Page 11 - German Council Magazin 03.2021
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GERMAN COUNCIL . GLOKALISATION




            hen hatten«, so Striebich. »Damit muss
            der Handel umzugehen lernen.«

            Inzwischen werden Dinge des täglichen
            Lebens nicht mehr gehortet. Dafür man-                                                               © eldar nurkovic / Alamy Stock Foto
            gelt es an anderen Waren mangeln, für
            deren Produktion und Herstellung man
            auf Komponenten angewiesen sei, die
            zurzeit kaum zu finden sind. »E-Bikes
            sind zurzeit so gut wie nicht mehr zu kau-
            fen, weil es weder Kabelzüge noch Brem-
            sen oder Motoren gibt«, sagt Striebich.
            »Selbst Rahmen können nicht gefertigt
            werden, weil der Rohstoff Aluminium
            nicht in ausreichendem Maße vorhanden
            ist.«

            Ware aus dem letzten Winter?

            In den kommenden Monaten müssten
            sich auch in der Textil- und Schuhbran-
            che vor allem Unternehmen, die auf Ei-
            genmarken setzen, auf Engpässe einstel-  Erneut drohen Lücken im Warenangebot aufgrund von durchbrochenen Lieferketten
            len, ist der Einzelhandelsfachmann über-
            zeugt: »Sie haben einen längeren Produkti-
            onsvorlauf und waren dadurch zunächst   rungen bei der Auslieferung der Herbst-/  und auch bei der Industrie noch mit inter-
            im Vorteil, weil die Lager noch gefüllt wa-  Winterware an den Handel. Das sei umso   essanten Produkten gefüllt, die ein attrak-
            ren. Die Veränderungen zeigen sich daher   bedauerlicher, als neue Schuh-Herbstwa-  tiver Ersatz sein können«, so ANWR.
            erst später. Das heißt aber auch: Sie laufen   re bislang gut verkauft werde und man im
            jetzt in den Engpass hinein, was sich nega-  Sportbereich weiter mit überdurch-  Verkaufsschlager Kaffee-Service
            tiv auf das Weihnachtsgeschäft auswirken   schnittlicher Nachfrage rechne, insbeson-
            könnte.«                          dere im Segment Footwear. »In letzter   Ware aus  dem  vergangenen  Winter  zu
                                              Konsequenz werden die Verbraucher in   verkaufen, wird wohl für viele Händler
            Im hessischen Mainhausen, dem Sitz der   diesen Geschäften aber nicht vor leeren   eine Möglichkeit sein, die Kunden bei
            ANWR Group, die in Deutschland rund   Regalen stehen. Vielleicht ist ein absolu-  Laune  zu  halten.  Wer  jedoch  denke,  er
            600 Schuh-, Sport- und Lederwarenfach-  tes Lieblingsprodukt gerade nicht verfüg-  könne »alten Krempel« aus dem Keller
            händler vertritt, betrachtet man die Ent-  bar. Leerverkäufe schmerzen den Handel,   holen und verkaufen, begebe sich auf ge-
            wicklung der Lieferprobleme für Waren   aber er hat Alternativen im Angebot.   fährliches Terrain, ist Klaus Striebich si-
            aus Fernost deshalb ebenfalls sehr auf-  Durch den Lockdown im vergangenen   cher: »So etwas verzeihen die Kunden
            merksam und registriert bereits Verzöge-  Winter sind zudem die Lager im Handel   nicht so schnell. Das hat schon früher
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