Page 3 - German Council Magazin 05.2019
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VORWORT




































         Liebe Leserinnen, liebe Leser,

         ein spannendes Jahr geht zu Ende. Wieder ein­  gut, kaufen sie aber nur, wenn´s dafür staatli­  tergrund einer sich digital veränderten Welt
         mal könnte man sagen – und doch war vieles   che Subventionen gibt. Und mal ehrlich: Auch   aber diskutieren und neu verhandeln, dann
         anders als sonst. Der Freitag ist nicht mehr das,   dabei verschließen wir gern die Augen vor den   müssen wir auch bereit sein, eigene Verhal­
         was er vor einem Jahr war. »Fridays for Future«   negativen Begleiterscheinungen des Fahrens   tensweisen selbstkritisch zu hinterfragen. Der
         heißt die mittlerweile weltumfassende Initiative   mit gutem ökologischen Gewissen. Denn beim   stationäre Handel kann im Prinzip in einem
         junger Menschen, die auf die Folgen der Klima­  Bau der Batterien werden große Mengen an   Umkreis von rund 30 Minuten allen Menschen
         veränderung und deren Ursachen aufmerksam   Energie verbraucht und CO  ausgestoßen. Eine   einer Stadt die gewünschten Waren und
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         machen. Schüler gehen freitags auf die Straße   Batterie für einen  Tesla S kann schon zwi­  Dienstleistungen anbieten und liefern. Die Rah­
         und nicht zur Schule. Nicht ohne Erfolg: Die Re­  schen 15 und 20 Tonnen CO ­Emissionen ver­  menbedingungen dafür müssen wir alle ge­
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         sonanz auf ihre Demonstrationen ist eine im­  ursacht haben, bevor das Auto überhaupt auf   meinsam neu verhandeln und dabei auch lieb
         mer tiefer greifende Diskussion über Sinn und   die Straße kommt. Stört uns nicht; bekommen   gewonnene Positionen überdenken und wo­
         Unsinn nationaler und internationaler Klimapoli­  wir ja nicht so richtig mit.  möglich  aufgeben. »Wasch mich, aber mach
         tik. Nahezu alle gesellschaftlichen Schichten                           mich nicht nass«, das ist da nicht erfolgreich.
         sind betroffen, und die Frage nach den richtigen   Tausendfach werden auf den Fridays­for­Fu­  Nicht ohne Grund heißt es seit dem 1. Jahr­
         Lösungen bestimmt den Alltag.       ture­Demos Videos gedreht, hochgeladen und   hundert: »Manus manum lavat« – eine Hand
                                             über Social Media Nachrichten und Bilder welt­  wäscht die andere.
         »Gut so«, möchte man sagen, ist doch schlicht   weit gepostet. Wie viel Strom wird damit ver­
         zu erkennen, dass ein »weiter so« nicht zielfüh­  braucht? Blicken wir auf den Online­Handel   Lassen Sie sich von zukunftsorientierten Im­
         rend erscheint. Aber die Details der Lösungsan­  und die Menschen, die zehn Pakete bestellen,   pulsen auf unserer ersten Zukunftskonferenz
         sätze müssen uns aufhorchen lassen. Es ist gar   eines behalten und neun zurücksenden – alle­  REBOOT vom 22. bis 23. Januar 2020 in Berlin
         in Frage zu stellen, ob so manche »klimanütz­  samt  geliefert  von  alten Dieseltransportern,   inspirieren und verhandeln Sie die Zukunft mit.
         liche« Idee auch wirklich im Ganzen sinnvoll ist   hinter deren Steuer Fahrer sitzen, die kaum
         oder vielleicht nur eine kurzes Intermezzo be­  den Mindestlohn erhalten. Da sollten wir uns   Ich freue mich auf Sie und wünsche eine fried­
         deutet, ohne am Ende wirklich was verändert zu   zurecht fragen, wie groß der Energieaufwand   liche und erholsame Weihnachtszeit
         haben.                              ist, der für den einzelnen Konsumenten getrie­
                                             ben wird, damit dieser bequem zu Hause aus­
         »Wasch mich, aber mach mich nicht nass«,   suchen und kaufen kann.
         dieser launige Spruch passt irgendwie zur ak­
         tuellen Situation. Wir wollen Strom aus Wind­  Wir wollen hier nicht den Mahner mit erhobe­
         kraftanlagen, aber bitte nicht die Kabel an un­  nem Zeigefinger spielen. Wenn wir das Leben
         serem Ort verlegen lassen. E­Autos finden wir   in der Stadt, in der Gesellschaft vor dem Hin­  Ihr Markus Trojansky
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