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GCM 4-2013

  GCM 4 / 2013 GERMAN COUNCIL . leidenschaft Mehr Neugier wagen Momente der Wahrheit geschehen häufig an Orten, wo man sie am wenigsten erwartet – etwa bei der Eröffnung eines großen Shop- ping Centers. Da saßen also Ende August drei Männer aus der Immobilienbranche und zwei Männer aus der Politik in Frank- furt zusammen, um sich von einer Nach- richtensprecherin anlässlich der Eröffnung des Skyline Plaza freundlich befragen zu lassen. Eine wirklich originelle Idee hatte sich die Dame ganz bis zum Schluss aufge- hoben. Wer, so fragte sie scheinbar harmlos in die Runde, wolle denn eigentlich gerne einmal mit wem in aller Ruhe ein Gläschen Wein trinken gehen? Gut – ECE-Chef Alexander Otto war noch so galant, mit der Moderatorin ausgehen zu wollen, um möglicherweise mehr über die heutigen Untiefen der einst renommierten »Tagesschau« zu erfahren. Doch dann kam, was kommen musste: Stefan Brendgen von Allianz Real Estate wollte sich am liebsten mit Bernhard Hansen über Projektentwick- lung unterhalten, Bernhard Hansen am liebsten mit Alexander Otto über den Markt. Aber auch der Politiker und Frank- furter Baubürgermeister Olaf Cunitz wollte sich am liebsten mit dem Politiker und hes- sischen Finanzminister Thomas Schäfer treffen – und umgekehrt. Obwohl, oder vielleicht sogar weil der eine ein Grüner und der andere ein Schwarzer ist. Zeugen dieses denkwürdigen Moments blieb wieder nur die Erkenntnis, dass sich Immobilienleute und Politiker vielleicht ge- legentlich auf Podiumsdiskussionen oder in Dienstzimmern miteinander unterhal- ten – aber dass sie sonst nichts so recht miteinander anzufangen wissen. Im Zwei- fel bleibt lieber jeder für sich. Abermals wurde in Frankfurt das alte Problem offen- sichtlich, dass sich die Immobilienbranche selbst genügt. Und warum auch nicht? Sie genießt schließlich einen denkbar schlechten Ruf in der breiten Öffentlichkeit. Da macht es wenig Spaß, sich im Gespräch mit Leuten jen- seits der Branche über die altbekannten Vor- urteile zu unterhalten. Korrupt, faul, gierig – das sitzt tief im öffentlichen Bewusstsein. Also bleibt man lieber unter Seinesgleichen, wo man sich kennt und gelegentlich sogar schätzt. Diese Selbstbezogenheit ist jedoch ein fata- ler Fehler. Denn damit bleibt der Öffentlich- keit weiterhin verborgen, wie sich die Bran- che über die vergangenen 20 Jahre hierzu- lande professionalisiert hat. Das Bild der kri- minellen Baulöwen und unseriösen Ver- mittler ist von gestern. Argumente, die nun vermittelt werden können, liegen of- fen zutage. Etwa der Verweis auf die im Vergleich mit anderen Wirtschaftszwei- gen einmalige Kleinteiligkeit der Bran- che. Dadurch gibt es zwar immer noch gelegentlich ein paar »Schwarze Schafe« die in alte Muster zurückfallen. Aber sie machen eben nur noch einen Bruchteil des Geschäfts aus. Zur Sprache kommen kann auch die immer bessere Ausbil- dung, nicht zuletzt auf akademischem Ni- veau, die mit ihrer hierzulande betriebe- nen Interdisziplinarität international bei- spielgebend ist. So viel anderes lässt sich aufzählen, was sich mit dem in der Öf- Kommentar ©thinkstock.com 20

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