Page 12 - German Council Magazin 03.2021
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GERMAN COUNCIL . GLOKALISATION




         © Wirestock – stock.adobe.com                                        Laut ANWR Group werden 85 Prozent
                                                                              der weltweit produzierten Schuhe in Süd-
                                                                              ost-Asien hergestellt, auch viele Kompo-
                                                                              nenten,  die  in Europa weiterverarbeitet
                                                                              werden – etwa Ösen, Schnallen, Sohlen
                                                                              oder Schnürsenkel – kommen aus dieser
                                                                              Region.  Das  habe  auch  Auswirkungen
                                                                              auf Produktionsstandorte in Europa. »Zu
                                                                              rechnen und zu wünschen ist mit Produk-
                                                                              tionsverlagerungen in Richtung Europa.
                                                                              Nicht zuletzt das Thema Nachhaltigkeit
                                                                              wird dazu führen, dass Anbieter verstärkt
                                                                              auf verkaufsnahe Produktionsstandorte
                                                                              schauen werden«, so ANWR.


                                                                              Ein Beitrag von
                                                                              Susanne Osadnik,
                                                                              Chefredaktion Shopping Places*
          Fahrräder und E-Bikes sind bereits jetzt vielerorts ausverkauft


          nicht funktioniert und wäre heutzutage   teuern werden, weil das Angebot knap-
          ein fataler Fehler«, so Striebich. »Die   per wird und Händler für Produktion
          Kunden werden immer qualitätsbewuss-  und Transport immer tiefer in die Ta-
          ter, wollen sich in schwierigen Zeiten et-  schen greifen müssen. Selbst im Droge-
          was gönnen und dafür  auch mehr Geld   riemarkt müssten Kunden sich auf Lü-
          ausgeben.«                        cken in den Regalen und höhere Preise
                                            einstellen. »Die Ausnahme wird der Fa-
          Dazu passt auch die Beobachtung des   shion-Bereich sein. Die Händler haben
          IFH KÖLN (Institut für Handelsfor-  sich frühzeitig auf die neue Situation
          schung): In Corona-Zeiten werden nicht   eingestellt und die Produktion zurück-
          nur Sportartikel, Möbel, Fahrräder und   gefahren«, erklärt Boris Hedde, Ge-
          alles rund ums Verschönern der eigenen   schäftsführer des IFH KÖLN. »Als
          vier Wände nachgefragt, sondern auch   Kunde muss ich im Herbst und Winter
          Artikel, die in der Vergangenheit keinen   aber damit rechnen, dass die Auswahl   Glokalisierung
          reißenden Absatz mehr fanden: etwa   an bestimmten Artikeln kleiner ausfällt
          Kaffee- und Tafelservices für zehn Perso-  als üblich.«               Ein Statement von
          nen. Häuslichkeit, gemeinsames Essen
          mit der Familie und Kochen statt Ausge-  Die Händler indes stehen schon wieder   Thomas Braun
          hen sind die Motivation, die hinter der   vor der nächsten Hürde: Wie geht es im   Geschäftsführender Gesellschafter
          Renaissance von Geschirr  und Porzel-  kommenden Jahr weiter? Die Waren für   Geiger Facility Management
          lan, aber auch jeder Form von Kochu-  Frühjahr/Sommer  2022  werden  bei-
          tensilien steckt. Die Branche Glas-Por-  spielsweise für den Schuhfachhandel im
          zellan-Keramik kann laut IFH KÖLN   August und September bestellt. »Hier   Mit abgestimmten und intelligenten, digita-
          Wachstumsraten um durchschnittlich 7   waren viel Fingerspitzengefühl und auch   len und neuen Service-Konzepten hat der
          Prozent verzeichnen.              der enge Austausch mit der Industrie   stationäre Handel immer die Chance das
                                            und den Lieferanten gefordert, um Pro-  Online-Shopping  zu  schlagen.  Als  Facility
          Kunden favorisieren nahe          bleme frühzeitig zu erkennen, gegenzu-  Manager müssen wir uns daher stets be-
          Produktionsstandorte              steuern, vielleicht auf andere Marken   wusst sein: Wir machen unseren Job nicht
                                            auszuweichen«, heißt es bei ANWR.   für den Eigentümer, nicht für den Investor,
          Aber auch bei Villeroy & Boch, KPM   »Derzeit ist noch nicht abzusehen, ob   nicht für den Property Manager – wir müs-
          oder Meissen könnte es bald enger und   sich die gerade deutlich erhöhten Kosten   sen unseren Service perfekt machen, da-
          damit teurer werden. Beim IFH KÖLN   für die Seefracht auf den Handel und   mit Kunden sich dort wohl fühlen, wo wir
          geht man davon aus, dass sich in den   nachgelagert auf die Kundinnen und   tätig sind.
          kommenden Monaten viele Waren ver-  Kunden auswirken werden.«


          10 Shopping Places* 3 / 2021
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