German Council Magazin 05.2018 - page 66

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GCM 5/2018
GERMAN COUNCIL . HANDEL UND IMMOBILIEN
»WER SICH NICHT ANPASST, BLEIBT AUF
DER STRECKE«
Was stellen sich Käufer von morgen langfristig vor? Wie müssen sich Handelslandschaft und die
Immobilien selbst wandeln, um auf der Erfolgsspur zu bleiben? Es gibt viele Fragen, die Handel und
Immobilienwirtschaft gleichermaßen umtreiben. Eine engagierte Stuttgarterin hat im Rahmen ihrer
Bachelor-Arbeit einige Antworten darauf gefunden. Und die sind so überzeugend, dass sie ihr den
Ingeborg-Warschke-Nachwuchsförderpreis 2018 bescherten
»Einfluss des E-Commerce auf die Flächen-
konzeption einer Handelsimmobilie am Bei-
spiel des Kaufland Backnang – Identifikation
von Handlungsempfehlungen und Wert-
schöpfungspotenzialen«. So lautet der sperri-
ge Titel der Bachelorthesis, mit der Marlene
Schneller die Jury des Vereins der Frauen in
der Immobilienwirtschaft überzeugte und die
ihr den diesjährigen Ingeborg-Warschake-
Nachwuchsförderpreis bescherte. Ihre These:
Industrie 4.0, Digitalisierung, künstliche Intel-
ligenz, Megatrends und demografischer Wan-
del erfordern ein Umdenken im Retail. Wer
sich nicht anpasst, bleibt auf der Strecke.
Vor diesem Hintergrund dienten Marlene
Schneller Kundenbefragungen und entspre-
chende Studien als Basis für ihre Forschung.
Was stellen sich Käufer von morgen langfris-
tig vor, wie müssen sich Handelslandschaft
und die Immobilien selbst wandeln, um auf
Familien gemeinsam essen können. Oder ein
Open-Mall-Konzept mit Finessen: Zum Bei-
spiel erhält der Kunde am Eingang eine Karte,
kann auf der Fläche unbeschwert genießen
und bezahlt am Ende alles auf einen Schlag.«
Sie untersuchte auch, wie sich die Flächen-
konzepte ändern müssen, um Omnichannel-
Marketing Raum zu geben. »Beispielsweise
sollten Schalter für Click & Collect optimal po-
sitioniert sein. Auch Abholstationen sind bei
Kunden sehr gefragt und benötigen Raum.«
Ganz oben auf der Kundenwunschliste stehe
beim Einkauf neben dem Erlebnis auch die
Schnelligkeit, ist Schneller überzeugt. Zudem
seien Kunden heute gewohnt, beim Online-
Shopping ihre Waren binnen weniger Stun-
den zur Verfügung zu haben.
»Wer will vor der Kasse schon in einer Schlan-
ge stehen oder lange, komplizierte Wege zu-
rücklegen? Gefragt ist ein schneller Fluss«, so
Schneller. Das komme nicht nur den aktiven
Generationen X und Y zupass. »Auch Senioren
Erfolgsspur zu bleiben? Fragen, die zurzeit
die gesamte Branche umtreiben und auf die
sie Antworten gefunden hat – in der Provinz.
Kunden stehen auf Abholstationen
Backnang – das ist ein Mittelzentrum mit rund
36.000 Einwohnern vor den Toren Stuttgarts.
Die Kreisstadt mit Fachwerk-Idylle im Rems-
Murr-Kreis ist ein etablierter Wirtschafts­stand­
ort – dank der Nähe zur Landeshauptstadt Ba-
den-Württembergs. Eine von vielen deut-
schen Städten, die aber noch höher hinaus
wollen – mittelständig und ergeizig. Und ein-
kaufen kann man hier natürlich auch. Kauf-
land ist seit vielen Jahren ein Anlaufpunkt für
den täglichen Einkauf. Braucht man da auch
Shopping-Experience? Genau richtig, meint
Marlene Schneller.
»Neue Einkaufserlebnisse sollte der Laden
selbst schaffen«, sagt die junge Wissenschaft-
lerin. »Wir brauchen überall mehr Experience
auf der Fläche. Zum Beispiel Food Courts, wo
Marlene Schneller
Backnang: Fachwerkidylle vor den Toren Stuttgarts
© struvictory – istockphoto.com
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