German Council Magazin 05.2018 - page 81

GCM 5/2018
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GERMAN COUNCIL . ACADEMY
bestand immerhin noch circa 35 Prozent des ar-
chitektonischen Erbes aus der Zeit bis 1939. Die-
ser Prozentsatz sank bis in die 1980er Jahre auf
circa 15 Prozent. Das heißt: Mehr als die Hälfte
des am Ende des Zweiten Weltkriegs noch vor-
handenen historischen baulichen Bestandes in
Deutschland wurde danach vernichtet.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung beleuchtete
kürzlich in einem Artikel den aus Sicht des Au-
tors gänzlich misslungenen Um- und Wiederauf-
bau der Prager Straße in Dresden. Dort war noch
ein Großteil der historischen Substanz durchaus
verwertbar, auch nach dem Bombardement im
Februar 1945, von dem Gerhart Hauptmann
sinngemäß sagte, wer das Weinen verlernt
habe, könne es beim Anblick des brennenden
Dresden wieder lernen.
Leider gibt es auch aktuelle Beispiele für diese
aus meiner Sicht mangelnde Sensibilität der
Stadtplanung, aber auch der Immobilienbran-
che für historisch Gewachsenes, das sich Stadt-
bild prägend darstellt:
In Düsseldorf wurde kürzlich das klassizistische
Gebäude des Wohnsitzes des preußischen Lan-
deshauptmanns in der Friedrichstadt abgerissen,
um einem der vielen modernen Büroprojekte un-
ter dem Titel »Fürst und Friedrich« zu weichen.
Lediglich ein Teil der Fassade wurde als histori-
sches Feigenblatt in die neue Fassade eingebaut.
In Hamburg wird in diesem Jahr der Abriss des
Deutschlandhauses diskutiert, das in der Zeit der
Weimarer Republik Am Gänsemarkt nach den
Entwürfen von Fritz Block und Ernst Hochfeld als
Bürohaus mit Lichtspieltheater, Kaufhaus und
Ladenpassage errichtet wurde. Es handelt sich
um eines von wenigen erhaltenen frühmoder-
nen Gebäude dieser Art in Deutschland.
Vermutlich lässt sich diese Liste ohne Weiteres
fortsetzen. Erfreulicherweise gibt es jedoch zu-
nehmend eine Reihe von – sehr umstrittenen –
aus meiner Sicht aber positiven Beispielen in die
entgegengesetzte Richtung.
Soeben wurde in Frankfurt die rekonstruierte
Altstadt wiedereröffnet, ein historischer Ort
höchster Bedeutung: Seit dem 16. Jahrhundert
fanden in Frankfurt im Dom nicht nur die Kaiser-
wahlen, sondern auch die Kaiserkrönungen
statt, und der jeweils gewählte Deutsche Kaiser
zog vom Frankfurter Dom durch die Altstadt
zum Römer, um dort das Krönungs-Festmahl zu
halten. Goethe hat dieses außerordentliche Er-
eignis in seinen Memoiren »Dichtung und
Wahrheit« eindrucksvoll beschrieben.
In der Kultursendung »Titel Thesen Tempera-
mente« im Ersten Deutschen Fernsehen muss-
ten kürzlich selbst die Gegner der Rekonstrukti-
on einräumen, dass damit ein Kristallisations-
punkt und eine touristische Attraktion erster
Ordnung für Frankfurt geschaffen wurde.
Die FAZ verwies darauf, dass die vielen Wolken-
kratzer im Westend eben nicht das leisten kön-
nen, was ein Wiederaufbau leisten kann, näm-
lich ein städtebauliches Ensemble herzustellen,
in dem sich Menschen wohlfühlen.
Ein weiteres Beispiel geht gerade auch der Voll-
endung entgegen: Der Wiederaufbau des Berli-
ner Stadtschlosses. Es handelt sich dabei um den
Altstadt Frankfurt
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