Page 24 - German Council Magazin 02.2014
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GERMAN COUNCIL . IN MOtION







        Anfangen, wo andere aufhören – . Teil



        Weil MPreis seine Heimat Tirol liebt und die Tiroler ihren Lebensmittler, bewegt
        sich das Familienunternehmen vorwiegend in der Region – und bewegt gerade
        deshalb viel.









        Über Nahversorgung müssen sich die Tiroler keine Gedanken machen.   guten Sachen, die sie hervorbringt. Das zu begreifen ist wichtig, denn
        Sie haben MPreis. Dessen erklärtes Ziel ist es, der Alpenregion den täg-  MPreis ist ein Lebensmittelgeschäft von Tirolern für Tiroler – und Ti-
        lichen  Bedarf  an  Lebensmitteln  zu  sichern.  Deshalb  gibt  es,  neben   rolliebhaber, sprich die jährlich 10,2 Mio. Touristen. Bis heute expan-
        MPreis-Supermärkten rund 200-qm-Kompaktläden, miniM genannt.   diert die Marke mit dem roten Würfel nur in Gebiete, die an die eige-
        Die Ansage ist dennoch ambitioniert in einer alpendurchfurchten Natur,   ne Region angrenzen und dem landeseigenen Spirit nahestehen. Da
        die mehr Gebirge, Täler und Dörfer als Städte hat. Gerade mal 13 sind   hilft auch kein Flehen aus Wien, wieso das durch Architektur- und Kul-
        es in Tirol. Und Innsbruck ist als Landeshauptstadt mit 120.000 Einwoh-  turpreise zu Weltruhm gekommene Unternehmen nicht in der Bun-
        nern die größte. Gängiger sind Gemeinden weit unter 10.000 Einwoh-  deshauptstadt vertreten sei. »Die Standortanfragen häufen sich, aber
        nern wie Inzing, Kössen oder Zirl. Wer verstehen will, wieso sich ein   logistisch macht es für uns keinen Sinn. Und die nächsten Jahre haben
        Händler seiner Heimatregion so tief verbunden fühlt, dass er mancher-  wir noch zu viel in Tirol zu tun«, erklärt Pressesprecherin Ingrid Heinz
        orts auf Mischkalkulationen setzt, um Einwohner zu versorgen, muss die   das Expansionszaudern. Jetzt aber zur Geschichte!
        fast 100-jährige Unternehmensgeschichte kennen.
                                                                Ein  eigenes  Lebensmittelgeschäft,  davon  träumte  Therese  Mölk,  bis
                                                                sie fast 50 war. Dann, 1920, wurde ihr Traum wahr. Gemeinsam mit
        Kurz  ein  Exkurs  für  die  Landesunkundigen:  Was  den  Deutschen  die   Ehemann und Fabrikant Johann Mölk eröffnete die 9-fache Mutter die
        Bayern, sind den Österreichern die Tiroler. Ein stolzes Volk mit starker   erste MPreis-Filiale in Innsbruck. Ihr Motto: »Kleines Sortiment in gro-
        Verwurzelung – das seine Region besonders die Natur liebt und all die   ßen Mengen zu niedrigen Preisen«. 94 Jahre, über 5.000 Mitarbeiter
                                                                und 230 Filialen weiter hat dieses Prinzip heute immer noch Bestand.
                                                                Zwar ist das Unternehmen nicht riesig, hat aber ein Lokalkolorit, das
                                                                im Herzen die Tante Mölk blieb. Und den Spagat muss man erst mal
                                                                schaffen.

                                                                Mittlerweile von der 3. und 4. Generation geführt, muss man heute je-
                                                                doch fragen: Was wäre MPreis ohne Tirol? Und was Tirol ohne MPreis?
                                                                Die zwei sind so inniglich miteinander verwurzelt, dass sich keiner ein
                                                                Leben ohne den anderen vorstellen kann. Edeka behauptet: »Wir lie-
                                                                ben  Lebensmittel«,  bei  den  Berglandbewohnern  scheint  es  umge-
                                                                kehrt.  Sie  lieben  förmlich  ihren  Lebensmittler!  Unter  Freunden  und
                                                                Bekannten schwärmen sie vom freundlichen Personal, von der super
                                                                und  regional  betonten  Produktauswahl  und  natürlich  der  außerge-
                                                                wöhnlichen  Architektur.  Geht  es  nach  der  Ladenfrequenz,  ist  jeder
                                                                vierte Tiroler täglich im beliebtesten Supermarkt des Bundeslandes.
                                                                Das aber erklärt längst nicht, wie sich der Händler so viel Zuneigung
                                                                verdiente. Die banale Kurzantwort: Wertschätzung. Und die oszilliert
                                                                zwischen Respekt und Erhalt dessen, was vor Ort ist, aber auch von
                                                                dem Brechen mit Konventionen. Denn nur so entstehen immer wieder
                                                                neue Lösungen, von denen gemeinwohlig alle etwas haben.

                                                                Bestes Beispiel: Der Supermarkt sorgt dafür, dass die heimische Wirt-
                                                                schaft floriert. Wie? Er ist Vermarktungsplattform Nummer eins für die
                                                                regionalen Produkte. Nun ist die Rückbesinnung auf Qualität und Hei-
                                                                misches schwer in Branchemode, aber der Alpenlandkrämer hat nie et-
                                                                was anderes getan. Deshalb redet er auch von »gelebter Regionalität«,
                                                                statt zu Worthülsen wie »Nachhaltigkeit« zu greifen. Dass seine lang-
                                                                jährige Verwurzelung Substanz hat, bestätigte jüngst ein Vergleich mit
                                                                Österreichs  Lebensmittelgrößen  wie  Hofer,  Lidl,  Spar  und  Rewe.  Der


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