Page 16 - German Council Magazin 02.2021
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GERMAN COUNCIL . FAIR FUTURE
len und verhindern, dass die Steuerver-
© Adam Schultz / White House + © Bundesministerium der Finanzen / Photothek
meider billiger als andernorts billiger
davonkommen.
Schweiz bangt um ihre Steueroasen
Die einträchtige Kooperation der G7
ängstigt zurzeit nicht nur die Regierungen
in Irland und Luxemburg, sondern auch
in der Schweiz. Dort besteuern die meis-
ten Kantone Unternehmensgewinne mit
weniger als 15 Prozent. In Glarus und Lu-
zern sind es jeweils lediglich 12,32 Pro-
zent, in Nidwalden 11,97 Prozent und in
Zug sogar nur 11,85 Prozent. Zudem
werden umfangreiche Abschreibungen
gewährt. »Die Kantone mit den tiefsten
Gewinnsteuersätzen belegen nach den
klassischen Offshore-Domizilen Guern-
Joe Biden, USPräsident: »Ehrgeizige Diskussionen Olaf Scholz, Bundesfinanzminister: »Sehr gute sey, Katar sowie einigen (süd-)osteuropäi-
führen.« Nachricht für die Steuergerechtigkeit.« schen Staaten die vordersten Plätze der
Standorte mit tiefen Steuersätzen«, analy-
siert die Beratungsgesellschaft KMPG in
Seattle trickst Steuerflüchtlinge unterstützt hat. Durch die Erhebung der ihrem diesjährigen Swiss Tax Report.
mit lokaler Sonderabgabe aus Sonderabgabe auf Basis der Lohnkosten
sei es Unternehmen nicht möglich, Steu- Damit steht die Alpenrepublik mit im
Der Begriff »Amazon Tax« ist nicht im erschlupflöcher zu nutzen. Fokus der G7 bei der Durchsetzung der
Weißen Haus geboren. Erfunden hat ihn geplanten Mindeststeuer. Und die USA
Kshama Sawant, eine aus Indien stam- Die Mindestbesteuerung in Höhe von 15 und die EU haben den längeren Hebel,
mende Abgeordnete im Stadtparlament Prozent ist für Biden nur ein erster weil sie Sonderzölle auf Schweizer Pro-
von Seattle. Sie hat im vergangenen Jahr Schritt. Langfristig wollen die USA eine dukte erheben können. Die USA haben
durchgesetzt, dass die Metropole an der global einheitliche Unternehmenssteuer so in der Vergangenheit bereits die Eid-
Pazifikküste eine Covid-19-Sondersteuer auf vor Ort anfallende Gewinne von 21 genossen gezwungen, ihr Bankgeheim-
von allen Unternehmen erhebt, die pro Prozent durchsetzen. Erst bei einer nis aufzugeben. Bern ist dementspre-
Jahr Gehälter im Gesamtwert von mehr Fiskal abgabe in dieser Höhe sei gewähr- chend alarmiert. »Für die Schweiz gilt
als sieben Millionen US-Dollar zahlen. Für leistet, dass »Staaten genügend Einnah- es, jetzt die Weichen zu stellen, um im
jeden Beschäftigten mit einem Jahresge- men erzielten, um in essenzielle öffentli- Licht der Arbeiten zur internationalen
halt von mehr als 150.000 US-Dollar be- che Güter zu investieren und ihre Bürger Unternehmensbesteuerung ein wettbe-
trägt die von den Unternehmen zu zahlen- vor schweren Krisen zu bewahren«, sagt werbsfähiger Standort zu sein«, warnt
de Sonderabgabe 0,7 Prozent. Pro Ange- US-Finanzministerin Yellen. der Bundesrat die Regierung der Eidge-
stellten mit einem Jahressalär von mehr als nossen.
400.000 US-Dollar sind es 2,4 Prozent. Mit der Forderung nach einer weltwei-
Am schwersten betroffen von der Sonder- ten Mindeststeuer auf vor Ort erzielte
steuer ist Amazon, das ebenso wie die Kaf- Gewinne handeln die USA nicht ganz Ein Beitrag von
feehauskette Starbucks seinen Hauptsitz uneigennützig. US-Präsident Biden will Richard Haimann,
in Seattle hat. die Steuer auf Unternehmensgewinne freier Journalist
von derzeit 21 Prozent auf 28 Prozent
»Mit der Sonderabgabe könnten pro anheben. Sollten andere Länder dabei
Jahr 200 Millionen US-Dollar generiert nicht mitziehen, könnten Konzerne wie
werden, um damit jedem einkommens- Amazon ihre Unternehmenssitze in
schwachen Haushalt in Seattle 2.000 US- ausländische Steueroasen verlegen –
Dollar zukommen zu lassen«, sagt Sa- und auch versuchen, über Tochterge-
want, die als Mitglied der Socialist Alter- sellschaften in den USA erzielte Gewin-
native im Vorwahlkampf der US-Präsi- ne dorthin zu transferieren. Eine weit-
dentschaftswahl den linken demokrati- gehend einheitliche Besteuerung würde
schen Kandidaten Bernie Sanders jedoch den gewünschten Effekt verfeh-
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