Page 16 - German Council Magazin 01.2023
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GERMAN COUNCIL . RESILIENZ




                                                             Professor Dr. Andreas Knie
         © David Ausserhofer                                 WENIGER






                                                             AUTOVERKEHR



                                                             STEIGERT DIE




                                                             UMSÄTZE





                                                             Städte tun sich oft schwer, autofreie Flanier-
                                                             meilen zu installieren. Woran das liegt, erklärt

                                                             Verkehrsforscher Professor Dr. Andreas Knie
                                                             von der Technischen Universität Berlin.

                                                             Und er weiß auch, wohin die Entwicklung
                                                             geht.
          Professor Dr. Andreas Knie.




          Warum gibt es immer wieder Probleme mit verkehrsberuhigten   andere Werte. Ausgehen, Erlebnis-Shopping, eine schöne
          Straßen – wie Klagen, Proteste oder abschlägige Gerichtsurteile?  Umgebung sind die Attraktionen, die Menschen heutzuta-
                                                             ge in die Stadt locken. Doch der Einzelhandel hat oft un-
          Professor Dr. Andreas Knie: Schwierigkeiten treten zwar   terschiedliche Interessen und zieht nicht an einem Strang.
          nicht überall auf, aber man hört in der Tat häufig davon.   Die einen wünschen sich mehr Aufenthaltsqualität, an-
          Denn die Straßenverkehrsordnung sieht autofreie Ver-  dere Händler hätten die Parkplätze für Mitarbeiter am
          kehrszüge eigentlich nicht vor. Möchte eine Kommune   liebsten direkt vor der Haustür. Es ist aber nachgewiesen,
          eine solche Zone  einrichten, steht ihr ein langwieriger   dass bei weniger Autoverkehr in den Städte die Umsätze
          Prozess bevor, denn sie muss die Notwendigkeit auswei-  steigen – so lautet die Faustformel. Untersuchungen bei-
          sen und begründen. Das heißt, sie muss entweder einen   spielsweise in den Niederlanden, Belgien und der Schweiz
          Unfallschwerpunkt nachweisen oder dem Straßenverkehr   haben das bestätigt. In Randlagen hingegen, wo keine
          in einem aufwändigen Verfahren Flächen entziehen. Dar-  Urbanität herrscht, machen Fußgängerzonen wenig Sinn.
          aus können dann auch abschlägige Gerichtsurteile resul-
          tieren.                                            Welche Faktoren sollten Entwickler bei der Planung berücksichtigen?

          Trägt eine verkehrsberuhigte Zone zu Belebung der City und hö-  Dass sie die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung be-
          heren Umsätzen bei anliegenden Geschäften bei, oder sinkt die At-  achten müssen, wissen die Planer. Allerdings sollten sie
          traktivität, wenn Autos verbannt und Parkmöglichkeiten beseitigt   größer denken und von vorneherein großflächige Gebiete
          werden?                                            ausweisen. Zudem ist es wichtig, auf Vielfalt zu achten.
                                                             Ein harmonisches Konzept für Fußgänger und Radfahrer
          Vor dem Hintergrund der neuen Bestelloptionen des On-  gewährleistet den Erfolg einer autofreien Zone. Clever ist,
          line-Handels zählen für stationäre Händler mittlerweile   langsam fahrenden Kfz die Zufahrt zu gewähren: Wenn



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