GCM 5/2018
GERMAN COUNCIL . PERSPEKTIVE
Für Johann ist es ein Bruch mit dem dunklen
Grau des Vergessens. Vorsichtig lehnt sich
83-jährige auf seinem Stuhl nach vorn und
führt mit zitternden Händen einen in wech-
selnden Farben leuchtenden Ball mit rau gerif-
felter Oberfläche zum Fußboden hinunter und
danach wieder in die Höhe. Der an Parkinson
und Demenz erkrankte Mann folgt den Anwei-
sungen, die aus dem Kugel ertönen: »Hebe
den goldenen Ball des Froschkönigs aus dem
Brunnen heraus.« In seinem durch die fort-
schreitende Muskellähmung maskenhaft star-
ren Gesicht ziehen sich die Mundwinkel ganz
leicht nach oben: Johann lächelt.
Das Märchen vom Froschkönig ist eines von
vielen, die die Kugel in ihrem Repertoire hat,
Fesseln der Krankheit etwas zu lockern. »De-
menzpatienten, die mit Ichó gespielt haben,
sind den ganzen Tag über zufriedener und mo-
tivierter«, sagt Preuß. »Manchmal hält der Ef-
fekt sogar noch am folgenden Tag an.«
Für die drei ist ihre Entwicklung auch der Auf-
takt zum Unternehmerdasein. Sie haben
25.000 Euro aus privatem Vermögen investiert,
eine Firma gegründet – und inzwischen inter-
nationale Aufmerksamkeit erregt. Die KFW
Stiftung der bundeseigenen Förderbank KFW
zeichnete ihre Entwicklung mit dem »Anders-
gründer Award« für soziale Start-ups aus. Das
Bundesministerium für Wirtschaft hat sie für
den Gründer-Wettbewerb »Ideas from Euro-
pe« nominiert. Das Institute for Human cente-
ANKER IM GRAUEN STRUDEL
Die Zahl der Demenzerkrankten steigt von Jahr zu Jahr. Für Angehörige ist deren Pflege eine
massive Herausforderung. Ein Medikament gegen das Vergessen gibt es bislang nicht – dafür
aber einen kleinen Lichtblick. Drei Düsseldorfer Studenten haben eine Kugel entwickelt, die
vollgestopft ist mit Elektronik und die Patienten ein Stück Lebensqualität zurückgeben kann
ebenso wie diverse Musikstücke – von Klassik
bis hin zu Schlagern. Das Ziel: Demenzkranken
in ihrem Kampf gegen den Verlust des Ge-
dächtnisses zu helfen. Ihre Bezeichnung: Ichó
– das griechische Wort für Echo; der Name ei-
ner Nymphe, die Göttervater Zeus zu amourö-
sen Abenteuern verhalf und deshalb von Göt-
termutter Hera damit bestraft wurde, nur noch
die jeweils letzten an sie gerichteten Worte
wiederholen zu können.
Ichó ist eine Erfindung von drei Studenten der
Hochschule Düsseldorf: Leftheri Efthimiadis,
32, und Steffen Preuß, 29, haben Großmütter,
die an Demenz leiden. Bei Mario Kascholke,
28, ist es der Großvater. Mit der Kugel will das
Trio Betroffenen helfen, für eine kurze Zeit die
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