Page 26 - German Council Magazin 03.2021
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GERMAN COUNCIL . MENSCHEN
Mehr Anreize, effizienzmaßnahmen bei Vermietenden
größer ist als auf Seiten der mietenden
bessere Ergebnisse Händlerinnen und Händler.«
Nadine Nitsche, Consultant bei adelphi
und Co-Autorin der Studie: »Die Immo-
Vermieter von Einzelhandelsimmobilien investieren viel zu wenig in bilienbranche spricht sich zwar gegen ver-
Energiesparmaßnahmen, weil sie keinen unmittelbaren Nutzen für sich bindliche Mindeststandards für Bestands-
sehen. Abhilfe schaffen könnten angepasste Förderprogramme mit gebäude aus. Doch die Mehrheit der be-
höheren Fördersätzen oder Steuervorteile sowie eine Aufteilung des fragten Expertinnen und Experten geht
CO -Preises zwischen Mietern und Vermietern davon aus, dass neben Konzepten auf
2 freiwilliger Basis auch ordnungsrechtliche
Vorgaben erforderlich sein werden, um
Im Rahmen einer Befragung hat adelphi, Ein wichtiges Ergebnis der Studie: Ver- die Klimaschutzziele im Gebäudebereich
das Berliner Forschungs- und Beratungs- mieter würden mehr Energieeffizienz- zu erreichen.« Aus der Befragung leitet
institut für die Bereiche Klima, Umwelt projekte initiieren, wenn passende finan- das Autorenteam die Empfehlung ab,
und Entwicklung, das sogenannte Ver- zielle Anreize winken würden. Dazu zäh- Mindeststandards für Bestandsgebäude in
mieter-Mieter-Dilemma in vom Einzel- len etwa angepasste Förderprogramme Verbindung mit einem Bonus-Malus-Sys-
handel genutzten Gebäudebereich unter- mit höheren Fördersätzen oder Steuer- tem zu implementieren, damit Eigentü-
sucht. Das Ergebnis: Noch immer inves- vorteile. Einfachere und schnellere An- mer nicht nur Investitionen zur Errei-
tieren Vermieter von Einzelhandelsim- tragsverfahren würden die Inanspruch- chung des Mindeststandards tätigen.
mobilien nur zaghaft in Energieeinspar- nahme von Förderprogrammen zudem
maßnahmen. Der Grund: Sie profitieren erleichtern. Ebenfalls interessant für den Auch eine Aufteilung des CO -Preises
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nicht unmittelbar von den dadurch sin- Abbau finanzieller Hürden ist laut Be- zwischen Mietern und Vermietern identi-
kenden Energiekosten. fragung das Energiespar-Contracting. fizieren sie als wichtiges rechtliches Mit-
»Grundsätzlich sollten die Instrumente tel. Demnach würde bei den energetisch
Aufteilung des CO -Preises in erster Linie Vermietende adressieren unwirtschaftlichen Gebäuden die ver-
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und für Mietparteien möglichst unkom- mietende Partei für den Hauptteil des
Durch dieses Mieter-Vermieter-Dilemma pliziert zu realisieren sein«, sagt Jasmin CO -Preises aufkommen. Je effizienter
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bleiben bislang erhebliche Energiespar- Paulus, Managerin bei adelphi und eine das Gebäude ist, desto höher fiele der
potenziale im Einzelhandel ungenutzt. von fünf Autorinnen und Autoren der Anteil der mietenden Partei am CO -
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adelphi, seit 2017 Projektpartner der Kli- Studie. »Wir haben festgestellt, dass nur Preis aus.
maschutzoffensive des Handels, zeigt in wenige der untersuchten Konzepte von
der Studie, dass diese Situation mit den allen befragten Beteiligten befürwortet Eine solche Regelung wird für Wohnge-
richtigen Instrumenten durchaus zu ver- werden. Es wurde deutlich, dass das In- bäude aktuell durch die Bundesregierung
bessern ist. teresse an gebäudebezogenen Energie- auf den Weg gebracht. Für Gewerbeim-
mobilien scheitert sie bislang daran, dass
aufgrund der unterschiedlichen Nut-
zungsprofile noch keine einheitliche Sys-
© Ingo Bartussek – stock.adobe.com Dies sollte in den kommenden Jahren
tematik für Effizienzklassen vorliegt.
dringend nachgeholt werden.
Grüne Mietverträge für mehr
Transparenz
Auch eine stärkere Kooperation zwischen
Mietern und Vermietern empfiehlt das
Autorenteam. »Bei grünen Mietverträgen
könnten beide Parteien transparent an der
Reduzierung des Energieverbrauchs einer
Immobilie und ihrer nachhaltigen Nut-
zung und Bewirtschaftung mitwirken«,
sagt Paulus. Grüne Mietverträge oder
Green Leases sind Bestandverträge, die
Jetzt heißt es: Thermostat runterdrehen! durch ihre besondere Ausgestaltung Mie-
24 Shopping Places* Magazine 3 / 2022