Page 8 - German Council Magazin 04.2020
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 GERMAN COUNCIL . STRATEGIE




         © Artem Beliaikin / pexels.com     sinkt die Kaufneigung der Verbraucher   Für den stationären Handel könnte es
                                            in Deutschland nicht, wie der Konsum-
                                                                              noch besser laufen, wenn die Branche Si-
                                            klima-Index des Nürnberger Marktfor-
                                                                              cherheits-Strategien zum Schutz ihrer
                                            schungsinstituts GfK zeigt. »Trotz stei-
                                                                              Kunden prominenter herausstellen wür-
                                                                              de. Das gelte gerade auch für die Masken-
                                            gender Infektionszahlen und der zuneh-
                                                                              pflicht, sagt Vornholz. »Statt über die
                                            menden Furcht vor Verschärfungen pan-
                                            demiebedingter  Einschränkungen  stabi-
                                            lisiert sich das Konsumklima«, sagt Rolf   Maskenpflicht zu klagen, wäre es ratsam
                                                                              hervorzuheben,  dass  durch  die  Masken
                                            Bürkl von der GfK am 23. September.   und die Abstandsregelungen der Einkauf
                                            »Offenbar sind die umfangreichen Kon-  sicher ist.« Motto: »Einzelhändler achten
                                            junkturpakete für Unternehmen und   sehr sorgsam darauf, dass sich in ihren
                                            Verbraucher geeignete Maßnahmen, um   Geschäften niemand ansteckt«.
                                            Deutschland aus der schwersten Rezes-
                                            sion der Nachkriegszeit zu helfen.«
                                                                              Ein Beitrag von
                                            Kunden kommen, wenn Schnäppchen   Richard Haimann,
                                            winken                            freier Journalist

          Die Kaufbereitschaft wächst, sobald Schnäppchen   Zwar zeigen Konsumenten in der No-
          winken                            vember-Umfrage letztendlich doch eine
                                            Zurückhaltung. Beim großen Schnäpp-
                                            chentag zum Auftakt der Weihnachtssai-
          Ökonomen, die eigene Untersuchungen   son, dem Black Friday, ist der Kundenan-
          angestellt haben, gehen deshalb nicht kon-  drang in etlichen deutschen Städten je-
          form mit der Vorstellung, dass Arbeit und   doch so stark, dass Geschäfte zeitweise
          Konsum auch nach dem Ende des Covid-  ihre Pforten schließen müssen. »Trotz Co-
          19-Seuchenzugs überwiegend am heimi-  rona: Dichtes Shopping-Gedränge in der
          schen Schreibtisch erfolgen wird. Im Ge-  City«, schlagzeilt die Hamburger Mor-
          genteil: Eine Studie der Schweizer Groß-  genpost. Von »langen Schlangen vor be-
          bank UBS kommt zu dem Schluss, dass   liebten Kaufhäusern auf der Zeil«, berich-
          maximal 15 bis 20 Prozent der Bürobe-  tet die Frankfurter Rundschau. In Biele-
          schäftigten in der Lage sind, von zu Hause   feld habe die Stadtverwaltung am Vormit-
          aus zu arbeiten – und das auch nur zeit-  tag über das Lokalradio an die Bürger ap-  Friederike Exter
          weise. »Rund 80 Prozent von ihnen sind   pelliert, »für den Moment auf Fahrten in
          hingegen gezwungen, ihre Tätigkeit im   die Innenstadt zu verzichten und Einkäufe   Regionalbotschafterin Region Berlin
          Büro zu verrichten«, sagt Thomas Ver-  zu verschieben«, schildern die Ruhr-
          aguth, Immobilieninvestment-Stratege der   Nachrichten.              »Das Jahr 2020 hat mir gezeigt, dass
          Schweizer Großbank. Denn zahlreiche                                  in jeder Krise auch immer Potenzial für
          Backoffice-Tätigkeiten erforderten, dass   »Die Lage im stationären Einzelhandel ist   neue Wege und Ideen steckt. Ich finde
          die Arbeiten in den besonders gegen Ha-  nicht so dramatisch, wie sie teilweise dar-  es bewundernswert, wie viele Unter-
          ckerangriffe geschützten internen Netz-  gestellt wird«, schlussfolgert Günter Vorn-  nehmen, dessen Geschäftsmodelle von
          werken der Unternehmen getätigt werden.   holz, Professor für Immobilienökonomie   heute auf morgen praktisch nichtig
          »Die nötige Datensicherheit kann am hei-  an der EBZ Business School in Bochum, in   waren, sich schnell neue Konzepte
          mischen Rechner nicht gewährleistet wer-  einer Analyse. Die Daten zeigten, dass   überlegt haben und diese in Windeseile
          den«, sagt Veraguth. Das Fazit der Studie:   Kunden im Sommer in die Geschäfte zu-  umgesetzt haben. Sei es der Italiener
          »Im besten Fall könnten Unternehmen   rückgekehrt seien, als die Infektionsgefahr   um die Ecke, der aus seinem Restau-
          künftig  zehn  Prozent  ihrer  Büroflächen   gesunken war. Und dass sie – wie am Black   rant  einen  Concept  Store  mit  tollen
          einsparen.«                       Friday – auch  kommen, wenn Schnäpp-  Delikatessen gemacht hat oder Event-
                                            chen winken. »Der wachsende Online-  Formate wie die  ArtNight, die sehr
          Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen   Handel geht zwar zu Lasten des stationä-  schnell  über  Onlinekurse Menschen
          Untersuchungen, die die Auswirkung   ren Einzelhandels, was die deutlich höhe-  zusammengebracht haben.«
          der Corona-Pandemie auf den stationä-  ren Wachstumsraten beim E-Commerce
          ren Einzelhandel analysieren. Obwohl   zeigen«, sagt Vornholz. »Aber noch sind
          im September mit Beginn der zweiten   die absoluten Zuwächse im traditionellen
          Welle die Zahl der Infektionen mit dem   Einzelhandel höher und es werden dort die      NEXTGEN
          SARS-CoV-2-Virus wieder anwächst,   wesentlich höheren Umsätze erzielt.«



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