Page 7 - German Council Magazin 05.2019
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GERMAN COUNCIL . ÖKOLOGIE




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         »Fridays for Future«: Greta Thunberg am 19. April 2019 auf der Piazza del Popolo, Rom



         Thunberg wird zum globalen Gesicht der   knapp jeder vierte Wähler für Bündnis 90/Die   zer Industriesektors – vom international täti­
         jüngsten ökologischen Protestwelle. Die vom   Grünen votieren würde, wäre zu diesem Zeit­  gen Automatisierungsgiganten ABB bis hin
         schwedischen Schriftsteller Jakob von Uex­  punkt Bundestagswahl gewesen. Auf 24 Pro­  zu traditionellen Uhrenmanufakturen.
         küll  1980  gegründete  Stiftung  Right  Liveli­  zent der Stimmen taxiert die Forschungs­
         hood Award Foundation ehrt sie in diesem   gruppe Wahlen die Partei; 23,5 Prozent attes­  Dass der Schutz von Natur und Umwelt ein­
         Jahr mit dem Alternativen Nobelpreis »für die   tiert ihr das Allensbach­Institut – in jedem Fall   mal in den Mittelpunkt der Politik geraten
         Gestaltung einer besseren Welt«. Das US­  ein sicherer zweiter Rang hinter der Union, für   würde, ist über Jahrtausende hinweg undenk­
         Nachrichtenmagazin  Time kürt sie bereits   die sich rund 29 Prozent der befragten Wahl­  bar. Wenn ein Landstrich kahlgeschlagen ist
         2018 zu einem der 25 einflussreichsten Teen­  berechtigten aussprechen.  und die Böden erodieren, werden an anderer
         ager des Planeten, diesen Sommer nimmt die                              Stelle Bäume gefällt. Was heute »Raubbau«
         Redaktion sie in die Liste der 100 einfluss­  Kräftig zulegen können die Öko­Parteien zu­  genannt wird, lässt in vergangenen Jahrhun­
         reichsten Persönlichkeiten 2019 auf.   letzt auch in der Schweiz. Bei den National­  derten Landschaften von so prägnanter Ein­
                                             ratswahlen in diesem Oktober steigern die   zigartigkeit entstehen, dass sie heute als Ur­
         Öko-Parteien werden mehrheitsfähig   Grünen ihren Stimmenanteil von zuvor 7,1   laubsregionen vermarktet werden können.
                                             Prozent auf 13,2 Prozent. Von 4,6 auf 7,8 Pro­
         Nirgendwo in der Welt gewinnt die neue Öko­  zent wachsen die wirtschaftsnäheren Grünli­  »… ich dachte nicht, dass es gar
         logiebewegung politisch so viel Macht, wie in   beralen. 21 Prozent der Urnengänger haben   so elend wäre«
         dem Staat, dessen Wirtschaft auf dem nicht   zugunsten einer stärkeren ökologischen Aus­
         ohne Schadstoffemissionen machbaren Im­  richtung eines Staates votiert, dessen Wirt­  Ein Beispiel dafür ist die Lüneburger Heide.
         port von Rohstoffen und dem Export von Fer­  schaft ähnlich stark von Industrie und verar­  Um 1.000 nach Christi siedeln immer mehr
         tigprodukten basiert: Deutschland. Ausge­  beitendem Gewerbe geprägt ist wie in   Menschen auf den kargen Böden in der nord­
         rechnet in der Nation, in der jeder siebte In­  Deutschland. Chemie, Maschinenbau, Metall­  deutschen Tiefebene. Die Wälder müssen Fel­
         dustrie­Arbeitsplatz am Automobilbau hängt,   verarbeitung, Pharma und Präzisionsinstru­  dern weichen. Das geschlagene Holz wird in
         zeigen Umfragen in diesem Oktober, dass   mente sind die fünf Standbeine des Schwei­  der Lüneburger Saline verfeuert, um die nahe

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