German Council Magazin 02.2018 - page 3

gelobt werden? Im Prinzip ist es das Gleiche
wie damals in der Schule. Kommt es am Ende
nicht auf diese wenigen, aber ehrlich gemein­
ten Sätze und Augenblicke an? Schon ein aner­
kennendes Lächeln oder ein zustimmender Blick
können ein Anfang sein.
Ich gebe zu, es ist in der heutigen Zeit sehr viel
leichter, mit einem »Like« oder »Smiley« einem
Kollegen schnell mal zu zeigen, dass man es
gut findet, was er gesagt oder getan hat. Echte
menschliche Anerkennung ist aber viel, viel
mehr und in unserer digitalen Zeit wertvoller
und vielleicht erstrebenswerter denn je.
Wann haben Sie das letzte Mal anerkennende
Wort für jemanden gefunden? Ich jedenfalls
habe mir vorgenommen, die »schwäbische Va­
riante des Lobens: net g´schimpft ist g´lobt ge­
nug« weniger oft einzusetzen und empfehle Ih­
nen zur einstimmenden Lektüre zu diesem The­
ma unser neues Magazin.
Herzlichst,
Ihr Klaus Striebich
Liebe Leserinnen und Leser,
»Klaus, das hast du aber schön gemalt.« Sicher
erinnern Sie sich auch an diese oder ähnliche
Sätze aus Ihrer Kindheit, mit denen Eltern, Leh­
rer oder Bekannte über Ihre Schulter schauend,
Anerkennung und Lob zum Ausdruck brachten.
Was war das damals für ein schönes erheben­
des, nahezu unbeschreibliches Gefühl! Waren
diese Worte eine Art Lohn für die ordentliche
Mühe, ein schönes Bild gemalt zu haben? Oder
steckte mehr dahinter ?
Wertschätzung, Anerkennung und Lob haben
für mich auch immer etwas mit Leidenschaft,
Hingabe und auch Liebe zu tun. Denken wir
nur an den Satz, den wir uns leider viel zu sel­
ten erlauben, einer anderen Person ehrlich und
spontan zu sagen: »Heute siehst du aber toll
aus!« Kommt das nicht von innen, direkt aus
dem Herzen, spürt man es sofort, und es wird
fad und wertlos; vielleicht kehrt sich die Äuße­
rung sogar ins Gegenteil um. Sagt man es je­
doch spontan und mit strahlendem Gesicht, ist
es für den Empfänger dieser Worte ein echter
Glücksmoment. Es gibt keine Erwartungshal­
tung von Seiten des Lobenden. Er will keinen
Gegenwert oder gar eine gleichartige Antwort.
Das macht diese Worte so wertvoll für den
Empfänger.
Bei dem Wort »Anerkennung« denke ich auch
immer an den Umgang mit unseren Mitarbei­
tern und Kollegen. Mitnichten sind ein gutes
VORWORT
Gehalt, eine perspektivreiche Arbeit und ein
daraus resultierender sichtbarer Wohlstand
mit Haus, Auto und Urlauben fernab der Hei­
mat die alleinigen erstrebenswerten Lebens­
ziele. Die Grenze dieser »realen« Ziele ist nun
mal irgendwann erreicht.
Und was kommt dann? Wann ist kein Platz
mehr in der Garage für das dritte Auto? Wie vie­
le exotische Urlaubsgeschichten halten die
Freunde und Nachbarn noch aus? Wann wirken
»mein Auto, mein Haus, meine Yacht, meine ...«
langweilig und nicht mehr erfüllend? Bei vielen
Menschen breitet sich irgendwann schleichen­
de Leere aus. Eine Leere, an deren Ende die Fra­
ge steht, warum wir viele Stunden Arbeit – von
unserer ohnehin schon begrenzten Lebenszeit
– für einen Luxuswagen verwenden, der meist
nur in der Garage steht, weil sich wenig Gele­
genheit findet, ihn zu fahren.
Der Kreislauf dieses Verhaltens wird immer
dann durchbrochen, wenn es echte Anerken­
nung für unser Handeln und Agieren gibt, ob
nun bei der Arbeit oder im Privatleben. Wirk­
lich echte Anerkennung lässt uns auf der Leiter
der menschlichen Bedürfnisse eine Stufe höher
steigen. »Das ist ein großartiges Ergebnis Ihrer
Arbeit. Der intensive, persönlich Einsatz in den
vielen Stunden war es wert. Ich ziehe meinen
Hut vor Ihnen.« Wer möchte nicht von seinen
Kollegen oder sogar vom Chef persönlich so
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