Page 18 - German Council Magazin 03.2020
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 GERMAN COUNCIL . HERAUSFORDERUNG




          insgesamt 42 Ladestationen installiert.   chen. »Fahrverbote für Automobile mit   um bis zu 25 E-Fahrzeuge gleichzeitig zu
          »Mit den Ladestationen wollen wir die   Verbrennungsmotoren in Innenstädten   laden«, sagt der Projektkoordinator.
          Elektromobilität und die Nutzung emissi-  wirken sich tendenziell negativ auf deren
          onsfreier Fahrzeuge fördern und in unse-  Entwicklung aus, insbesondere auf den   Allerdings kommt es beim Betrieb von La-
          ren Centern einen zusätzlichen Service bie-  Einzelhandel, da es mit Online-Shopping   desäulen mit Strom aus Photovoltaikanla-
          ten«, sagt CEO Wilhelm Wellner.   und Lieferdiensten Alternativen gibt«,   gen auf technische Details an. »Sobald
                                            sagt Vorstandschef Philippe Op de Beeck.   sich eine Wolke vor die Sonne schiebt,
          Die Bereitstellung von Ladestationen lie-  »Aus unserer Sicht ist und bleibt der mo-  geht die Stromproduktion einer Photovol-
          ge im »ureigensten Interesse von Kom-  torisierte Individualverkehr das bevorzug-  taikanlage merklich zurück«, sagt Grott-
          munen, Immobilieneigentümern und   te Transportmittel.«             ke. Werden mehrere Fahrzeuge gleichzei-
          Händlern«, sagt Marcus Eggers, seit                                 tig aufgeladen, könne der plötzliche Leis-
          Oktober neuer Geschäftsführer von IPH   Bis zu 25 E-Autos gleichzeitig laden  tungsabfall die Ladetechnik überfordern,
          Centermanagement, das bundesweit 20                                 erklärt er. »Wir haben deshalb eine Steu-
          Shopping Center operativ verwaltet. »In   In den kommenden Jahren wird die Zahl   erung installiert, die innerhalb von Se-
          Zeiten strengerer Abgasvorschriften bis   der Ladestationen weiter steigen. Nicht   kunden auf Veränderungen in der Strom-
          hin zu Fahrverboten für Automobile mit   nur durch Eigeninitiativen des Handels,   ausbeute reagiert.« Ein Problem, mit
          konventionellen  Verbrennungsmotoren   sondern  auch  durch  das  »Gesetz  zum   dem sich Immobilieneigentümer nicht
          brauchen unsere Innenstädte die nötige   Aufbau einer gebäudeintegrierten Lade-   herumschlagen müssen, die ihre Ladesta-
          Infrastruktur, um weiterhin gut erreich-  und Leitungsinfrastruktur für die Elektro-  tionen mit Strom von externen Anbie-
          bar und damit lebendig zu bleiben.« Der   mobilität in Gebäuden«, das die EU-  tern versorgen lassen. Dafür haben sie
          Handel leiste dabei einen »extrem wich-  Richtlinie zu Gebäudeeffizienz in nationa-  aber  auch  keine  Chance  auf  eine  Aus-
          tigen Beitrag«, sagt Eggers. »Jede achte   les Recht umsetzt. Es schreibt vor, dass je-  zeichnung beim Energiewendebauten-
          E-Ladesäule in Deutschland ist auf ei-  des neu errichtete oder umfangreich reno-  Kongress.
          nem Stellplatz im Einzelhandel instal-  vierte Nichtwohngebäude, das über mehr
          liert –  mitunter ist  das Aufladen sogar   als zehn Stellplätze verfügt, mit mindes-
          kostenlos möglich, oft mit 100 Prozent   tens einem Ladepunkt ausgestattet wer-  Ein Beitrag von
          zertifiziert grünem Strom.«       den und mindestens jeder fünfte Stellplatz   Richard Haimann,
                                            mit der Leitungsinfrastruktur für die Elek-  freier Journalist
          »Motorisierter Individualverkehr   tromobilität ausgestattet werden muss.
          bleibt das bevorzugte Transport-   Zudem müssen sämtliche Gewerbeliegen-
          mittel«                           schaften, die über mehr als 20 Stellplätze
                                            verfügen, vom 1. Januar 2025 an mindes-
          Auch APCOA, Vermieter von rund 1,3   tens eine Ladestation aufweisen.
          Millionen Stellplätzen an 7.200 europäi-
          schen Standorten, rüstet seine Parkhäuser   Doch deren Installation ist nicht so ein-
          immer weiter mit Ladestationen auf, um   fach, wie der Bürokomplex am Frankfur-
          den Besuch von Innenstädten für Nutzer   ter Ring in München beispielhaft zeigt.
          von Elektromobilen attraktiver zu ma-  Der elektrische Anschluss des 1994 errich-
                                            teten Gebäudes ist nicht für die hohen
                                            Stromlasten ausgelegt, die künftig zur
         © APCOA                            Aufladung  von  Elektromobilen  nötig
                                            sind. »Als die Immobilie vor 26 Jahren er-
                                            richtet wurde, war Elektromobilität kein
                                            Thema«, sagt Matthias Grottke, Projekt-
                                            koordinator beim Eigentümer Hammer,
                                            der weitere Immobilien mit Ladestationen
                                            ausrüsten will. »Mit der existierenden In-
                                            frastruktur hätten wir maximal drei Lade-
                                            stationen in der Tiefgarage betreiben kön-
                                            nen.« Ziel war es jedoch, Beschäftigten al-
                                            ler Mieter die Möglichkeit zu geben, ihre
                                            Elektromobile an der Arbeitsstätte aufzu-
                                            laden. Möglich macht dies die Photovol-
                                            taikanlage auf dem Dach und ein intelli-
                                            gentes Lastmanagement. »Die Photovol-
          Philippe Op de Beeck              taikanlage  produziert  genügend  Strom,



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