Page 17 - German Council Magazin 05.2019
P. 17

GERMAN COUNCIL . ÖKOLOGIE




         USA sowie der Umweltorganisation Soil As­
         sociation in Großbritannien. Die Vorgaben
         reichen von einem ressourcenschonenden
         Anbau der Pflanzen ohne Einsatz von künst­                                                                 © www_slon_pics – pixabay.com
         lichen Düngemitteln, Insektiziden und Pesti­
         ziden über eine umweltschonende Verarbei­
         tung und Färbung der Stoffe bis hin zu einer
         Bezahlung der Beschäftigten in allen Berei­
         chen der Wertschöpfungskette nach den
         Normen der Internationalen Arbeitsorgani­
         sation der Vereinten Nationen.

         Diese  Auflagen machen  GOTS­zertifizierte
         Produkte deutlich teurer als  Textilien, die
         nach weniger scharfgestellten Öko­Zertifi­
         zierungen produziert werden. »Der Marktan­
         teil von Bekleidung mit dem GOTS­Label in
         Deutschland ist mit 0,26 Prozent im Jahr
         2017 verschwindend klein«, bilanziert das
         Umweltbundesamt in einer in diesem Jahr
         vorgestellten Studie. Allerdings ist das
         Wachstum beachtlich. Wurden 2009 zwi­
         schen Aachen und Görlitz, Flensburg und
         Passau lediglich GOTS­Textilien im Gesamt­
         wert von rund einer Million Euro umgesetzt,
         betrug ihr Absatzvolumen im Jahr 2017 im­  Gut für die Umwelt und gut fürs Geschäft: Lego setzt zunehmend auf pflanzlich gewonnenes Polyethylen – produziert
         merhin 111 Millionen Euro. Und: Aufgrund   aus Zuckerrohr
         der vergleichsweise hohen Kosten sind
         GOTS­zertifizierte Kleidungsstücke zu einem
         Prestige­Objekt geworden – vergleichbar er­  Allerdings genügt es vielen nachhaltig­orien­  men, die zukunftsfähig bleiben wollen, müs­
         lesener Uhren aus Schweizer Manufakturen   tierten Konsumenten und Umweltschutzbe­  sen es zum Teil ihrer DNA machen.«
         wie Girard­Perregaux oder Jaeger­LeCoultre.  wegungen nicht, dass Produkte nach ökologi­
                                             schen Kriterien hergestellt werden. Ihr Ziel ist   Billy-Regale in der IKEA-Rotation
         USA: Trendsetter für Neo-Ökologie   es, den Ressourcenverbrauch und die Entste­
                                             hung von Abfällen drastisch einzuschränken.   Ein Unternehmen, das damit begonnen hat, ist
         Der weltweit größte Wachstumsmarkt für   Öko­Ökonomie oder Neo­Ökologie nennen   Ikea. Seit diesem Sommer bietet die schwedi­
         Öko­Produkte – wenig überraschend ange­  Wirtschaftswissenschaftler den neuen Trend.   sche Einrichtungskette ihren Kunden an, ge­
         sichts der Gesamtwirtschaftsleistung – sind   Es geht nicht mehr allein um den Schutz der   brauchte Möbel zurückzukaufen – und über
         die USA. 128,5 Milliarden US­Dollar  haben   Natur, sondern um »eine Neuausrichtung der   ihre eigene Fundgrube weiter zu veräußern.
         Konsumenten in den Vereinigten Staaten   Werte  der  globalen  Gesellschaft,  der  Kultur   Statt im Sperrmüll zu landen, finden beim Erst­
         nach der jüngsten Nielsen­Studie im vergan­  und der Politik«, sagt Lena Papasabbas, Kul­  erwerber nicht mehr benötigte Billy­Regale ein
         genen Jahr für nachhaltig produzierte Waren   turanthropologin und Studienleiterin bei der   neues Heim in einer anderen Wohnung.
         ausgegeben. Das ist ein Zuwachs von 19,75   Trendforschungseinrichtung Zukunftsinstitut
         Prozent gegenüber den 107,3 Milliarden US­  in Frankfurt. »Umwelt wird zum Mainstream­  Zwar müssen die Altmöbel selbst zur nächs­
         Dollar im Jahr 2014. Im Jahr 2021 dürfte der   Thema – zum neuen Kriterium für gut und   ten Filiale transportiert werden und der
         Absatz der  Untersuchung zufolge steigen   schlecht, für richtig und falsch.«  Rücknahmepreis beläuft sich – je nach Ge­
         auf eine Spanne zwischen 142,4 Milliarden                               brauchszustand – meist nur auf ein­ oder
         US­Dollar – die konservative Nielsen­Prog­  Der  Trend reiche von zunehmendem Ver­  zweistellige Eurobeträge. Doch dies stört
         nose – und 150,1 Milliarde US­Dollar – die   zicht auf Fleisch als Protest gegen die Mas­  nachhaltig orientierte Konsumenten nicht.
         progressive Hochrechnung. »Viele US­Kon­  sentierhaltung bis zum Ausstieg aus der li­  »Unsere Kunden nehmen das Angebot gern
         sumenten haben seit vielen Jahren nach   nearen Ressourcenausbeutung, bei der bis­  an«, sagt Christiane Scharnagl, Nachhaltig­
         nachhaltigen Produkten gerufen«, sagt Niel­  lang aus Rohstoffen Produkte erzeugt und   keits­Managerin bei Ikea Deutschland. Die
         sen­Vize­Präsidentin Schmansky. Die Daten   aus Produkten schließlich Abfall wird. »Das   allermeisten Gebrauchtmöbel fänden inner­
         zeigten, dass sie nun, da Unternehmen im­  neue Umweltbewusstsein ist zentrales Ele­  halb von zwei Tagen einen neuen Besitzer.
         mer mehr entsprechende Produkte anbieten,   ment einer neuen Globalkultur und die Basis   Dies zeige, dass es »heute ein wachsendes
         »ihre Kaufkraft nutzen, um ökologische Ver­  für aufstrebende Lebensstile und neue Kon­  Bedürfnis der Menschen gibt, nachhaltiger
         änderungen auf der Welt durchzusetzen«.   summuster«, sagt Papasabbas. »Unterneh­  zu konsumieren«, sagt Scharnagl.

                                                                                                        GCM 5 / 2019 15
   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22