Page 7 - German Council Magazin 02.2021
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GERMAN COUNCIL . FAIR FUTURE
Doch Gewinner werde es überall auf dem
Globus geben, sagt Kater: Zu ihnen zählen
asiatische, europäische und nordamerika-
nische Hersteller von Komponenten für
Batterien, Ladestationen und Stromnetze.
Hinzu kommen Elektrokonzerne, Netz- © Chiorbone da Frittole – commons.wikimedia.org
werk- und Digitalisierungsspezialisten,
Strom- und Wasserversorger, die bessere
Leitungsnetze erhalten werden, Hersteller
von Solar- und Windkraftanlagen – und
generell die Bauindustrie. Schulen, Kinder-
gärten, Krankenhäuser und öffentliche
Gebäude sollen modernisiert und erwei-
tert werden. »Indirekte Gewinner werden
auch die Banken sein«, sagt Chefökonom
Kater. »Die Infrastrukturpakete werden zu
einem leichten Zinsanstieg führen, der den
Geldinstituten höhere Margen bei der Kre-
ditvergabe bescheren wird.«
Denn die von der EU-Kommission und
der US-Regierung vergebenen Milliarden-
Pakete sollen massiv durch privates Kapi-
tal aufgestockt werden. Fonds werden
dafür Geld bei Anlegern einwerben und
sich obendrein Finanzierungen bei Ban- Jacopo de' Barbari: Portrait des Luca Bartolomeo Pacioli (um 1495) mit Studierendem, Museo di Capodimonte,
ken beschaffen. Das Bundeskabinett hat Neapel, Italien
deshalb im Mai die »nachhaltige Finanz-
strategie« beschlossen. Mit ihr soll die Fi-
nanzwirtschaft auf den Schutz von Men- parent und leistet auf diesem Weg ihren schaft schädigen. Mit Erfolg: Kunden
schenrechten, Klima- und Umweltschutz Beitrag zur Erreichung der Klimaschutz- wissen das ökologische Engagement zu
ausgerichtet werden. ziele der EU«, sagt Andreas Mattner, Prä- schätzen. Beide Marken genießen bald
sident des Zentralen Immobilien Aus- Kultstatus. Immer mehr Mitbewerber
»Klimaschutz und Nachhaltigkeit wer- schuss (ZIA), dem Spitzenverband der springen auf den neuen Trend auf – auch
den zum Leitmotiv«, sagt Bundesfinanz- deutschen Immobilienwirtschaft. hierzulande. 2015 wird der Tettnanger
minister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Bergsportausrüster Vaude von der Stif-
Scholz. »Die Strategie ist ein wichtiger Nach einer Umfrage der Berliner Rating- tung Deutscher Nachhaltigkeitspreis als
Hebel für die Modernisierung unserer agentur Scope unter den führenden Im- »Deutschlands nachhaltigste Marke«
Volkswirtschaft«, sagt Bundesumweltmi- mobilienfondsanbietern in Deutschland prämiert.
nisterin Svenja Schulze. »Viele Investoren planen 80 Prozent von ihnen, in den
haben längst verstanden, dass sie mit kommenden zwei Jahren nachhaltige Im- Kurz vor der Jahrtausendwende beginnen
nachhaltigen Zukunftstechnologien lang- mobilienanlageprodukte aufzulegen. britische Einzelhandelskonzerne sich mit
fristig die besten Geschäfte machen.« »ESG ist das dominierende Investment- Macht für ESG zu engagieren. Unterneh-
thema unserer Zeit – und macht auch vor men wie Tesco und Sainsbury‘s gründen
»ESG ist das dominierende Invest- den offenen Immobilienfonds nicht halt«, 1998 die Ethical Trading Initiative. Kon-
mentthema unserer Zeit« sagt Scope-Analystin Sonja Knorr. zerne wie Unilever kommen hinzu. Ziel
ist es, die Arbeitsbedingungen für die Be-
Bereits seit März gilt das ESG-Reporting Was heute höchste Regierungsweihen ge- schäftigten im Inland und insbesondere
für Immobilienfonds. Kapitalverwal- nießt, haben vor mehr als 25 Jahren Out- für die Arbeiterinnen in den Produktions-
tungsgesellschaften müssen nun regelmä- door-Unternehmen und Umweltschutzor- betrieben in Asien zu verbessern sowie die
ßig ihre Anleger über die Berücksichti- ganisationen angeschoben. Die schwedi- Natur zu schützen. Tesco stellt sich selbst
gung von Nachhaltigkeitsrisiken bei In- sche Marke Klättermusen und Patagonia diese Ziele: Das Unternehmen wolle »ein
vestitionsentscheidungen sowie über die aus den USA beginnen damals Natur- großartiger Arbeitgeber« sein, die »Aus-
ESG-Ausrichtung ihrer Fonds berichten. schutzprojekte zu sponsern und stellen wirkungen unserer Tätigkeit auf die Um-
»Die Offenlegungsverordnung macht In- auf ökologisch angebaute Baumwolle welt reduzieren« und »verantwortlich
vestitionen in nachhaltige Anlagen trans- um, damit Pestizide nicht mehr die Land- Handel treiben«.
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