Page 29 - German Council Magazin 02.2014
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          gerzone die Handelsmarke im Online-Shop unterstützen soll. Das gilt   gekehrt ein Schuh draus: Immer mehr »Pure Player« erkennen die
          laut Doerr gleichermaßen für die Positionierung im Shopping-Cen-  Werbekraft des stationären Geschäfts und machen sich das mit einer
          ter: »Bei der Wahl des Standorts und den Ansprüchen an die Archi-  eigenen Multichannel-Strategie durch Eröffnung realer Läden zunut-
          tektur bleibt das Online-Geschäft immer im Blickpunkt.«  ze. Beispiele dafür sind laut Joachim Stumpf, Geschäftsführer der IPH
                                                                 Handelsimmobilien GmbH, der Online-Händler notebookbilliger.de,
          Im Einzelnen stellen die Mieter nicht nur hohe Ansprüche an die Ar-  oder  My  Toys,  Cyberport,  Bon  Prix,  Jako-O  und  selbst  der  Online-
          chitektur, wie Doerr und Kreutz auflisten, sondern an die gesamte   Schuhhändler Zalando.
          äußere Optik, die Raumhöhe oder die Schaufensterfront. Wichtig sei
          die Außenpositionierung der Marke und dass das Logo hervorsteche.   Da der deutsche Einzelhandelsmarkt real kaum noch wächst, die Ver-
          Denn die positive Außenwirkung der Immobilie gilt auch als Aushän-  kaufsfläche aber zunimmt, ist klar, dass sich die Online-Konkurrenz
          geschild für die Handelsmarke selbst (Stichwort: Corporate Architec-  nicht überall gleich auswirkt. In den großen Städten werde sich die
          ture). Dieser positive Eindruck soll auf den Online-Shop ausstrahlen.   Nachfrage nicht verringern, weiß Kreutz, der 3 Aspekte unterschei-
          Den Eindruck vom Laden soll der Kunde im Hinterkopf haben, wenn   det,  die  die  Standortwahl  des  Handels  beeinflussen.  Der  Erste  be-
          er den Internet-Store »betritt«. Bei begehrten Lagen in den Citys gro-  trifft den Trend in die Metropolen, der schon seit vielen Jahren zu
          ßer deutscher Innenstädte sind laut Kreutz und Doerr die Architektur   beobachten ist. Hier starten auch internationale Marken bevorzugt
          und die äußere Optik heute sogar teilweise wichtiger als wichtige   ihre Deutschland-Expansion.
          Eckdaten im Mietvertrag.

          Besonders  gefragt  sind  deshalb  Ecklagen  und  exponierte  Flächen.   ›Das Marketing in der High Street ist so
          »Dabei  spielt  die  Miete  gar  nicht  mehr  die  ausschließliche  Rolle«,   stark, da wird die Spitzenmiete auch gerne
          weiß Kreutz: »Das Marketing in der High Street ist so stark, da wird
          die Spitzenmiete auch gerne einmal überboten.« Zumal Deutschland        einmal überboten.‹
          bei  vielen  internationalen  Handelsmarken  derzeit  Zielmarkt  Num-
          mer eins und der Wettbewerb entsprechend groß ist. Allerdings wol-            Jürgen Kreutz
          len die Einzelhändler nur noch in den besten Teil der A-Lage, sodass
          sich die Top-Lagen verkürzt haben. Die digitale Ausstattung der Ver-  Zweitens ziehen die großen Shopping Center Frequenz aus den klei-
          kaufsfläche – zum Beispiel WLAN – spielt beim Vemietungsgespräch   neren Städten ab, wodurch diese unter Druck geraten, meint Kreutz.
          dagegen keine Rolle.                                   Drittens wirkt sich die Online-Konkurrenz mit ihrem vielfältigen An-
                                                                 gebot stärker in kleineren Städten mit weniger als 100.000 Einwoh-
          Dass  der  stationäre  Einzelhandel  durch  seine  Präsenz  in  den  fre-  nern aus, in denen das Angebot lückenhaft ist. Viele Filialisten aus
          quenzstarken Innenstädten oder Shopping Centern im Wettbewerb   der Modebranche haben diese Städte nicht mehr auf dem Radar.
          mit den »Pure Playern« auch im Online-Handel beste Chancen hat,
          weil seine Marke bekannt ist, während der Online-Händler viel Geld   Gleichwohl  haben  Kreutz  und  Doerr  auch  den  Gegentrend  ausge-
          in Werbung investieren muss, bestätigt auch Professor Gerrit Heine-  macht – insbesondere bei Mode-Ketten, die schon sehr breit aufge-
          mann von der Hochschule Niederrhein. Deshalb wird heute auch um-  stellt sind und jetzt die Lücken in den Städten mit weniger als 50.000

                                                                                                            GCM 2 / 2014  
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