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GCM 4-2012

  GCM 4 / 2012 GERMAN COUNCIL . Colours Michael Pepes Es gibt Bücher, die man am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Egal, welche Seite man aufschlägt, man wird sofort in Bann gezogen. Dabei kommt es nicht darauf an, wie bunt und schrill, wie grell und laut einem die Inhalte ins Gesicht springen. Bisweilen liegt in der stoischen Lehrbuch- Ruhe eine unendliche Kraft. In aller Gelassenheit darf sich das Wissen vor dem lesenden Auge entwickeln. Und am Ende belächelt man leise seinen Erkenntnisgewinn. Am Scheitelpunkt der Assoziationen legt man das Buch zur Seite. Und ist gelb vor Freude – wie die Brasilianer sagen. Vater und Sohn Küthe ist dieses Kunststück mit dem vorliegenden Buch meisterhaft gelungen. Noch dazu, weil es ein normalerweise so dröges Thema wie Produktmarketing behandelt. Die Autoren beschäftigen sich noch dazu mit der Funktion und Wirkung von Farben für das Marketing und insbesondere für das Direktmarketing. Das ist nicht unerheblich. Sehr oft entscheiden Farben über Erfolg oder Nichterfolg eines Produkts. Denn der Kunde reagiert als visuelles Wesen auf Farben. Ähnlich wie der Steinzeitmensch, sagt Direktmarketing-Guru Siegfried Vögele: »Wie hät- te er sonst den Reifegrad von Früchten erkennen sollen, wenn nicht an der Farbe. Es lagen ihm ja keine anderen Informationen vor. Auch der Homo sapiens im Medienzeitalter reagiert noch so.« Woher stammt das Magenta? In zwölf Kapiteln verpacken die Autoren das Grundlagenwissen über Farben. Der Leser erfährt zunächst, wie die heute zahlreichen Farbna- men zustande gekommen sind. Sepiabraun oder Perlgrau, Bleiweiß oder Kobaltgrün. Oder das berühmte Magenta: »Im Jahr 1858 sitzen vier Chemiker der IG-Farben zusammen und brüten darüber, wie das purpurfarbene neue Pigment nun heißen soll. Brainstorming war noch nicht erfunden! Drei denken nach – einer liest Zeitung. Dem Bildungs- beflissenen wird es endlich zu bunt: ›Ihr habt Probleme – nichts als fla- che Begriffe und bei Magenta-Solferino tobt eine Schlacht mit bisher über 50.000 Toten.‹ Die drei Kreativen stocken – klingt doch gut, das Wort Magenta!« Es war übrigens das erste künstliche Farbwort. Heute gibt es deren viele mehr: Azur, Capri, Inka oder Bali. Und diese Farbna- men entscheiden oft über den Markterfolg eines Produkts. Genauso wichtig wie der Name ist die Farbpsychologie. Dahinter steht die Frage: Welche Assoziationen werden mit welcher Farbe verbunden und wie reagiert man darauf? Nehmen wir die Grundassoziationen zu den Elementarfarben: »Rot = Feuer, Blut, Liebe; Gelb = Gefahr, Bedro- hung; Grün ist Natur, Landschaft; Blau = Himmel, Träume«. Interessant ist jetzt die Übertragung auf verschiedene Gemütsbewegungen. Grün gehört zur Ruhe, Blau zur Melancholie, Rot zum Zorn und Gelb zum Hass. Diese Assoziationen lassen sich wiederum auf das Hören, Rie- chen und Schmecken anwenden. Demzufolge schmeckt beispielsweise Gelb sauer, Rot süß, Violett bitter und Blaugrün salzig. Womit wir bei der Farbgebung von changeX sind. Jeder Leser kann bei der Lektüre dieser Kapitel selbst seine Unternehmensfarben oder Lo- gos einer Überprüfung unterziehen. In den zusammenfassenden Cha- rakterbildern über die einzelnen Farben halten die Autoren, was uns betrifft, fest: »Orange ist der Ausdruck eines höheren geistigen Le- bens« und »Gelb hat eine stark anregende Wirkung, ohne dabei aufzu- regen, wie es die Farbe Rot tut.« Fehlt eigentlich nur noch etwas Grün als Farbe des gesunden, vollen Lebens. Dann stünde ein perspektivi- sches Selbstbild der Redaktion im Raum. Grn oder gelb vor Neid? Doch Farben kommen in der Wildbahn der modernen Warenwelt nicht nur einzeln vor. Sie stehen mit anderen in Beziehung. Wer weiß aber genau, welche Farben am besten miteinander harmonieren? Dieser Frage widmen sich die Küthes ausführlich. Auch deshalb, weil Farbäs- thetik in den letzten Jahren ein beliebtes Thema geworden ist. Fragen über Fragen harren diesbezüglich auf Antworten. Darf Gelb mit Grün oder Blau mit Grün? Nach dem Farbkreis von Goethe weder noch. Grün harmoniert nur mit Purpur, Gelb mit Violett und Blau mit Orange. Doch moderne Farbkompositionen gehen ein Stück weiter. Dort geht man nicht mehr nur von singulären Farben aus, sondern von ganzen Farbzo- nen. Zu den Primärfarben gesellen sich die Sekundär- und Tertiärfar- Gelb vor Freude, blau vor Wut Marketing mit Farben. Gelb wie der Frosch – das neue Buch von Erich Küthe & Fabian Küthe ©VesnaCvorovic-Fotolia.com

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