Page 12 - German Council Magazin 04.2021
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GERMAN COUNCIL . WERTE
Der zügige Aufholprozess nach der Aufhebung der pande-
mischen Einschränkungen hat im Verlauf des ersten Halb-
jahres erheblich an Schwung verloren. Gleichwohl ist die
Zahl der Erwerbstätigen im Bundesgebiet weiter angestie- © Jo Panuwat – stock.adobe.com
gen, wohingegen sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit auch
im Juli 2022 fortgesetzt hat. Die Ursache liegt überwiegend
in der Erfassung ukrainischer Geflüchteter. Denn sie kön-
nen seit 1. Juni 2022 Anträge auf Leistungen der Grundsi-
cherung für Arbeitsuchende stellen, um Zugang zu staatli-
chen Leistungen nach SGB II zu erhalten.
In China gelten nach wie vor strengere Corona-Regelungen
COVID-19 BLEIBT EIN BELASTUNGSFAKTOR FÜR DIE
WELTWIRTSCHAFT
Der Konjunkturausblick für die kommenden Jahre wird lem in China mit strikteren Pandemie-Regelungen – zu
weiter vom Krieg im Osten Europas sowie die damit ein- anhaltenden Engpässen und Einschränkungen im Welt-
hergehende Energiekrise dominiert. Ersteres drückt auf handel. Covid-19 bleibt ein Belastungsfaktor für die
die Stimmung von Verbrauchern und Investoren. Er ver- Weltwirtschaft. Die Gefahr einer Phase der Stagflation
stärkt bereits bestehende Lieferengpässe und trägt zusätz- beziehungsweise teils (technischer) Rezession in Europa
lich zur Zäsur bei Inflation und Zinsen bei. Die Sanktio- kann nicht ausgeschlossen werden.
wird, dürfte die Teuerung nicht auf das sehr niedrige Niveau der letzten Dekade zurückkehren. Strukturelle Gründe wie die
nen erweisen sich dabei als zweischneidiges Schwert, weil
stärkere Bepreisung von CO2-Emissionen und die zunehmende Knappheit von Arbeitskräften sprechen für anhaltend
sie in Europa zu einer Energiekrise führen. Auch wenn Die Inflation wird im laufenden Jahr mit 7,4 Prozent so
höhere Inflationsraten.
die Covid-19-Krise hierzulande mehr und mehr an Schre- hoch wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland
cken verliert, führen wellenartige Ausbreitungen – vor al- ausfallen. Auch im kommenden Jahr wird der Preisauf-
wird, dürfte die Teuerung nicht auf das sehr niedrige Niveau der letzten Dekade zurückkehren. Strukturelle Gründe wie die
Tabelle: Eckwerte der nationalen Konjunktur- und Arbeitsmarktprognose, Deutschland, 2018 – 2026
stärkere Bepreisung von CO2-Emissionen und die zunehmende Knappheit von Arbeitskräften sprechen für anhaltend
höhere Inflationsraten.
© bulwiengesa Priv. Konsum** 2018 2019 2020 2021 2022* 2023* 2024* 2025* 2026*
Tabelle: Eckwerte der nationalen Konjunktur- und Arbeitsmarktprognose, Deutschland, 2018 – 2026
-5,8
0,3
1,5
1,7
1,8
1,1
3,3
0,8
0,6
0,8
Konsum Staat** 2018 2019 2020 4,0 3,8 0,3 -1,2 0,6 0,5 0,4
2,6 2021 2022* 2023* 2024* 2025* 2026*
Priv. Konsum**
1,7
Bruttoanlageinvestitionen** 1,5 3,4 -5,8 0,3 3,3 1,8 1,7 1,1 4,4 0,8 2,2 0,6 1,9 1,5
1,2
-2,3
1,9
2,6
Konsum Staat**
4,0
9,7
-9,3
Ausfuhr** 0,8 2,2 1,3 3,8 0,3 -1,2 2,0 0,6 5,0 0,5 3,6 0,4 3,0 2,8
Bruttoanlageinvestitionen** 3,4 1,9 -2,3 1,2 1,7 4,4 2,2 1,9 1,5
Einfuhr** 4,0 2,9 -8,5 9,0 3,1 3,6 4,0 3,3 3,0
Ausfuhr** 2,2 1,3 -9,3 9,7 2,0 5,0 3,6 3,0 2,8
BIP, real** 1,0 1,1 -3,7 2,6 1,7 2,5 1,6 1,2 1,0
Einfuhr** 4,0 2,9 -8,5 9,0 3,1 3,6 4,0 3,3 3,0
Erwerbstätige*** 1,4 0,9 -0,8 0,0 1,3 0,4 0,2 0,0 -0,2
BIP, real** 1,0 1,1 -3,7 2,6 1,7 2,5 1,6 1,2 1,0
Arbeitslosenquote*** 1,4 3,2 -0,8 0,0 1,3 0,4 3,0 0,2 3,0 0,0 2,9 -0,2 2,8 2,6
3,7
3,6
3,0
0,9
Erwerbstätige***
3,7
3,0
0,4
3,2
Arbeitslosenquote***
Verbraucherpreise (HVPI)*** 3,2 1,9 1,4 3,6 3,0 3,0 7,4 2,9 4,5 2,8 2,5 2,6 2,1 2,0
0,4
1,4
Verbraucherpreise (HVPI)***
-2,8
Finanzierungssaldo des Staates**** 1,9 1,9 1,5 3,2 7,4 4,5 2,5 -1,6 2,1 -1,2 2,0 -0,3 0,3
-3,7
-4,3
Finanzierungssaldo des Staates**** 1,9 1,5 -4,3 -3,7 -2,8 -1,6 -1,2 -0,3 0,3
Bruttoschuld des Staates 61,2 58,9 68,7 69,3 68,1 65,3 64,3 63,0 61,8
Bruttoschuld des Staates 61,2 58,9 68,7 69,3 68,1 65,3 64,3 63,0 61,8
(konsolidiert) ****
(konsolidiert) ****
Eurostat. *Prognose 2022 – 2026 bulwiengesa AG (Berechnungsstand: 25. Juli 2022) **Angaben sind die jeweilige
Quelle: Eurostat. *Prognose 2022 – 2026 bulwiengesa AG (Berechnungsstand: 25. Juli 2022) **Angaben sind die jeweilige
Quelle:
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent, verkettete Volumen (Index 2015=100) ***Angaben zur Inflation bzw.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent, verkettete Volumen (Index 2015=100) ***Angaben zur Inflation bzw.
