German Council Magazin 05.2017 - page 11

GCM 5/2017
GERMAN COUNCIL . Integration
Es war nicht leicht, sein Umfeld von der Not­
wendigkeit solcher Kurse zu überzeugen. Eini­
ge Industriebetriebe haben das früher begrif­
fen als viele Politiker, etwa die Ruhrkohle AG,
die schnell dafür sorgte, dass die zwingend er­
forderlichen Deutschkenntnisse »unter Tage«
vorhanden waren.
In den 1970er Jahren sprachen türkische Kin-
der, also die zweite Generation, auf der Straße
»fehlerfreies« Bayerisch, Schwäbisch oder
Kölsch. Heutzutage ist das nicht mehr so. Ha-
ben Sie eine Erklärung dafür?
Die nichtdeutschen Communities in einigen
großen Städten haben sich bestens entwi­
ckelt. Man kann fast alles in seiner Mutter­
sprache regeln. Bei der Bank, im Supermarkt,
beim Friseur, auf dem Amt – überall finden
sich Angestellte, die türkisch sprechen. Selbst
wenn ich einen Anwalt oder einen Bestatter
suche, muss ich häufig nicht mal mehr aus
meinem Viertel raus, um einen Muttersprach­
ler zu finden. Da gibt es einfach zu wenig
Druck, Deutsch zu lernen.
Die meisten Migranten leben in Großstädten
unter sich. Wären sie unter Integrationsaspek-
ten nicht besser in kleinen Gemeinden oder auf
dem Land aufgehoben?
Man geht dahin, wo es Arbeit gibt. Insbesondere
in den Großstädten findet man auch die weniger
qualifizierten Jobs. Auf dem Land ist das schon
schwieriger. Aber es gibt durchaus auch Klein­
Helmut Glück
© Annette Glück-Schmidt
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