Page 11 - German Council Magazin 02.2021
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GERMAN COUNCIL . FAIR FUTURE
gelegt wurde. Angesichts der extrem unsi-
cheren Konjunkturlage infolge der Coro-
na-Pandemie könnten Unternehmen
nicht weitere Lasten aufgebürdet wer- © Janine Schmitz/photothek.net
den«, argumentierte Altmaier.
NGOs und Grosskonzerne Seite an
Seite
Hinter Müller und Heil scharten sich
hingegen 125 Nichtregierungsorganisati-
onen in der Initiative Lieferkettengesetz
– von Brot für die Welt über die Christli-
che Initiative Romero, den DGB, Ger-
manwatch und das Forum Fairer Handel
und Misereor bis hin zum Weltladen-
Dachverband. Und 50 Unternehmen –
von Mittelständlern bis hin zu großen
Konzernen, darunter Kik, Nestlé, Ritter
Sport, Tchibo, Vaude und Volkswagen.
Ihr Argument: Nur über ein Gesetz Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU)
könnten Rechtssicherheit und gleiche
Wettbewerbsbedingungen geschaffen
werden. Alle Unternehmen seien dann an
denselben Standard gebunden, kein entlang der gesamten Lieferketten – nicht erfüllten von sich aus die NAP-Anforde-
Marktakteur könnte sich ohne Konse- nur in Deutschland«, sagt von Dewitz. rungen. Weitere zwölf Prozent waren
quenzen seiner Verantwortung entziehen dem Monitoring zufolge »auf einem gu-
und Gewinne auf Kosten von Mensch Vor der Verabschiedung des Gesetzes ten Weg« dahin.
und Natur machen. »Unternehmen sind hatte die Bundesregierung im Rahmen
ganzheitlich verantwortlich für die Aus- des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft Mehrkosten von 50.000 Euro im ers-
wirkungen ihres wirtschaftlichen Han- und Menschenrechte (NAP) überprüft, in ten Jahr
delns«, sagt beispielsweise Antje von De- welchem Umfang Unternehmen mit
witz, Geschäftsführerin des deutschen mehr als 500 Beschäftigten freiwillig da- Das im übernächsten Jahr in Kraft treten-
Bergsportausrüsters Vaude. Doch eine für sorgen, dass in von ihnen beauftrag- de Lieferkettengesetz verpflichtet die von
freiwillige Verpflichtung funktioniere ten ausländischen Fertigungsbetrieben ihm betroffenen Unternehmen, einen
nicht. »Daher brauchen wir eine gesetzli- Sozialstandards eingehalten werden. Das Menschenrechtsbeauftragten zu ernen-
che Regelung zur Einhaltung fairer Ar- Resultat war ernüchternd: Lediglich 17 nen. Dieser muss zunächst ein Risikoma-
beitsbedingungen und Umweltstandards Prozent der analysierten Unternehmen nagement aufbauen, über das potenzielle