Page 8 - German Council Magazin 02.2023
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GERMAN COUNCIL . URBANITÄT
tet, wir brauchen eine kopplungsorientrierte Standortpo- KNACKPUNKT STILLES ÖRTCHEN
litik – Shoppen plus Kita plus Arztbesuch beispielsweise“,
so Roland Wölfel. Laut Deutschlandstudie legen Innenstadt-Besucher größ-
ten Wert auf öffentliche Sanitäranlagen. Kaum verwun-
SEHR BELIEBT: DIE WOCHENMÄRKTE derlich: Gerade bei älteren Bürgern spielt dieser Punkt
eine entscheidende Rolle, ist aber auch beispielsweise für
Weiter gingen die Herausgeber der Deutschlandstudie der Familien mit Kindern wichtig. Roland Wölfel: „Bei den
Frage nach, welche Nutzungen relevant sind. 55 Prozent Silver Agern sind es tatsächlich fehlende Toiletten, die sie
entfallen auf den Handel, gefolgt von Grünflächen, Gas- vom Aufenthalt in der City abschrecken.“ Und jüngere
tronomie, Sauberkeit, Aufenthaltsqualität, Parken sowie Menschen? „Sie beklagen vor allem fehlende verkaufsof-
FuZos, ÖPNV, Kultur und Freizeit. Für unter 30-Jährige fene Sonntage und kurze Abendöffnung.“ Als ergänzende
liegt die Bedeutung des Handels bei 35 Prozent, für bis Angebote sind bei den Bürgern übrigens Ärzte und Ge-
49-Jährige bei 24 Prozent und für die Generation 50 plus sundheitsanbieter gefragt, ferner Ämter, Behörden und
nur noch bei mageren zwölf Prozent. Bevorzugt sind die öffentliche Einrichtungen sowie Bildungseinrichtungen.
Branchen Gesundheit und Körperpflege, Nahrung und On top auf der Wunschliste stehen bei allen Generationen
Genuss sowie Bekleidung und Schuhe. Auf qualitativer Sauberkeit, Sitzgelegenheiten und fußgängerfreundliche
Ebene sind regionale, hochwertige, optisch attraktive Zonen. Fast all diese Kriterien betreffen die Organisatio-
Produkte nachgefragt. Hoch in der Verbrauchergunst ste- nen des öffentlichen Rechts.
hen Wochenmärkte – so wie in Hanau, das den größten
und schönsten seiner Art in Hessen bietet. Ebenfalls gern MULTIFUNKTIONALE ORTE KREIEREN
besucht sind Jahr- und Themenmärkte, Kino, Fitness,
Musik- und Kunstevents sowie Museen und Theater. Und Sein Fazit: „Leider ist der Strukturwandel noch viel zu oft
in der Gastro-Sparte dominieren in der Gunst der Kunden negativ konnotiert. In Anbetracht der vielfältigen Her-
Bäckereien, gefolgt von Cafés, Restaurants und Gaststät- ausforderungen, vor denen unsere Städte und Gemeinden
ten sowie auf Rang vier Eisdielen. heute stehen, ist offenkundig, dass die monofunktionale
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6 SHOPPING PLACES* MAGAZINE 2/2023