Page 34 - German Council Magazin 02.2014
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GERMAN COUNCIL . IN MOtION
aufgeben müssen, was auch an der Online-Konkurrenz liegt. Der
Strukturwandel läuft bereits.
Der stationäre Handel muss deshalb auch versuchen, den Onlinern
mit ihren eigenen Waffen zu begegnen. Dazu gehören elektronische
Devices wie iPads im Laden, über die nicht verfügbare Produkte, Grö-
ßen- oder Farbvarianten sofort für den Kunden bestellt und dann nach
Hause geliefert werden. Online-Verfügbarkeitsabfragen oder Push-
Nachrichten für das Smartphone über Aktivitäten oder Sonderangebo-
te im Center gehören ebenso dazu.
Die spannende Frage bleibt, ob ein Centermanager alle diese Elemen-
te unter einen Hut bekommt. Die Betreiber mancher Shopping Center
sind zurzeit aber noch zu zurückhaltend. Sie beten sich die Situation
gern mal gesund, statt die Herausforderung zu akzeptieren und anzu-
nehmen.
Ein Gespräch mit
Hagen Seidel
Das Interview führte
David Huth,
Redaktionsbüro Appelt & Huth
Das Redaktionsbüro Appelt & Huth ist Preisträger des GCSC-Journalisten-
stipendiums 2014. Hagen Seidel
Rezension
Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern ge des boomenden Internet-Versandhandels sind. Das Buch ist damit
Das Internet-Start-up Zalando legte in nur wenigen Jahren eine er- mehr als eine bunt geschilderte Fallanalyse. Es ordnet ein und erklärt
staunliche Erfolgsgeschichte hin. 2008 gründeten es die beiden ein Thema, das den Handel in der Zukunft noch weit stärker beschäf-
Freunde Robert Gentz und David Schneider in Berlin. Nur vier Jahre tigen wird.
später erwirtschaftete das Unternehmen bereits einen Umsatz von Die harten Fakten verpackt der Autor in einen flotten Schreibstil, der
1,15 Milliarden Euro und ist heute in 14 Ländern mit 3.500 Mitarbei- die Goldgräberstimmung des E-Commerce anschaulich einfängt und
tern aktiv. Wie aus der Idee, Schuhe im Internet zu verkaufen, ein flo- analysiert. So ist das Buch spannend für Branchenkenner und Laien.
rierendes Unternehmen wurde, beschreibt der Wirtschaftsjournalist Den Leser erwarten Hintergründe zum Primus unter den Internetver-
Hagen Seidel in seinem Buch »Schrei vor Glück: Zalando oder shop- sandhändlern und ein Einblick in sich wandelnde Konsum- und Kauf-
pen gehen war gestern«. Er geht der Frage nach, wie Zalando die gewohnheiten.
größte Einkaufsrevolution der jüngsten Vergangenheit herbeiführen
konnte. Zum Autor:
Der Leser wird mit vielen Zahlen und Fakten gefüttert. Es kommen Hagen Seidel lebt in Frankfurt und Düsseldorf. Er war viele Jahre der
Wissenschaftler, die Chefs großer Handelskonzerne, Modehersteller Konsumexperte der Welt am Sonntag und der Welt und ist jetzt Chef-
und natürlich die beiden Gründer selbst zu Wort. redakteur des Fachmagazins Textilwirtschaft. 2010 sorgte sein Buch
Den Senkrechstarter Zalando nutzt Seidel als lebendiges Beispiel. Das Acandors Absturz, über die Insolvenz des ehemaligen Karstadt-Quel-
funktioniert gut, weil jeder das Konzept kennt. Mit ein paar Klicks le-Konzerns, für Aufsehen.
holt sich der Kunde das Kleidergeschäft ins eigene Wohnzimmer. Und
wenn er vor Glück nicht schreit, dann schickt er die Ware einfach wie- HAGEN SEIDEL
der kostenlos zurück. So schafft es Seidel, zu erklären, warum mit die- Schrei vor Glück
sem Konzept der Grundstein für das am schnellsten wachsende Un- Zalando oder shoppen
ternehmen des Kontinents gelegt wurde und wieso Zalando trotz- gehen war gestern
dem noch immer rote Zahlen schreibt. Orell Füssli Verlag,
Das Buch ist dennoch kein reines Unternehmensporträt, denn über Zürich, 2013,
das Zalando-Konzept gelingt es dem Autoren auch, eine Brücke zu 253 Seiten, Fr. 26.90
bauen, um die Umbrüche im Einzelhandel zu skizzieren, die eine Fol- ISBN 978-3-280-05516-8
GCM 2 / 2014