German Council Magazin 05.2018 - page 40

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GCM 5/2018
GERMAN COUNCIL . HANDEL UND IMMOBILIEN
Es sind gute Zahlen, die Christophe Cuvillier,
Vorstandschef von Unibail-Rodamco-West-
field, im Oktober für die ersten drei Quartale
dieses Jahres vermelden kann: Der Immobili-
enkonzern hat den Umsatz gegenüber dem
Vorjahreszeitraum um 24,8 Prozent auf 1,9
Milliarden Euro gesteigert, der Bruttomieter-
trag ist um 18,9 Prozent auf 1,6 Milliarden
Euro angewachsen. Doch an der Börse fällt der
Aktienkurs an diesem Tag um zwei Prozent.
Es scheint paradox: Der börsennotierte Betrei-
ber von 102 Shopping Centern in Europa und
den USA mit einem Buchwert von insgesamt
63,7 Milliarden Euro meldet von Quartal zu
Quartal bessere Geschäftszahlen – und den-
noch geht es mit der Notierung des Pariser Kon-
ten Hälfte dieses Jahres um 5,5 Prozent auf
111,6 Millionen Euro. Beim EBIT, dem Gewinn
vor Steuern und Zinsen, gab es ein Plus von
sechs Prozent auf 98 Millionen Euro. In den
kommenden Jahren soll das Zahlenwerk noch
besser ausfallen: »Wir investieren mit unseren
›At-your-Service‹- und ›Mall Beautification‹-
Programmen in die weitere Modernisierung
und Zukunft unserer Bestandscenter«, sagt Vor-
standssprecher Wilhelm Wellner. Gleichzeitig
hat das Unternehmen wie die Mitbewerber er-
neut die Dividende angehoben – zuletzt um 3,6
Prozent auf 1,45 Euro pro Aktie.
Brsianer setzen eher auf E-Commerce
und Logistik
Der Mix aus gesunkenen Börsennotierungen
und steigenden Auskehrungen an die Aktionä-
re hat den Papieren inzwischen eine ansehnli-
che Dividendenrendite beschert: Anfang No-
vember waren es 4,37 Prozent bei Simon Pro-
perty, 5,54 Prozent bei der Deutschen Euro-
Shop AG und sogar 7,41 Prozent bei Unibail-
Rodamco-Westfield, deren Erträge durch die
im Frühjahr erfolgte Übernahme des Shop-
ping-Center-Betreibers Westfield überproporti-
onal gestiegen sind.
Dass sich weder Ertragssteigerungen noch Di-
videndenerhöhungen in steigenden Aktien-
kursen niederschlagen, hat einen simplen
Grund: Die Mehrheit der Investoren an den Ka-
pitalmärkten glaubt zurzeit nicht an ein weite-
res Wachstum der Shopping Center. »An der
Börse wird die Zukunft gehandelt«, sagt Fredy
Hasenmaile, Leiter Immobilienanalyse bei der
Credit Suisse in Zürich. Und der Blick voraus
verheißt scheinbar wenig Gutes für Eigentü-
mer von Geschäftsflächen. Denn ein flüchtiger
Blick zeigt, dass in den vergangenen Jahren in
Europa und Nordamerika der Online-Handel
zweistellig gewachsen ist, während der statio-
näre Handel kaum vom Fleck kam. Alle Daten
deuteten scheinbar darauf hin, dass »der E-
UNANGEBRACHTE REQUIEMKLÄNGE
Börsianer in Europa sehen den stationären Handel durch die E-Commerce-Konkurrenz dem
Untergang geweiht. Das hat den Aktien von Shopping-Center-Betreiber erhebliche Kursverluste
beschert, obwohl die Unternehmen stetig Umsätze, Mieterträge und Dividenden steigern.
In den USA hingegen haben Anleger inzwischen erkannt, dass die Marktanteile des Online-
Handels begrenzt und Einkaufszentren in guten Lagen weiterhin ein solides Investment sind
zerns seit drei Jahren stetig bergab. Seit dem
Allzeithoch von 258,69 Euro im Frühjahr 2015
ist der Aktienkurs in der Spitze um knapp 40
Prozent gefallen. Nicht anders geht es den Mit-
bewerbern: Das Papier der Deutsche EuroShop
AG, Betreiberin von 21 Einkaufszentren in
Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien und
Ungarn mit einemMarktwert von 5,8 Milliarden
Franken, hat in demselben Zeitraum zeitweise
mehr als 38 Prozent verloren. Die Aktie von Si-
mon Property, mit 325 Shopping-Malls in den
USA, Asien und Europa globaler Branchenfürst,
büßte vorübergehend bis zu 39 Prozent ein.
Dabei haben auch diese Unternehmen kontinu-
ierlich solide Zahlen vorgelegt. Die Deutsche
EuroShop AG steigerte ihren Umsatz in der ers-
© jill111 – pixabay.com
BeimWeihnachtsshopping hat der stationäre Handel die Nase vorn: Atmosphäre kann das Internet nicht bieten
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