Page 11 - German Council Magazin 04.2021
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GERMAN COUNCIL . WERTE
eit Ende 2021 mehren sich jedoch identische Sig- Bauinvestitionen deutlich ins Minus (-3,4 Prozent). Nach
nale aus den wichtigsten Volkswirtschaften: stei- unserer Einschätzung dürfte die Richtung der dargestell-
S gende Inflationsraten und die drängende Not- ten Vorzeichen der Wachstumsbeiträge zum BIP auch im
wendigkeit, den Pfad der laxen Geldpolitik schneller als Sommerquartal erhalten bleiben; letztendlich wird die
vorgesehen zu verlassen. Die Entwicklung von Inflation deutsche Wirtschaftsleistung auch im dritten Quartal sta-
und Zinsen stellen Zäsuren für unser wirtschaftliches gnieren – getragen von den Aufhol- und Nachholeffekten
Handeln dar. Darauf aufgesattelt zusätzlich noch der Uk- bei der Inanspruchnahme zuvor eingeschränkter Dienst-
raine-Krieg, der nicht nur eine militärische und geopoliti- leistungen.
sche Zäsur darstellt, er verändert und verstärkt in seinen
Auswirkungen die beiden anderen Zäsuren und somit die Die Unsicherheiten und hohe Teuerung belasten nicht nur
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die (inter-)nati- die wirtschaftlichen Aussichten, sondern hinterlassen
onalen (Immobilien-)Märkte. Risiken können nicht län- auch Spuren auf dem Arbeitsmarkt.
ger ignoriert werden, die goldenen Zeiten in der Branche
sind vorbei, jedoch ist es deutlich zu früh, in den Chor der
Crash-Propheten einzustimmen. Geschäftsmodelle sind
jedoch zu prüfen und an die neuen Gegebenheiten anzu-
passen. © bulwiengesa
Bis zum Jahr 2020 lebten wir in einer Welt, in der selbst
eine Pandemie ein überwundenes Problem zu sein schien,
besiegt durch den medizinischen Fortschritt unserer Ge-
sellschaft. Bis zum vergangenen Jahr lebten die Kapital-
märkte in einer Zeit, in der seit mindestens einer Dekade
die Notenbanken mit extrem niedrigen Zinsen unermüd-
lich für steigende Kurse sorgten. Knapp 40 Jahre lang wa-
ren die Renditen gesunken und zuletzt zumindest kaum
mehr gestiegen.
DIE HEIMISCHE WIRTSCHAFT WIDERSETZT SICH (NOCH)
DEM ABSCHWUNG
Vorstandssprecher Ralf-Peter Koschny,
Das Bruttoinlandsprodukt ist in Deutschland im zweiten Beratungs- und Analyseunternehmen bulwiengesa
Quartal 2022 gegenüber dem ersten Quartal 2022 –
preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,1 Prozent ge-
stiegen und hat damit das Vorkrisenniveau des vierten
Quartals 2019 erreicht. Gestützt wurde die heimische
Ökonomie vor allem von den privaten und staatlichen
Konsumausgaben. Trotz starker Preissteigerungen und
Energiekrise nutzten die Bürger die Aufhebung fast aller © bulwiengesa / Heidifoto München
Corona-Beschränkungen im zweiten Quartal 2022 für
Nachholeffekte im Bereich des privaten Reisekonsums
oder der Besuch von Gaststätten beziehungsweise der
Veranstaltungsbranche. Die überdurchschnittlich hohe
Sparquote während der Pandemie wird nun nach Aufhe-
bung der Restriktionen entspart – der private Konsum
war im zweiten Quartal um 0,8 Prozent höher als im Vor-
quartal. Positive Wachstumsbeiträge (Veränderungsrate
gegenüber dem Vorquartal) kamen auch von Seiten der
staatlichen Konsumausgaben (2,3 Prozent) sowie Investi-
tionen in Ausrüstungen (1,1 Prozent). Trotz einem unge- Chef Volkswirt Martin Steininger,
wöhnlich guten und milden Winter rutschten nur die Beratungs- und Analyseunternehmen bulwiengesa
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