Page 12 - German Council Magazin 02.2021
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GERMAN COUNCIL . FAIR FUTURE




          Verstöße gegen die Menschenrechte und
          Umweltschutzauflagen im eigenen Unter-
          nehmen und in direkten Zulieferbetrie-
          ben aufgedeckt werden können. Darüber
          hinaus muss ein Aktionsplan aufgestellt                                                             © IMAGO / epd – ChristianxDitsch
          werden. In diesem muss festgehalten wer-
          den, wie entdeckte Zuwiderhandlungen
          zu bewerten und abzustellen sind.

          Nach  Berechnungen  der  Nürnberger
          Rechts- und Steuerberatungskanzlei Rödl
          & Partner dürften mit dem 1. Januar
          2023 zunächst rund 2.900 Unternehmen
          vom Gesetz betroffen sein. Durch die
          Auflagen  dürften  bei  ihnen  im  Schnitt
          Mehrkosten von 50.000 Euro im ersten
          Jahr anfallen. Unternehmenslenker soll-
          ten bereits jetzt anfangen, die Implemen-
          tierung der kommenden Auflagen vorzu-
          bereiten, empfiehlt José Campos Nave,   Im Rahmen einer Pressekonferenz im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Berlin, präsentieren der
          Rechtsanwalt und geschäftsführender   Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller (CSU, li.) und der Bundes­
          Partner der Kanzlei. »Aufgrund des mit   minister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil (SPD, re.), eine fair und ohne Kinderarbeit in Bangladesh
          den vielfältigen Reporting-Pflichten stark   hergestellte Jeans mit dem Fair­Label »Grüner Knopf«
          formalisierten  Verfahrens  ist  anzuneh-
          men, dass verspätete oder lückenhafte
          Umsetzung Bußgeldverfahren nach sich   te« ähnliche Auflagen für Unternehmen   Zulieferer ihren Arbeitnehmern die in
          ziehen werden.«                   auf den Weg gebracht. Großbritannien   den jeweiligen Staaten geltenden Min-
                                            hat bereits 2015 mit dem »Modern Sla-  destlöhne zahlen, Überstunden vergelten,
          Arbeitsminister Heil und Entwicklungs-  very Act«, dem »Gesetz gegen die moder-  ausreichend Freizeit gewähren und keine
          minister Müller präsentieren das Regel-  ne Sklaverei« Hersteller verpflichtet, da-  Kinder  beschäftigen.  In  den  Niederlan-
          werk als Meilenstein in der internationa-  für Sorge zu tragen, dass ausländische   den gilt seit Mai 2019 das »Gesetz zur
          len Arbeitsrechts-Gesetzgebung. »Es gibt                            Sorgfaltspflicht bei Kinderarbeit«, um
          kein Gesetz auf der Welt, das so ambitio-                           diese zu verhindern.
          niert ist wie das deutsche Lieferkettenge-
          setz«, sagt Heil.»Die EU sollte die deut-                           Für die Initiative Lieferkettengesetz ist
          sche Regelung jetzt zur Grundlage eines                             das deutsche Regelwerk lediglich ein
          Vorschlags zur Einhaltung der Men-                                  Schritt in  die richtige  Richtung.  »Wir
          schenrechte in allen europäischen Liefer-                       © Kompaktmedien / BMAS  sind noch nicht am Ziel, aber endlich am
          ketten machen«, sagt Müller.                                        Start«, sagt Johannes Heeg, Sprecher der
                                                                              Initiative  und  Mitarbeiter  der  Bonner
          Ähnliche Gesetze auf nationaler                                     Entwicklungs- und Umweltschutzorgani-
          Ebene in Europa                                                     sation Germanwatch. Anders als von
                                                                              Heil und Müller zunächst vorgesehen sei
          Tatsächlich haben jedoch andere Staaten                             das Gesetz so weit abgeschwächt wor-
          bereits zuvor ähnliche Lieferkettengesetze                          den, dass es keinen zivilrechtlichen Haf-
          verabschiedet. Frankreich hat im Februar                            tungstatbestand mehr beinhalte. »Das
          2017 das »Loi de vigilance«, das Wach-                              bedeutet«,  sagt  Heeg,  »dass  Betroffene
          samkeitsgesetz beschlossen. Es verpflich-                           von Menschenrechtsverletzungen auf Ba-
          tet Unternehmen, etwaige Verstöße gegen                             sis dieses Gesetzes keinen Schadensersatz
          die Menschenrechte entlang der Liefer-                              von Unternehmen einklagen können.«
          ketten sowie auch in Tochterunterneh-
          men zu identifizieren und abzustellen. Im
          selben Jahr hat Spanien mit dem »Plan de                            Ein Beitrag von
          Acción Nacional de Empresa y Derechos                               Hubertus Siegfried,
          Humanos«, dem »Nationaler Aktions-                                  freier Journalist
          plan für Wirtschaft und Menschenrech-  Eines der Kampagnen­Motive



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