
Verbundenheit und Freundschaft, wird es kei­
nen Frieden geben, weder für Frankreich und
Deutschland, noch für Europa, noch für die
Welt«, erkennt der erste Kanzler der Bundesre­
publik, Konrad Adenauer. Es ist der Beginn der
politischen Integration des Kontinents, der
später in der Europäischen Union und schließ­
lich in der gemeinsamen Währung, dem Euro,
mündet.
Zusammenarbeit ber
Grenzen hinweg
Zudem wird die 1951 geschlossene Montanuni­
on, bei der auch Belgien, Italien, Luxemburg
und die Niederlande dabei sind, zur Blaupause
für künftige Freihandelsabkommen. Rund um
den Globus schließen sich in den folgenden
Jahrzehnten immer mehr Staaten zusammen,
um ohne Zollschranken effizient gemeinsam
Handel zu treiben. Die Ökonomien der Welt
verzahnen sich immer stärker.
In der »horizontalen Integration« werden Un­
ternehmen vereint, die in denselben Geschäfts­
© Science History Images / Alamy Stock Photo
Konrad Adenauer
© Bundesarchiv
feldern tätig sind – auch über Landesgrenzen
hinweg. Beispiel Volkswagen: 1964 kauft der
Wolfsburger Konzern erst Audi, 1986 Seat in
Spanien, 1991 Skoda im heutigen Tschechien
Archimedes von Syrakus
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...92
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