Arbeitsmarkt beziehen sich auf die Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent bzw. auf die Arbeitslosenquote gemäß
Arbeitsmarkt beziehen sich auf die Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent bzw. auf die Arbeitslosenquote gemäß
Eurostat-Definition. ****Angaben in Prozent des BIP
Eurostat-Definition. ****Angaben in Prozent des BIP
Eckwerte der nationalen Konjunktur- und Arbeitsmarktprognose, Deutschland, 2018 – 2026
Die Löhne und Gehälter steigen so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Auf Basis der vorliegenden Abschlüsse werden die
Die Löhne und Gehälter steigen so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Auf Basis der vorliegenden Abschlüsse werden die
Tarifverdienste in diesem Jahr voraussichtlich um 2,9 Prozent zulegen. Sie legen damit zwar deutlich stärker zu als im
Tarifverdienste in diesem Jahr voraussichtlich um 2,9 Prozent zulegen. Sie legen damit zwar deutlich stärker zu als im
vergangenen Jahr, als der Zuwachs mit 1,6 Prozent krisenbedingt gering ausfiel, aber sie werden hinter dem
10 vergangenen Jahr, als der Zuwachs mit 1,6 Prozent krisenbedingt gering ausfiel, aber sie werden hinter dem
Verbraucherpreisanstieg zurückbleiben.
SHOPPING PLACES* MAGAZINE 4 / 2022
Verbraucherpreisanstieg zurückbleiben.
Unsicherheit bestimmt die nächsten Monate
Unsicherheit bestimmt die nächsten Monate
Die Aussichten für die Konjunktur sind von sehr großer Unsicherheit im Zusammenhang mit dem weiteren Verlauf des
Krieges in der Ukraine geprägt. Ein wesentliches Risiko resultiert aus der Störung der europäischen Energieversorgung, die
Die Aussichten für die Konjunktur sind von sehr großer Unsicherheit im Zusammenhang mit dem weiteren Verlauf des
zu weiteren kräftigen Erhöhungen der Energiepreise und zu Drosselungen der hiesigen Produktion führen könnte. Ein
Krieges in der Ukraine geprägt. Ein wesentliches Risiko resultiert aus der Störung der europäischen Energieversorgung, die
sprunghafter Anstieg der Inflation kann auch zu einem verstärkten Risiko von Zweitrundeneffekten auf die Inflation über
höhere Lohnforderungen führen. Mögliche Zielkonflikte zwischen einem höheren Ausgleich der Reallöhne und dem Erhalt
zu weiteren kräftigen Erhöhungen der Energiepreise und zu Drosselungen der hiesigen Produktion führen könnte. Ein
von Arbeitsplätzen sind nicht auszuschließen. In dieser Gemengelage markierte das HDE-Konsumbarometer im September
sprunghafter Anstieg der Inflation kann auch zu einem verstärkten Risiko von Zweitrundeneffekten auf die Inflation über
2022 mit 86,3 (Index: Januar 2017 = 100,0) ein neues Allzeit-Tief, und von einer Trendumkehr ist aktuell nicht auszugehen.
höhere Lohnforderungen führen. Mögliche Zielkonflikte zwischen einem höheren Ausgleich der Reallöhne und dem Erhalt
Vielmehr wird von einer Konsumzurückhaltung bis zum Frühjahr 2023 ausgegangen. Auch das Gfk-Konsumklima
von Arbeitsplätzen sind nicht auszuschließen. In dieser Gemengelage markierte das HDE-Konsumbarometer im September
signalisiert in seiner August-Ausgabe eine nur geringe Anschaffungsneigung. Vielmehr sparen die Konsumenten derzeit
2022 mit 86,3 (Index: Januar 2017 = 100,0) ein neues Allzeit-Tief, und von einer Trendumkehr ist aktuell nicht auszugehen.
gegen die Krise an. Die Sparneigung klettert auf den höchsten Wert seit über elf Jahren.
Vielmehr wird von einer Konsumzurückhaltung bis zum Frühjahr 2023 ausgegangen. Auch das Gfk-Konsumklima
signalisiert in seiner August-Ausgabe eine nur geringe Anschaffungsneigung. Vielmehr sparen die Konsumenten derzeit
gegen die Krise an. Die Sparneigung klettert auf den höchsten Wert seit über elf Jahren.