Page 60 - German Council Magazin 05.2019
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GERMAN COUNCIL . INTERVIEW




       »Wenn wir wüssten, wie                                                  vier Bürogebäude und drei Wohngebäude –
                                                                               und den Einzelhandelsbereich und den Termi­
       die Zukunft tickt, hätten                                               nal. Und ganz wichtig: Über 40 Gastronomie­
                                                                               konzepte, das Kino, Kultur­ und Freizeitkon­
                                                                               zepte werden das Quartier richtig zum Leben
       wir sie in der Vergangenheit                                            erwecken.


       erfunden«                                                               Viele Jahre wurde um die Art und Ausprägung
                                                                               des Überseequartiers gerungen. Ist es aus Ihrer
                                                                               Sicht eher förderlich gewesen, dass es so lange
                                                                               gedauert hat?
       Dirk Hünerbein, Director of Development Germany bei                     Viele Leute hätten sich eine schnellere Ent­
       Unibail-Rodamco-Westfield, ist für alle Neuentwicklungen und            wicklung gewünscht. Eigentlich sollten das
       Revitalisierungsprojekte in Deutschland zuständig. Dazu gehört          nördliche und südliche Überseequartier zeit­
                                                                               gleich das Herz der gesamten HafenCity wer­
       auch das Mixed-use-Projekt »Westfield Hamburg-Überseequartier«          den. Diese Planungen sind nicht mehr umge­
       in der HafenCity  in Hamburg. Es entstehen 14 Gebäude, die              setzt worden. Der Süden lag dann brach –
       Einzelhandel, Gastronomie, Freizeitkonzepte, Büros, drei Hotels,        über Jahre hinweg. Jetzt geht es darum, den
                                                                               Stadtteil lebendiger zu machen – von mor­
       ein Kreuzfahrtterminal und 650 Wohnungen umfassen. Rund 200             gens bis abends. Sieben Tage die Woche.
       Läden sind geplant, etwa 4.000 Büro-Arbeitsplätze sollen entstehen.
       Über »multisensorische« Erlebniswelten, die Strahlkraft von             Lassen Sie Ihrer Fantasie mal freien Lauf: Wir
                                                                               schreiben das Jahr 2022. Es  ist  ein schöner
       Stadtquartieren und neue Mobilitätskonzepte in einer                    Herbsttag, mittags zum 12 Uhr. Was sehen Sie
       wachsenden Metropole ...                                                im Überseequartier?
                                                                               Vor allem Menschen auf den Straßen. Auch
                                                                               wenn viele Leute immer noch davon reden,
                                                                               dass wir ein Shopping Center bauen, aber das
       Herr Hünerbein, wann waren Sie zuletzt auf   Ab wann stand eigentlich fest, dass das Über-  ist es nicht. Es handelt sich vielmehr um öf­
       der Baustelle im Überseequartier?   seequartier mehr als ein Einkaufszentrum wer-  fentliche Straßen und Plätze, an denen sich
       Dirk Hünerbein: Gestern.            den soll?                           Einzelhandel angesiedelt haben wird. Zum
                                           Eigentlich stand das schon beim ersten Be­  Teil überdacht – aber kein Center, sondern le­
       Und wie sieht es aus?               bauungsplan fest. Es war von Anfang so ge­  diglich überdachter öffentlicher Raum. Und
       Gut. Wir haben mit dem Rohbau Anfang des   dacht, dass das Überseequartier so etwas   was ich mir wünsche – bei gutem und
       Jahres angefangen, sodass man inzwischen   wie das »commercial heart« werden soll. Ne­  schlechtem Wetter – ist, dass Einzelhandel
       nicht nur das Fundament sieht, sondern auch   ben Einzelhandel sollte es auch Büros und ein   und Freizeiteinrichtungen Menschen auf die
       schon einen Stützenwald des untersten Ge­  Hotel geben – Wohnen war ursprünglich   Straßen locken.  Touristen, Anwohner und
       schosses.                           nicht vorgesehen. Jetzt gibt es drei Hotels,   auch diejenigen, die hier arbeiten und ihre Mit­
                                                                               tagszeit in urbanem Umfeld verbringen wol­
                                                                               len. Ich habe somit das Bild einer lebendigen
                                                                               Stadt vor mir – und zwar nicht nur mittags
                                                                               um zwölf Uhr, sondern auch nach zwanzig
                                                                               Uhr, weil wir auch Angebote schaffen, die
                                                                               man nach Feierabend mit Freunden oder Fa­
                                                                               milie nutzen kann.

                                                                               Worauf stützen Sie Ihre Vision, dass es auch
                                                                               abends noch belebte Straßen geben wird?
                                                                               Wir planen bewusst keinen City­Raum nur mit
                                                                               Büros und Einzelhandel, wo sich nach Laden­
                                                                               und Büroschluss die Straßen merklich leeren.
                                                                               Wir  werden hier Gastronomie, ein großes Kino
                                                                               und Freizeiteinrichtungen haben, die zum
                                                                               Bleiben einladen – oder zum Kommen am
                                                                               Abend, so wie man in die Kieze in Eimsbüttel,
                                                                               Altona oder auch Eppendorf geht.
       Das Überseequartier in Hamburg, wie es ab 2022 aussehen könnte


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